Ran an die Kette : So schärfen Sie ihre Motorsäge selbst
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Zähne zeigen: Die Schneiden hobeln sich durchs Holz, die Nase davor begrenzt die Tiefe, die nach unten dient dem Antrieb. Bild: Wolfgang Eilmes
Das Holz für den nächsten Winter ist eingebracht, die Säge stumpf. Sie selbst zu schärfen ist gar nicht so schwer. So klappt es am besten.
Manchmal verläuft der Fortschritt in Schüben. Das ist ein Segen, wenn die Technik dem Menschen eine Plage abnehmen kann. Kürzlich fand sich beim Nachbarn eine Säge, alt und leicht angerostet, aber mit beeindruckenden Zähnen und gut einen guten Meter lang. Mit so etwas wurden früher Bäume gefällt und geschnitten, ein Mann an jeder Seite. Eine schweißtreibende Arbeit, wir haben nach wenigen Minuten aufgegeben.
Zum Glück gibt es seit Mitte der fünfziger Jahre handliche motorbetriebene Kettensägen, das war eine Revolution. Seit Ende der siebziger Jahre versorgt sich der Autor dieser Zeilen selbst mit Brennholz aus dem Wald, sechs eigene und eine Reihe geliehener Sägen waren im Einsatz. Die brauchen, je nach Größe, unterschiedliche Ketten – sie sind, wie das Schwert und das Antriebsritzel, ein Verschleißteil. Im Keller hängen rund zwei Dutzend Exemplare an der Wand, und das kommt so: Eine neue Kette sägt wie der Teufel. Wer darauf achtet, sie gelegentlich nachzuspannen und nicht in den Boden kommt, kann mehrere Stunden damit arbeiten.
Doch mit der Zeit lässt die Schärfe nach, das Gerät zieht sich dann nicht mehr wie von selbst durch das Holz. Mit dem Kraftaufwand steigen das Verletzungsrisiko und die Hitzeentwicklung, spätestens, wenn es qualmt, entsteht Handlungsbedarf. Nun kann der Besitzer seine Kette zum Händler bringen, der das Nachschärfen für etwa einen Zehner besorgt. Weil das die Arbeit unterbricht, ist es aber besser, sich gleich eine Zweit- oder auch Drittkette zuzulegen. Die gibt es in jedem Baumarkt oft schon für 15 bis 20 Euro, also kaum teurer als das Nachschärfen.
Führungsschiene und Kettenteilung
Angesichts der vielen Größen empfiehlt sich zuvor ein Blick in die Bedienungsanleitung der Säge. Dort steht unter anderem die Länge der Führungsschiene, nach der sich die Zahl der benötigten Glieder richtet. Zweites wichtiges Kriterium ist die Kettenteilung, die als Abstand zwischen der Mitte eines Niets bis zur Mitte des übernächsten ermittelt wird, die Hälfte davon ergibt die Teilung in Millimeter. Angegeben ist sie auf der Packung in Zoll, die Teilung 3/8 zum Beispiel entspricht 9,32Millimeter. Andere verbreitete Größen sind 1/4 Zoll, .325 und .404. Das dritte Maß ist die Stärke des Treibglieds, das zwischen den Schneidgliedern angeordnet ist.
Sein unterer Teil läuft in der Führungsschiene und muss deshalb zur Breite der darin verlaufenden Nut passen, sie liegt zwischen 1,1und 1,6 Millimeter. Für den Käufer interessant ist schließlich die Form des Schneidezahns. Er hobelt die Späne aus dem Holz, dabei hebt die nahezu horizontal angeordnete Dachschneide den Span von der Schnittfuge ab, die vertikale Brustschneide trennt ihn seitlich.
Profis verwenden die Vollmeißelkette, deren Dach- und Brustschneide bilden einen scharfkantigen rechten Winkel. Diese Form ermöglicht eine hohe Schnittgeschwindigkeit, ist aber empfindlicher. Für den Normalverbraucher meist besser geeignet ist der Halbmeißel, dessen Kante am Winkel ist leicht abgerundet. Nach unserer Erfahrung liegt die Schnittleistung nur wenig unter der des Vollmeißels, aber sie ist einfacher zu schärfen.
Womit wir bei der Pflege wären. Vor ein paar Jahren hat uns der Förster zum Motorsägenkurs geschickt, weil er sonst keine Holzschein mehr ausstellen darf. Weil alle Teilnehmer alte Kämpen waren, die seit Jahren unfallfrei Stämme zerlegen, hatte der Forstmann Erbarmen: Nach dem Pflichtteil an Theorie und dem Zerlegen einer starken Buche wurde an der Säge geschraubt und gefeilt. Wie sich dabei zeigte, sind die Talente unterschiedlich verteilt. Wer also Probleme hat, mit der Rundfeile einen sauberen Strich zu ziehen, braucht hier nicht weiterzulesen. Allen anderen sei gesagt: Das Geld für den Händler spart, wer seine Kette selbst schärfen kann.
Wer lange Freude an seiner Kette haben will, wählt den Handbetrieb
Am Anfang stehen die Begutachtung, ob es Defekte wie beschädigte Glieder gibt, und das Reinigen. Denn das Schärfgerät soll ja Material am Stahl abtragen und nicht Holzreste, Harz und Öl. Dazu gibt es von den großen Marken spezielle Mittel, solche für den Backofen, Dieselöl, in das die Kette über Nacht eingelegt wird, und für leichte Verschmutzungen Spiritus tun es auch. Den Rest erledigt eine Bürste. Es folgt das Entwirren der Kette, damit kann man sich stundenlang beschäftigen. Das Schärfen können elektrisch betriebene Schleifscheiben übernehmen, die es für rund 25 Euro aufwärts im Handel gibt. Das Ergebnis solcher Billigheimer hat uns bisher nicht überzeugt.