Akku-Kettensäge von Stihl : Besser abgeschnitten als gedacht
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Tauglichkeitsnachweis: Das Leichtgewicht schafft auch dicke Brocken Bild: Alina Weber
Die Entwicklung der Akku-Technik macht es möglich: Jetzt lassen sich sogar Kettensägen sinnvoll elektrisch betreiben, ohne dass ein Kabel daran hängt. Aber der Griff zur Akkusäge erfordert eine gewisse Stärke - nicht körperlich, aber mental.
Schlimmer als die Fachleute sind oft die Halbprofis, die alles wissen. Zum Beispiel jener, der uns schon seit Jahrzehnten beim alljährlichen Holzwerben begleitet und den es kürzlich in einem Anfall von Heiterkeit fast vom Traktor auf den Waldweg geschüttelt hätte. Dabei hat er die unscheinbare Akku-Säge von Stihl neben dem schweren Gerät auf dem Hänger erst gar nicht bemerkt. Was das denn für ein Spielzeug sei, das tauge doch höchstens zum Zerkleinern von Essstäbchen?
Heute würde er eine kaufen. Doch der Reihe nach: In der Tat erfordert der Griff zur Akkusäge eine gewisse Stärke - nicht körperlich, aber mental. Etwa wenn man damit auf einem dieser Sägekurse erscheinen möchte, die Förster inzwischen fordern, bevor sie Kaminofen-Besitzer auf den Wald loslassen. Mit dem „Spielzeug“ in der Hand und im Schnittschutzanzug fühlt man sich dort so passend gekleidet wie mit einem Integralhelm auf dem Hollandrad, der Spott ist gewiss.
Sägen-Downsizing
Das Ding birgt ein gewisses Risiko. Der Umgang mit der Akku-Kettensäge von Stihl, die seit Herbst vergangenen Jahres unter dem sperrigen Namen MSA 160 C-BQ angeboten wird, ist so kinderleicht, dass rasch das Gefühl für Gefahr in den hintersten Hirnwinkel gedrängt wird. Akku her, reindrücken und fertig. Wer dann mal eben schnell in Sandalen ein Brett kürzen will, kann erleben, dass auch eine Akkusäge nicht nur Holz recht gut abschneidet. Dafür kann das Werkzeug nichts, in der Sicherheit gibt es nur Bestnoten. Die Stihl liegt locker in der Hand, Vibrationen sind so gut wie keine zu spüren, und ein gefährlicher Kettenrückschlag ließ sich nicht provozieren. Wird der Schalter losgelassen, stoppt die Kette sofort. Betriebsfertig wiegt die MSA 160 C knapp fünf Kilogramm, davon entfallen 1,7 auf den Akku, der mittels Sonderzubehör an die Hüfte geschnallt werden kann. Auf dem Schwertchen von nur 30 Zentimeter Länge (ein anderes gibt es nicht) sitzt eine mickrige Kette. Alles zusammen wirkt, als müsse die Stihl gegen ein ordentliches Stück Stamm zweiter Sieger bleiben.
Was dann kommt, ist eine dicke Überraschung. Mit beeindruckender Geschwindigkeit beißt sie sich durch die Stämme, die Sägeleistung entspricht fast der einer kleinen Motorsäge. Das Geheimnis liegt in der schmalen Kette mit nur 1,1 Millimeter Treibgliederstärke (für die große Sägen verwendet Stihl 1,6 Millimeter) und schmächtigen Zähnen, die entsprechend wenig Span abheben müssen, um voranzukommen. Das ist Sägen-Downsizing: Statt mit viel Kraft an dicken Ketten zu zerren, einfach alles zwei Nummern kleiner. Die zarte Kette der MSA 160 läuft aber mit vergleichsweise flotten zwölf Meter je Sekunde, vergleichbare Produkte anderer Hersteller kommen über acht Meter nicht hinaus.
Akku ohne Memory-Effekt
Die Säge erscheint dadurch stärker, als sie ist. Stihl mag über die Leistung des bürstenlosen und daher wartungsfreien Elektromotors nicht reden, wir schätzen sie aber auf etwa 300 bis 350 Watt. Das ist auf den ersten Blick wenig, mancher Elektroroller hat aber auch nicht mehr. Schnell hat man den Bogen heraus, dass die Akkusäge wie eine mit kleinem Benzinmotor bei Drehzahl gehalten werden will, um locker durch das Holz zu gleiten. Wer ungeduldig drückt, registriert erstaunt, dass der Motor sofort in die Knie geht. Überall gleich hohes Drehmoment, wie von Elektroantrieben gewohnt, erwartet man vergebens, das elektronische Herunterregeln soll die Stihl vor Überlastung schützen. Wenn ihr trotzdem zu heiß wird, schaltet sie eine Weile ganz ab. Das ist uns freilich nur einmal passiert - beim Zerlegen einer mannsdicken Buche.