Formula Student Germany : Schnelle Studis
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Jedes Fahrzeug, das in der Formula Student Germany startet, muss verschiedene Tests für die Zulassung bestehen. Bild: Peter Thomas
Auch in diesem Jahr nahmen Mannschaften aus aller Welt am Formula Student Wettbewerb auf dem Hockenheimring teil: die Vereinigten Staaten, China und sogar Indien waren vertreten.
Rasant geht anders. Aber eindrucksvoll war es trotzdem, wie der Rennwagen des Akademischen Motorsportvereins Zürich (AMZ) am vergangenen Wochenende in gemessenem Tempo Runde um Runde absolvierte. Denn das Fahrzeug, entwickelt von Studenten der ETH Zürich, startete in der neuen Kategorie Driverless des Konstruktionswettbewerbs Formula Student Germany (FSG). In dieser einen Kategorie saßen keine Fahrer im Cockpit, stattdessen steuerten, beschleunigten und verzögerten die Wagen selbst auf der Grundlage der Daten von Stereokameras, Lidar und vielen anderen Sensoren. Insgesamt 15 Teams waren bei der Premiere im strömenden Regen vertreten, am Ende holte sich das Team der ETH den Sieg vor den Mannschaften des KIT Karlsruhe und der Technischen Universität Hamburg.
Seit im Jahr 2005 die FSG zum ersten Mal am Hockenheimring gastierte, hat sich der Konstruktionswettbewerb zu einer Talentschmiede mit Strahlkraft weit über die deutschen Hochschulen hinaus entwickelt. Auch in diesem Jahr nahmen Mannschaften aus aller Welt teil: Sie kamen unter anderem aus dem europäischen Ausland, den Vereinigten Staaten, China und Indien.
Die Wertungen setzen sich anders zusammen als im klassischen Motorsport: Die Fahrzeuge der FSG müssen nach der rigiden technischen Abnahme in aktiven Disziplinen wie Langstrecke, Skid-Pad, Autocross und Beschleunigungsrennen antreten. Dazu gibt es Punkte für Businessplan, Kostenplanung und Konstruktion.
Die Automobilindustrie, Ingenieurdienstleister und Zulieferbranche schauen genau hin, was die angehenden Ingenieure, Designer und Robotikexperten auf die Räder stellen. Allein Bosch Engineering habe bisher bereits 180 Nachwuchskräfte eingestellt, die sich zuvor an der Formula Student Germany beteiligten, sagt Bernhard Bihr. Er ist Vorsitzender der Geschäftsführung des Unternehmens, das in aller Welt mehr als 35 Rennteams der Formula Student fördert.
Noch geht es in der FSG nicht ausschließlich um die Welt der künftigen Elektroantriebe und autonom fahrenden Autos. Der klassische Verbrennungsmotor mit seinen Systemen spielt in der Formula Student nach wie vor eine wichtige Rolle. 2017 traten insgesamt 65 Teams mit Verbrennungsmotoren sowie 35 Mannschaften mit Elektroautos an. Allerdings zeigt der Trend in Richtung Elektromobilität. So hatte von den 15 autonom fahrenden Rennwagen nur noch der Bolide der Universität Florenz einen Ottomotor als Antrieb.
Hat die Formula Student einst als Wettbewerb vor allem für Maschinenbauer begonnen, ist sie längst zum modernen Mehrkampf verschiedener ingenieurwissenschaftlicher Disziplinen, Informatik und Robotik sowie anderen Fächern geworden. Genau das macht die FSG für die Hersteller so interessant: Reiner Friedrich, bei BMW als Vice President verantwortlich für das Autonome Fahren, hob am Hockenheimring die interdisziplinäre Kultur in den Teams und deren agiles Arbeiten hervor. „Solche lernenden Teams müssen die Hersteller schnell an Bord holen“, sagte Friedrich über die Zukunftsaussichten der derzeitigen Studentinnen und Studenten.
Ludwig Vollrath, Mitglied im Vorstand der Formula Student Germany, zeigte sich stolz über die Entwicklung des studentischen Wettbewerbs in den vergangenen zwölf Jahren: Bereits zum zweiten Mal habe die FSG ein neues Segment für diesen Wettbewerb eröffnet. Denn schon 2010 war Deutschland Vorreiter bei den elektrisch angetriebenen Fahrzeugen der in aller Welt ausgetragenen Formula Student.
Nun folgten also die autonomen Fahrzeuge, die nach ihrer Premiere in Hockenheim als Nächstes in China an den Start gehen werden. Der Vorsitzende der FSG, Tim Hannig, wertete es als großen Erfolg, dass gleich im ersten Jahr 15 Mannschaften aus vier Ländern in der Kategorie Driverless angetreten sind. In der Formula Student Combustion (Verbrennungsmotoren) siegte in diesem Jahr das Team der Hochschule Esslingen vor der Technischen Universität Graz und der Universität Stuttgart. In der Formula Student Electric kam die Universität Stuttgart auf den ersten Platz, gefolgt von der ETH Zürich und der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden.