Schlusslicht : Ab in den Orbit
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Angedachter Solarkollektor, der, so die Idee, bis zu vierzehnmal so groß wie der Central Park sein könnte Bild: NASA
Endlich echte Visionen: Großbritannien und Saudi-Arabien verbünden sich für unsere solare Zukunft. Space Based Solar Power wollen sie ernten, Sonnenenergie aus dem Weltall. Wir haben´Fragen.
Solange der Pinzettengriff noch sitzt, ist dieses Schlusslicht eine KI-freie Zone. Die Chance, dass „Chat GPT“, der freundliche Smalltalker aus dem Internet, hier mitmischt, beziffern wir auf eins zu 140 Millionen. Er mag Herzen erobern, unseres bleibt kalt. Und das ist keine Fortschrittsfeindlichkeit, schwöre, nur Überlebensinstinkt. Nachher liefert der noch passable Ergebnisse ab, lohnfrei. Lehrer und Professoren hat der wortgewandte Bot mit schneller Auffassungsgabe schon so sehr in Angst und Schrecken versetzt, wie es nicht mal die letzte Digitalisierungsstrategie der Kultusminister oder Luftreinigerantragsformular A38 geschafft haben.
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Aber immerhin, muss selbst der angsterfüllte Humanschreiberling zugeben, funktioniert das Teil einigermaßen. Was Großbritannien und Saudi-Arabien diese Woche miteinander ausgeheckt haben, ist dagegen echte Zukunftsmusik. Unsere liebsten Vorzeigemonarchien wollen nämlich ihre Solar Power bündeln, dass der Orbit kracht. Riesige Photovoltaiksegel, eines so groß wie der Central Park, sollen dem Vernehmen nach um die Erde schweben, um Energie da zu ernten, wo die Sonne nie untergeht und Flächennutzungspläne bisher nicht zu fürchten sind. Die Idee ist eigentlich ein alter Hut, Isaac Asimov, Science-Fiction-Ikone, hat ihn als Erster und schon in den Fünfzigerjahren aufprobiert. Ewig wird daran geforscht, spannend ist es allemal, nur die Praktikabilität, die war, nun ja, bisher eher medium.
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Aber die Briten haben nun das passende Start-up, die Saudis das Geld – und eine dolle Planstadt in der Wüste, die Bedarf an supervisionärer und supergrüner Energie anmeldet. Man hätte ja denken können, in der saudischen Wüste gebe es genug Sonne und Platz für 140 Millionen Planstädte. Aber dieser Gedanke offenbart nur unsere eigene Engstirnigkeit. Lösungen hat man in der Ferne zu suchen, sagen die Visionäre, in die Zukunft delegiert es sich nämlich besser, als es sich in der Gegenwart ackern lässt.
Wir Spießer stellen nur dumme Fragen. Zum Beispiel, wie viele Raketen und Treibstoff man so braucht, um ein Weltraum-Kraftwerk zu bauen. Oder was mit Flugobjekten, gefiedert oder blechern, passiert, die den Laser- oder Mikrowellenstrahl kreuzen, den das solare Allkraftwerk zur Erde beamt. Oder wie das mit der TÜV-Abnahme da oben so klappt. Antworten trauen wir uns nicht zu. Chat GPT, übernehmen Sie.