
Chats ins Nirgendwo : Rettet die Callcenter
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Wir hätten nie geglaubt, dass wir mal Callcenter vermissen würden. Und die Servicewüste doch noch zu wachsen in der Lage ist.
Es steht zu befürchten, dass nach der Abschaffung von Geschäften mit Menschen darin nun auch die Abschaffung von Callcentern mit Menschen an der Leitung vorangetrieben wird. Apps sollen den persönlichen Dialog ersetzen, virtuelle Chatpartner Fragen beantworten, eher: abwürgen. Klar, der wie auch immer programmierte Computer ist bestimmt billiger, aber als Kunde treibt einen das bisweilen in den Wahnsinn. Der Beispiele ließen sich einige finden, etwa der Versuch, sich von Lufthansa Miles and More nachträglich nicht erfasste Meilen für einen Flug gutschreiben zu lassen, was mal klappt, mal nicht, und wenn nicht, ist niemand problemlösend zu erreichen, auf keinem erdenklichen Wege.
In unserer persönlichen Lowlight-Liste steht allerdings die Commerzbank ganz oben. Wer es nicht glaubt, unternimmt den Versuch und wählt deren Hotline. Es antwortet eine Computerstimme, die so lange wieder und wieder nach Anliegen und Daten fragt, bis der Anrufer entnervt auflegt. Die simple Bitte „mit der Filiale XY verbinden“ klappt nicht. Wer die Telefonnummer der Filiale XY herausfindet und wählt, landet wieder in der Hotlinedauerschleife, gleiches Spiel, gleiches Ende. So simple Anliegen wie die Bestellung einer Fremdwährung für den Urlaub gelingen nicht, man muss sie online durchführen, gegen 8 Euro Gebühr. Besonders erquicklich sind Automaten angerufener Unternehmen, die von selbst das Gespräch mit dem Schlusswort beenden: „Schön, dass wir Ihr Anliegen lösen konnten“, obgleich nichts gelöst ist und natürlich niemand persönlich zu sprechen ist. Wir hätten nie geglaubt, dass wir mal Callcenter vermissen würden. Und die Servicewüste doch noch zu wachsen in der Lage ist.