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Mobilfunkstandard 5G : Forschen am Internet der Zukunft

  • -Aktualisiert am

Der neue Mobilfunkstandard 5G ist in Barcelona ein großes Thema Bild: Reuters

Wenn es nach den Netzwerkherstellern auf dem Mobile World Congress in Barcelona geht, ist der Mobilfunkstandard 5G die goldene Zukunft. Und sie soll schon bald Wirklichkeit werden.

          3 Min.

          Wenn es nach der britischen Fernsehsendung „I Survived a Zombie Apocalypse“ geht, könnte der 5G genannte künftige Mobilfunkstandard eine Bedrohung werden. In der satirisch angehauchten Überlebensshow kämpfen britische Bürger um ihre Zukunft, nachdem der Großteil der Menschheit sich in Untote verwandelt hat. Die Katastrophe ausgelöst hat ein superschnelles Datennetz namens 5G. Wenn es nach den Netzwerkherstellern auf der Mobilfunkmesse Mobile World Congress in Barcelona geht, ist 5G dagegen die goldene Zukunft. Und sie soll schon bald Wirklichkeit werden, spätestens in fünf Jahren.

          Martin Gropp
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Die Mobilfunkindustrie arbeitet schon jetzt an dem neuen Standard, weil immer mehr Menschen das Internet unterwegs verwenden. Hinzu kommt aber noch eine zweite Entwicklung: das Internet der Dinge, über das sich immer mehr Geräte mit dem Netz und dann auch untereinander verbinden. Während die erste Generation der Mobilfunkstandards nur Sprache transportieren konnte, zeichnete sich die zweite schon dadurch aus, dass die zugehörigen Netze Textnachrichten übertragen konnten, zum Beispiel in Form von SMS. Von der Mitte der neunziger Jahre eingeführten dritten Generation an kam dann das mobile Internet hinzu. Die vierte Version machte dieses unter dem Oberbegriff „Long Term Evolution“ wiederum noch etwas schneller.

          Doch in einer Welt, in der immer mehr Geräte in der Industrie oder dem Haushalt mit Sensoren ausgestattet sind und Daten senden oder empfangen können, reicht die Kapazität des 4G-Standards nicht mehr aus. Wenn nicht nur Menschen mit Menschen, sondern auch mit Geräten und diese wiederum untereinander verbunden sind, braucht es leistungsfähigere Netze als heute. Der schwedische Netzwerkausrüster Ericsson geht zum Beispiel von 50 Milliarden Geräten rund um die Welt aus, die im Jahre 2020 am Netz sein sollen. Manche Schätzungen liegen noch höher.

          Außerdem arbeiten viele Unternehmen rund um die Welt an neuen Diensten, die auf besonders widerstandsfähige Netze angewiesen sein werden. Wenn wirklich einmal der Computer-Chauffeur von Google in einem selbstfahrenden Auto das Steuer unfallfrei übernehmen soll, dann funktioniert das nur, wenn die Mobilfunknetze auch schneller reagieren als bisher. Die rechtzeitige Datenübertragung wird hier sogar überlebenswichtig. Rund einhundertmal schneller als mit der vierten Generation soll sie mit der fünften werden. Die sogenannte Latenzzeit, in der das Netz reagiert, soll auf eine Millisekunde sinken.

          „5G ist zwar noch nicht auf dem Markt. Aber es passiert schon eine Menge rund um den neuen Standard“, sagt deshalb auch der Ericsson-Vorstandsvorsitzende Hans Vestberg. Sein Unternehmen will im Juli mit ersten Tests zu der nächsten Mobilfunkgeneration beginnen. Die könnten dann so aussehen wie in Barcelona im Miniaturformat demonstriert. Auf einem Tisch hat Ericsson eine Modelleisenbahnwelt aufgebaut, mit Bahnhof und Containerverladezentrum. Per berührungsempfindlichem Bildschirm befiehlt ein Mitarbeiter, dass der Zug losfahren soll, um zwei bestimmte Container aufzunehmen. Im Containerterminal setzt dann ebenfalls ein mit Sensoren ausgestatteter, vollautomatisch arbeitender Greifarm die Behälter im Kleinformat auf den Zug.

          Ein anderes Szenario ist der ferngesteuerte Bagger. Mit einer Datenbrille über den Augen sitzt ein Mann in einer mitten in der Messehalle aufgebauten Bagger-Attrappe. Das Führerhaus des Baggers ist beweglich und mit den herkömmlichen Hebeln ausgestattet. Der eigentliche Bagger steht indes draußen auf dem Hof und schaufelt auch nur dort den Kies von A nach B.

          5G-Testumgebung in Deutschland

          Ericsson ist längst nicht das einzige Unternehmen, das sich schon heute mit 5G beschäftigt und Teile seiner Forschungsausgaben in Höhe von 5 Milliarden Euro dafür aufwendet. Der chinesische Konkurrent Huawei arbeitet ebenfalls an dem neuen Standard. Das Unternehmen will bis 2018 umgerechnet rund 534 Millionen Euro in die Entwicklung der nächsten Mobilfunkgeneration stecken. Wie der Konzern vor kurzem ankündigte, fließt ein Teil davon in die bayerische Landeshauptstadt München. Dort richtet Huawei zusammen mit der Stadt, der Staatsregierung des Freistaats und der Technischen Universität eine 5G-Testumgebung ein, die bald schon Probeläufe nahe an der Realität ermöglichen soll. Unter anderem sollen Versuche im Feld der virtuellen Medizin zusammen mit Ärzten des Klinikums Rechts der Isar erfolgen.

          Doch trotz aller Arbeit an den schnellen Netzen der Zukunft gestaltet sich die Gegenwart der mobilen Kommunikation derzeit für viele Nutzer noch deutlich langsamer als mit der geplanten fünften Generation des Mobilfunks. Nach neuen Daten des Branchenverbands GSMA werden bisher erst lediglich 7 Prozent aller Mobilfunkverbindungen rund um die Welt über 4G abgewickelt. Allerdings soll diese Ziffer zum Ende des Jahres schon bei 10 Prozent liegen. Bis 2020, zum Start von 5G, soll sie dann auf 30 Prozent anwachsen.

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