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Wohnbericht Eura Mobil : Und ab und zu eine ungewollte Dusche

Mit rund sieben Metern Länge und einer Stehhöhe von knapp zwei Metern bietet das Eura Mobil ausreichend Platz. Wirklich gemütlich wird es mit vier Personen trotzdem nicht. Bild: Boris Schmidt

Das eigene Haus immer dabei: Wohnmobile liegen im Trend - doch für vier Personen ist auch ein Siebenmeter-Fahrzeug kein Luxuspalast. Das Eura Mobil Integra Line 670 SB im Test.

          3 Min.

          Wohnmobile sind in Mode. Die Zulassungszahlen steigen stetig, die Branche frohlockt. Sozusagen das eigene Haus ständig dabei zu haben ist für viele Menschen einer der Hauptgründe für diese Urlaubsform. Und Häuser sind bekanntlich teuer. Den Eura Mobil Integra Line 670 SB gibt es ab 68.990 Euro. Für diesen Preis würde man auch in der oberen Mittelklasse bei Benz oder BMW fündig, hätte dann aber kein Sieben-Meter-Mobil mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen samt Wohngelegenheiten für vier Personen.

          Boris Schmidt
          Redakteur im Ressort „Technik und Motor“.

          Nur, für vier wird es ein wenig eng. Das muss jeder wissen, der sich erstmals mit einem „Womo“ beschäftigt. Schon die Fahrt zum Urlaubsort ist die erste Probe. Klar, Pilot und Kopilot sitzen in ihren drehbaren Sesseln schön hoch vor der riesigen Frontscheibe und haben es bequem. Die beiden Mitfahrer im Wohnraum sitzen an der Dinette ziemlich aufrecht und wenig kommod - angeschnallt selbstverständlich. Zwar haben sie den Tisch vor sich, doch das tröstet nur wenig. Quer zur Fahrtrichtung sitzen wäre auch möglich, ist aber nicht (mehr) erlaubt.

          Wie zwei Drittel aller Wohnmobile basiert das Eura Mobil auf einem Fiat Ducato; statt 130 hatte das Testfahrzeug 150 PS, was einen Aufpreis von 1490 Euro erfordert. Weniger sollten es nicht sein, denn an Steigungen kämpft der Motor mit den mindestens drei Tonnen, die bewegt werden wollen. Das manuelle Sechsganggetriebe lässt sich gut schalten. 110 km/h bei rund 2500 Umdrehungen in der Minute erwiesen sich als gutes Marschtempo, der Bedarf an Diesel belief sich auf 11,4 Liter je 100 Kilometer.

          Klappern und Knistern fährt mit

          An das Klappern und Knistern während der Fahrt muss man sich gewöhnen. Die vielen Einbauten fordern ihren Tribut. An der Dinette können vier Personen gut und rechnerisch sogar acht Personen sitzen, der Tisch lässt sich verschieben. Hinter dem Essplatz in Fahrtrichtung links ist die Kochnische nebst Spüle. Der Gasherd hat drei Flammen (es passen aber nur zwei größere Töpfe gleichzeitig). Gezündet wird automatisch mit Knopfdruck. In den drei Schubladen darunter und in den zwei Schränken oberhalb des Herds ist genug Platz für das Küchenequipment und einige Vorräte.

          Kleiner Nachteil: Keine Trennung zwischen Wohn- und Schlafraum.
          Kleiner Nachteil: Keine Trennung zwischen Wohn- und Schlafraum. : Bild: Boris Schmidt

          Auf der anderen Seite des Wagens, direkt links neben dem Eingang in den Wohnbereich, residiert der große Kühlschrank (149 Liter) mit separater Gefrierabteilung. Gekühlt wird entweder mit Gas oder Strom. Oberhalb des Kühlschranks ist der Platz für einen Flachbild-Fernseher, der dort aus dem Schrank herausgezogen werden kann. Die Technik hierfür kostet 590 Euro extra, das TV-Gerät muss freilich auch noch gekauft werden. Die zwei Menschen im Bett rechts im Heck des Fahrzeugs haben liegend besten Ausblick aufs TV-Programm. Man kann den Monitor natürlich auch schwenken, so dass die Besatzung an der Dinette schauen kann.

          Im Bett schläft man sehr gut (Eura Mobil wirbt mit seinen „orthopädischen Wellnessmatratzen“), die Breite ist für zwei freilich eher knapp (1,38 Meter). Links neben dem Bett befindet sich die Bad-WC-Kombination, mittels Schiebetür zu schließen. Der Raum ist relativ groß, Duschen klappt prima, warmes Wasser ist kein Problem. Wer nur das WC benutzen will, muss aber höllisch aufpassen, dass er nicht gegen die Dusch-Armatur kommt. Uns ist das mehr als einmal passiert - jedem in der Familie. In der vorderen Ecke im Bad ist noch ein kleines Waschbecken mit einem Unter- und Oberschrank. Was fehlt, ist eine Steckdose (wird im nächsten Produktionsjahr geändert). Generell gibt es im Fahrzeug zu wenige davon.

          Wohn- und Schlafraum nicht getrennt

          Vermisst haben wir auch eine Trennung von Wohn- und Schlafraum. Wenn nur zwei Personen reisen, spielt das weniger eine Rolle, aber wenn Kinder dabei sind, schon. Nun sind unsere Jungs schon 15 und 20 und beide jenseits der 1,85 Meter. Im Hubbett, das sich mit etwas Kraftaufwand im vorderen Teil des Wagens herunterklappen lässt, fanden sie aber gut Platz, wenn sie die Beine etwas einzogen. Diese Schlafstatt misst 1,85 mal 1,50 Meter. Fahrer- und Beifahrersitz müssen umgelegt sein. Die Höhe über dem Bett beträgt noch 78 Zentimeter, allerdings nicht am hinteren Ende. Da kostet der Kasten für den stabilen, elektrischen Rollladen für die Windschutzscheibe Raum (650 Euro Aufpreis). Da der Fünfzehnjährige sich viel bewegt während der Nacht, stieß er sich mehrmals den Kopf. Ein Platztausch mit seinem Bruder erledigte das Problem. Der schläft ruhiger. Für kleine Kinder: Zum Wagen hin sichert ein Netz vor dem Herausfallen. Es könnten sogar sechs Personen im Wagen schlafen, die Sitzgruppe lässt sich umbauen, die Bettbreite beträgt dann aber nur 1,24 Meter.

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          Links neben der Küche gibt es einen hohen Kleiderschrank, Stauraum im Innenraum ist genug vorhanden. Was man nicht dauernd braucht, kann unter der Sitzgruppe verstaut werden, dazu gibt es drei schmale Fächer im doppelten Boden. Der relativ flache Heckstauraum (1200 Liter Volumen) ist nicht für Fahrräder geeignet. Wer sie mitnehmen will, braucht einen Träger dafür, der für vier Räder 485, für zwei 410 Euro kostet.

          Unser Fahrzeug war mit Extras für knapp 17.000 Euro ausgerüstet, darunter eine Markise (1450 Euro) und ein weiteres, großes Dachfenster (1090 Euro). Ein kleines hinten im Heck über dem Bett gibt es für 150 Euro Aufpreis. Schön war auch die Ambientebeleuchtung an den Oberschränken und im Waschraum (350 Euro). Wer Wintercamping betreiben will, sollte für 3990 Euro das „Arctic Paket“ ordern. Unter anderem gibt es dann einen isolierten und beheizten Abwassertank, den Rollladen, eine elektrische Motor-Vorwärmung, wärmeisolierende Doppelverglasung in den Seitenscheiben und eine Fußbodenheizung im Fahrerhaus.

          Im Winter zeigt sich dann noch mehr, dass vier Personen sehr gut organisiert sein müssen, wenn sie im Wagen miteinander zurecht kommen wollen. Im Sommer ist das freilich anders, und zu zweit natürlich auch.

          Technische Daten: Eura Mobil Integra Line 670 SB

          Vierzylinder Turbodiesel (Fiat Ducato)

          Hubraum 2287 Kubikzentimeter

          Leistung 150 PS (110 kW) bei 3600/min

          Höchstes Drehmoment 350 NM bei 1800/min, erfüllt Euro 5

          Manuelles Sechsganggetriebe mit Joystickschaltung

          Antrieb auf die Vorderräder, vorn Einzelradaufhängung, hinten Starrachse,

          Reifengröße 215/70R15C

          Radstand 4,04 Meter

          Länge/Breite/Höhe/Stehhöhe 6,99/2,32/2,88/1,98 Meter

          Geklebter GFK-Karossarieverbund mit holzfreien Wänden, Boden 38, Wände und Dach 20 Millimeter stark

          Leergewicht 2970, zulässiges Gesamtgewicht 3500, Anhängelast 2000 Kilogramm

          Frischwassertank 140, Abwassertank 100 Liter

          Verbrauch im Durchschnitt 11,4 Liter Diesel je 100 km, Tankinhalt 90 Liter, 2 x 11 Kilogramm Gas

          Empfohlener Preis 68.990 Euro

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