https://www.faz.net/aktuell/technik-motor/motor/rettungskarte-schnitt-muster-fuer-die-feuerwehr-1899788.html

Rettungskarte : Schnitt-Muster für die Feuerwehr

  • -Aktualisiert am
Schwerer Eingriff: Rettungskräfte öffnen einen Unfallwagen

Schwerer Eingriff: Rettungskräfte öffnen einen Unfallwagen Bild: Thomas

Um Feuerwehren und Rettungsdiensten solche Unfalleinsätze mit Fahrzeugen verschiedener Fabrikate zu erleichtern, forciert der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) die Einführung sogenannter Rettungskarten.

          4 Min.

          Der Opel ist zäh: Nur langsam gibt die Fahrertür des weißen Insignia dem gewaltigen Druck des hydraulischen Spreizers nach, widerwillig wölbt sich das Blech, schließlich reißt die Scharniermechanik doch wie gewünscht ab. Zufrieden schauen sich die Einsatzkräfte der Feuerwehr Heppenheim das Werk der Zerstörung an, bevor sie mit der Rettungsschere auch noch die B-Säule kappen. Hans-Dieter Zentgraf, ehrenamtlicher Seminarleiter für die Unfallrettung aus Fahrzeugen, hat vorher mit schwarzem Filzstift die Punkte markiert, an denen die Brandschützer das Dach mit schrägen Schnitten trennen sollen. Dann knirscht und knackt es wieder, bis sich die stählernen Schneiden mit der Kraft des Öldrucks durch das Blech gebissen haben. Bei einem echten Unfall könnten nun die verletzten Passagiere schonend geborgen werden.

          Um Feuerwehren und Rettungsdiensten solche Unfalleinsätze mit Fahrzeugen verschiedener Fabrikate zu erleichtern, forciert der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) die Einführung sogenannter Rettungskarten. Dieses einheitliche Dokument im Format A4 hat die ADAC-Unfallforschung in Landsberg entwickelt. Es steckt in der Sonnenblende des Fahrers und zeigt eine Skizze des Fahrzeugs, auf der ideale Ansatzstellen für Spreizer und Rettungsschere ebenso eingezeichnet sind wie Karosserieverstärkungen und Airbags, Gasgeneratoren und Gasdruckdämpfer, Batterien und Steuergeräte, Gurtstraffer und Kraftstofftank. Ähnliche Informationen gibt es zwar schon länger von verschiedenen Herstellern; Mercedes-Benz beispielsweise stellt seinen „Sicherheitsleitfaden“ für die Feuerwehr seit dem Jahr 1994 zur Verfügung. Eine markenübergreifend einheitliche und direkt im Unfallfahrzeug verfügbare Version der Rettungskarte fehlte aber bisher.

          Schnelle und eindeutige Orientierung auch unter schwierigen Einsatzbedingungen

          Die Karte ist eindeutig aufgebaut: Eine klare Markierung durch Farben und Symbole auf einer Prinzipskizze der Karosserie erlaubt die schnelle und eindeutige Orientierung auch unter schwierigen Einsatzbedingungen. Die ADAC-Unfallforschung hat schon länger an dem Projekt der Rettungskarten gearbeitet, im Frühsommer 2009 ist der Club damit an die Öffentlichkeit gegangen. Die Reaktion der Hersteller sei bisher sehr positiv ausgefallen, sagt Thomas Unger, der beim ADAC für die Rettungskarte verantwortlich ist. Mittlerweile gibt es die Karten schon für Audi, BMW, Isuzu, Kia, Mini, Opel, Porsche, Saab, Seat, Subaru, Suzuki, Toyota und VW. In den kommenden Wochen werden Alfa, Daihatsu, Fiat, Ford, Honda, Hyundai, Jaguar, Lancia, Land Rover, Mercedes-Benz, Mitsubishi, Skoda und Volvo nachziehen, resümierte der Automobilclub kürzlich zufrieden.

          Brachiale Übung an Neuwagen machen den Hintergrund der ADAC-Forderung deutlich: Autos waren zwar noch nie so sicher wie heute. Aber bei der Bergung der Unfallopfer nach einer schweren Kollision stellen ausgerechnet jene Karosserien die Feuerwehr vor Probleme, in denen Versteifungen aus hochfesten Stählen und anderen innovativen Materialien verbaut wurden. Solche Verstärkungen erschweren zum Beispiel an der B-Säule das Öffnen des Unfallwagens mit hydraulischem Rettungswerkzeug. Außerdem müssen Batterien und die heute zahlreichen Airbags zum Schutz von Unfallopfern und Helfern vor der Bergung deaktiviert werden.

          Weitere Themen

          Geschütztes High Five

          Fahrrad-Handschuhe im Test : Geschütztes High Five

          Bei Kälte ohne Handschuhe Rad zu fahren, macht keinen Spaß. Die BioXCell getauften Handschmeichler von Hersteller Chiba haben sich in diesem Winter mehr als bewährt.

          Mit Hinterradantrieb sparen

          BMW i4 40 eDrive : Mit Hinterradantrieb sparen

          Der BMW i4 gehört zweifelsohne zu den besten Elektroautos auf dem Markt. Eine vernünftige Wahl ist der i4 40 mit nur einem statt mit zwei Elektromotoren und damit Hinterradantrieb.

          Topmeldungen

          Endlich Aufbruch: Christian Lindner, Ricarda Lang und Lars Klingbeil (von links) nach der Einigung

          Kompromisse der Ampel : 144 Engpässe in 30 Stunden

          Die Ampel verhandelt im Koalitionsausschuss zweieinhalb Tage über ein „großes Werkstück“. Die Grünen-Vorsitzende Lang sagt, es seien „auf keinen Fall“ einfache Verhandlungen gewesen.

          Zwei Gegentore in neun Minuten : Flicks Elf zahlt Lehrgeld

          Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wird in der ersten halben Stunde von ihrem Gegner aus Belgien vorgeführt, kämpft sich danach durch Füllkrug und Gnabry heran – verliert aber dennoch.
          Ein außerirdischer Ansatz: So soll der KI-Innovationspark aussehen.

          Lidl-Kaufland-Konzern : Ein KI-Ufo für Heilbronn

          Die Milliarden des Lidl-Kaufland-Imperiums krempeln Heilbronn um. Der Konzern baut nun mit öffentlicher Förderung einen Stadtteil für Künstliche Intelligenz. Nach heftiger Kritik versuchen die Beteiligten die Wogen zu glätten.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.