Reisemobil Chausson Flash 718 : Verführerisch viel Platz und wenig Zuladung
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Der Chausson Flash 718EB läuft auf dem Chassis des Ford Transit Bild: Schramm
Im Jubiläumsmodell Chausson Flash 718EB punktet der Ford Transit mit seinem Fahrwerk. Mit Hubbett im Bug ist das Reisemobil für vier Personen geeignet.
Bei den meisten deutschen Marken hat sich der Fiat Ducato als Basis etabliert, eine Alternative ist wegen der nötigen Anpassung an ein weiteres Chassis teuer. Der französische Trigano-Konzern fährt dagegen oft auf Ford, und seit der neueste Transit den Weg in den Reisemobilmarkt gefunden hat, gibt es bei der Marke Chausson etliche „Ford-Modelle“. Wir waren mit dem teilintegrierten Flash 718EB unterwegs, einem der Ersten auf dem Ford-Chassis mit Frontantrieb. Er ist ein Jubiläumsmodell, das zum 35. Geburtstag der Marke konfiguriert wurde und mit vielem ausgestattet ist, was sonst Extra-Geld kostet.
Der 718EB hat ein höhenverstellbares Queensbett im Heck mit einer Fahrradgarage darunter, daran anschließend zwei Nasszellen links und rechts, die sich mit einer Tür gegen den Wohnraum zu einem geräumigen Boudoir zusammenschließen lassen. Eine Stufe tiefer folgt nach vorn links die Küche in leichter L-Form mit ausgelagertem Kühlturm gegenüber, vorn ist die Sitzgruppe angeordnet mit einem Einzelsitz hinter dem Beifahrerplatz. Darüber hängt ein Hubbett.
Der Transit ist derzeit der neueste Transporter auf dem Markt, und daher sind die Erwartungen groß. Der größte Kritikpunkt beim Vorgänger war seine zu hohe Sitzkonsole. Großgewachsene waren auf Augenhöhe mit der Oberkante der Frontscheibe und mussten für freien Blick auf die Straße das Genick einziehen. Das Thema ist erledigt, die Konsole flacher, jetzt bemängeln wir daran, dass der Griff fürs Längsverschieben der Sitze sich nicht mitdreht, wenn man die Fahrerhaussitze zum Tisch hin wendet.
Was gefiel, ist die Federung, die deutlich mehr schluckt als ein Fiat Ducato. Aber in Sachen Fahrwerk hat Ford auch bei Personenwagen einen guten Ruf. Wenig überzeugend ist dagegen die Motor- und Getriebeabstimmung. Im Drehzahlkeller ist nichts zu holen, erst ab 2000 Umdrehungen in der Minute knurrt der Motor nicht mehr; die obersten zwei Gänge sind zu lang übersetzt, und so ist man am Lenkrad des Flash ständig am Schalten. Dafür gibt es im Fahrerhaus Ablagen in Fülle, weil zum Raum im „Mützchen“ des Aufbaus noch die vier serienmäßigen Fächer des Transit darunter kommen. Unbedingt erwähnens- und lobenswert sind die vier LED-Leuchten, die hier eingelassen sind und endlich den Lesern auf den Fahrerhaussitzen das nötige Licht bringen, den Digitalern hochwillkommen sind zwei USB-Dosen oberhalb der Seitenfenster. Die Handbremse ist links vom Fahrerplatz angeordnet und versenkbar, damit man den Sitz gut drehen kann. Da Transporter heutzutage ein Armaturenbrett wie Personenwagen haben, gibt es hier kaum Probleme. Dass der Komfort unterwegs etwas litt, lag an der rechten A-Säule: Bei 115 km/h fing es dort zu pfeifen an.
Die Garagenhöhe im Heck kann variabel bis 1,24 Meter Höhe gestaltet werden. Das hilft, wenn keine Fahrräder dabei sind. Wohnmobilisten ohne Bikes stiegen innen in ein niedrigeres Bett (mit einem Schrank auf jeder Seite). Die Kurbel für den Mechanismus sitzt am Fußende, es sind immerhin 25 Zentimeter zu gewinnen oder zu verlieren. Das in Frankreich beliebte und auch bei uns immer mehr nachgefragte freistehende Queensbett ist freilich nur 1,90 Meter lang. Unter dem Lattenrost mit einer harten Matratze gibt es ein großes Fach für Bettzeug, noch eine Etage tiefer sitzt eine Dieselheizung von Truma, an der wir nichts auszusetzen hatten.
Über das hochgeklappte Bett kann man mit einigen Verrenkungen auch an Sachen in der Fahrradgarage herankommen. Warum im Schlafzimmer ein Panorama-Seitenfenster eingebaut wurde, haben wir nicht recht verstanden. Gut fanden wir aber die Stützen unterm Heck, sie verhindern im Stand die Wankbewegungen des Aufbaus.
Das Toilettenabteil ist eng; wenn man die Schiebetür zum Bett hin schließt, kann man sich kaum noch rühren. Ein Ärgernis erster Güte ist hier ein Miniwaschbecken, bei dem schon das Aufdrehen des Wasserhahns für Überschwemmung sorgt - indiskutabel. Und dass es keine Steckdose gibt, erregte ebenfalls Unmut. An der geräumigen Duschkabine auf der anderen Seite ist eine Kleiderstange zum Herunterklappen zu loben.
In der Küche in leichter L-Form fallen die gestreiften, unempfindlichen Abdeckungen für Kocher und Spüle positiv auf, leider gibt es keine automatische Zündung. Die wurde ebenso wie selbst einziehende Auszüge eingespart, es gibt auch nur eine einzige Steckdose. Irgendwo muss der günstige Endpreis ja herkommen. Der große Kühlturm mit der TV-Einrichtung darüber war davon nicht betroffen, der muss heutzutage so groß wie der heimische sein.
Längs und quer verschiebbar
Nicht gespart wurde auch an den Polstern der Dinette, sie sind so dick, dass Kinder in einem Kindersitz kaum die Beine unter den auf einem Teleskopfuß stehenden Tisch schieben können. Der ist längs und quer verschiebbar, aber für vier oder gar fünf Personen zu klein. Ist das Hubbett in Gebrauch, kann an der Dinette niemand mehr sitzen.
Das größte Handicap des Flash ist sein großer Stauraum: Man überlädt ihn viel zu schnell. Das muss man wissen, auch wenn der Preis für ein 7,50-Meter-Mobil noch so attraktiv ist. Es setzt schon eine gewisse Erfahrung und einige Tricks voraus, um von einem nachwiegenden Polizisten nicht aus dem Verkehr gezogen zu werden. Wer das beherzigt, kann den gut ausgestatteten Flash nehmen, Realisten lasten auf 3,8 Tonnen auf und müssen dann nicht um jedes Kilo ringen. Die Nachteile von 3,8 Tonnen liegen auf der Hand: Nur wer vor 1999 seinen Auto-Führerschein gemacht hat, darf damit mehr als 3,5 Tonnen bewegen.