Best of Buickatti
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Best of Show: das Siegerauto, ein Bugatti 57 S von 1934. Links im Bild: Helmut Käs, Klassikchef von BMW. Bild: Gudrun Muschalla
Neben Pebble Beach in Kalifornien ist der Concorso D'Elegenza an der Villa D'Este der renommierteste Oldtimer-Concours der Welt. Rund 50 alte, schöne und seltene Fahrzeuge stellen sich dem Wettbewerb. Die Atmosphäre ist einzigartig.
Es ist Mai am Lago di Como. Das Wetter ist bestens, und das Traditionshotel Villa d’Este in Cernobbio ist ausgebucht. Oldtimer-Enthusiasten treffen sich zum Concorso d’Eleganza, um herauszufinden, wer den schönsten, wertvollsten oder vielleicht seltensten Gebrauchtwagen der Welt besitzt. Dabei ist Mitmachen nicht einfach, ein Selecting Committee entscheidet, wer darf. Das Starterfeld bleibt überschaubar. Weil möglichst wenige der 51 Enthusiasten leer ausgehen sollen, gibt es nicht nur den Hauptpreis für Best of Show, sondern etliche Nebenpreise sowie die Klassensieger.
Acht Klassen gibt es dieses Jahr, jedes Jahr denken sich die Veranstalter neue aus, der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt, 2022 geht es von „The Golden Age of Elegance: The Art Deco Era of Motor Car Design“ bis zu „Breaking the Speed Barrier: Pioneers that chased the magic 300 kph“. Drei Klassen sind geschlossene Veranstaltungen für Mercedes-Benz, Ferrari und BMW. Thematisiert und in Szene gesetzt werden Kompressorfahrzeuge, 75 Jahre Ferrari und 50 Jahre BMW M.
Zum Best of Show wählt die dreizehnköpfige Expertenjury einen Bugatti 57 S von 1937. Die Karosserie des Cabriolets stammt von Vanvooren aus Courbevoie bei Paris, nur vier Bugatti wurden von diesem Traditionsbetrieb eingekleidet. Damals war es generell üblich, dass die Autohersteller nur das Fahrgestell samt Antriebseinheit lieferten, finalisiert wurden die Fahrzeuge von Karossiers. Der 85 Jahre alte Bugatti ist der beste Beweis dafür, dass auch zehn Vorbesitzer kein Grund für eine Preisminderung für einen etwaigen Wiederverkauf sind. Zu den ehemaligen Eignern gehört ein Manager von General Motors, der frevelhafterweise einen V8-Motor von Buick einbauen ließ, was dem Auto den Spitznamen Buickatti einbrachte. Heute schlägt wieder der originale Reihen-Achtzylinder mit knapp 3,3 Liter Hubraum unter der ewig langen Motorhaube. Und der Kreis schließt sich. Kaum zu glauben, aber wahr, gefunden wurde der Originalmotor im Internet auf Ebay. Schaut man die vergangenen zehn Jahre zurück, gewinnt ein Bugatti zum zweiten Mal die begehrte Trophäe. Viermal siegte ein Alfa, je zweimal Maserati oder Ferrari.
Erstmals trafen sich Autofans 1929 in der Villa d’Este, um den Schönsten der Schönen zu ermitteln, damals noch mit Neuwagen. 1999 ließ BMW die Tradition wieder aufleben und kümmert sich seither um den Concorso, der selbstverständlich offen für alle ist. Neben einigen Sponsoren ist das Hotel selbst ein wichtiger Partner. Dieses Jahr feiert man seine 150. Saison, das Haus direkt am See mit seinen wunderbaren Latifundien und der Terrasse, auf der die Autos am Publikum vorbeiflanieren können, ist der ideale Ort für eine solche stilvolle Veranstaltung der besseren Gesellschaft, die sich längst mit dem eindrucksvollen Pebble Beach in Kalifornien messen kann.
BMW versteht sein Engagement als Investition in die Zukunft, die ohne Verständnis der Tradition keine sein könne. Wie viel sich die BMW Group Classic den Concorso kosten lässt, wird nicht kommuniziert. Obwohl BMW der Macher und Organisator ist, bleibt das Unternehmen eher im Hintergrund. Dass dieses Jahr eine der Klassen ausschließlich aus Münchner Autos bestand, war eine Ausnahme und dem Jubiläum der Untermarke M geschuldet. Helmut Käs, seit einem Jahr Leiter BMW Group Classic, sagte schon 2021, als der Concorso im Oktober stattfand, nachdem er 2021 wegen Corona ausgefallen war, dass jeder der Oldtimerbesitzer, die hier antreten, selbstverständlich auch mal einen Neuwagen kaufe, „und dann erinnert er sich vielleicht an BMW“.