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Loopwheels : Ein Brite will das Rad neu erfunden haben

  • -Aktualisiert am

Vorderrad in teal blue Bild: Foto Pardey

Die Loopwheels von Sam Pearce verlegen die Fahrradfederung mit Karbonschleifen zwischen Nabe und Felge. Was bringt es dem Radfahrer – außer, dass er damit wohl Aufmerksamkeit erregt?

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          „Loopwheels are really fun to ride“, ist eine von drei Antworten auf die Frage, was man von den ungewöhnlichen 20-Zoll-Laufrädern eigentlich habe. „Fun to ride“, das kann man wohl sagen: Auf der Berliner Fahrradschau am Gleisdreieck ist zwar jede Menge Cycle-Chic versammelt. Doch auf einem Dahon-Faltrad ohne Speichen, aber mit blaugrünen Schleifen zwischen Nabe und Felge bewegt man unbedingt einen der Hingucker dieser Messe.

          Der Berliner Stand von Loopwheels respektive Jelly Products, wie das 2006 von Sam Pearce gegründete Unternehmen für Produktdesign heißt, ist klein und unspektakulär. Man hat für Probefahrten die Wahl zwischen zwei 20-Zoll-Falträdern, einem mit Kettenschaltung und einem mit Nabenschaltung. Das hat zwei Gründe: Loopwheels werden zur Zeit nur in der Größe 20 Zoll hergestellt. Fahrräder mit dieser Radgröße gewinnen durch eine Federung deutlich an Komfort, denn die vergleichsweise kleinen Laufräder geben Fahrbahnstöße unbarmherzig weiter. Deshalb sind viele Falträder, der Kompaktheit wegen auf 20 Zoll rollend, mit einer Federung ausgestattet, zum Beispiel das Brompton, oder vollgefedert wie das Birdy von Riese und Müller.

          Im Anfang zeichnete Sam Pearce dies
          Im Anfang zeichnete Sam Pearce dies : Bild: Hersteller

          Unabhängig davon, ob ein Rad bereits (teil-)gefedert ist oder nicht, verspricht Loopwheels 50 Millimeter Federweg - durch das Ersetzen der Speichen. An ihrer Stelle sitzen je Laufrad drei schleifenförmige Federelemente aus Kohlefaserverbundwerkstoff. Wie auf dem obersten Bild zu sehen, beginnt solch eine Schleife an einer Befestigung, die - hier in schwarzem Kunststoff ausgeführt - eine Trommelbremsnabe von Stumey-Archer umgreift. Die Schleife krümmt sich zur Felge, durchläuft dort abermals eine Befestigung und endet neben dem Startpunkt an der Nabe. Auf dem Weg von der Nabe zur Felge wird das Federlement ein wenig seitlich versetzt, was die Seitenstabilität erhöht.

          Die Federelemente in Vorderrad und Hinterrad sind verschieden: Hinten sind sie steifer, denn bei einem herkömmlichen Fahrrad liegt deutlich mehr Gewicht auf dem Hinterrad. Der Anbieter verweist darauf, dass wegen der Federelemente auf voluminöse Reifen verzichtet werden könne. Die federnden Laufräder würden nicht nur gegen Fahrbahnstöße abschirmen, sondern auch Ohren, Arme und Schultergürtel des Radlers gegen Abrollgeräusche und Vibrationen schützen.

          Effektiv kann das kaum genannt werden

          Loopwheels lassen sich einzeln einsetzen, beispielsweise nur vorn an einem Rad, das hinten bereits ein Dämpfungselement hat. Voraussetzung des Einbaus sind 260 Millimeter lichte Weite zwischen Achsmitte und Rahmen (oder Schutzblech) sowie vorn eine Einspannbreite von 100 Millimeter. Dies erfordert beim Dahon Mu den Austausch der Vorderradgabel, weil die serienmäßige eine Einspannbreite von nur 76 Millimeter hat.

          Nicht billig bietet Loopwheels eine passende Gabel genauso wie Laufradsätze sowie komplette Falträder an. Ein Laufradsatz mit Dreigangnabe kostet ohne Schläuche und Mäntel knapp 790 Euro, die Version für Kettenschaltung (8 bis 10 Ritzel) knapp 860 Euro. Ein komplettes Dahon Mu mit Dreigangnabe kostet mit Loopwheels knapp 1.450 Euro, ein Dahon Vigor „Silver Sport“ mit Neun-Gang-Kettenschaltung soll von Juni an für etwas über 1.700 Euro lieferbar sein.

          Hinterrad mit Kettenschaltung
          Hinterrad mit Kettenschaltung : Bild: Foto Pardey

          Wie viel „fun to ride“ gibt es für diese Sümmchen? Gefahren wurde in Berlin die Dreigangvariante. Vom Moment des Aufsitzens an ist das Fahrgefühl komfortabel weich. Die Räder geben eben nach: Strenggenommen eiern Felge und Reifen um die Nabe, was noch genauer betrachtet auch Speichenräder tun - nur eben viel, viel weniger als die Loopwheels. Die erzeugen ein wogendes Auf und Ab, ein sanftes Wiegen, das eher dem Reiten als dem Radfahren ähnelt. Es ist nicht unangenehm, kann aber wohl kaum besonders effektiv genannt werden: Bei jedem Tritt wird ein Teil der aufgewandten muskulären Energie in die Verformung der Laufräder und nicht in Vortrieb investiert. Wie sich das bei höherer Belastung - es saß kein Falstaff auf dem Rädchen - oder an einer knackigen Steigung darstellt, war auf der Berliner Messe nicht zu eruieren. Ein kurzer Versuch im Wiegetritt ließ nichts Gutes ahnen. Es sieht also doch nicht so aus, als habe der Landsmann von Robin Hood in Nottinghamshire wirklich das Rad neu erfunden.

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