VW-Bus : California in Kalifornien
- -Aktualisiert am
Alt und neu an der Golden Gate Bridge: Der erste California von Volkswagen (links) debütierte 1988 au dem Essener Caravan Salon. Rechts der aktuelle California, nicht erhältlich in Amerika. Bild: Hersteller
Der Camping-Bus von Volkswagen schreibt Geschichte. Für die Amerikaner ist er schon lange Kult. Wir waren mit dem Reisemobil auf Namenssuche an der Westküste.
Martin ist mit Leib und Seele Kalifornier. Entspannt sitzt er am Strand von Santa Monica neben seinem Büro und Lager, wo er die Surfbrett-Flotte für sich und seine Kunden aufbewahrt. Das Blechdach, auf dem sie sich stapeln, stammt aus dem Jahr 1966 und ist damit etwa genauso alt wie der sehnige, braungebrannte Typ, der auf Surf-Novizen wartet, denen er beibringen wird, wie die langen Wellen des Pazifiks zu reiten sind. Nachts dürfen auf dem Platz am Strand keine Autos parken. Deshalb steckt Martin einfach den Schlüssel ins Zündschloss, startet den luftgekühlten Vierzylinderboxer seines VW T1 und fährt ihn in eine Halle, nicht weit entfernt. Der VW-Bus ist sein Liebling, nichts lässt er auf den rüstigen Oldie kommen, kann er auch nicht. Denn zumindest in dieser Klasse wird er auf dem amerikanischen Markt schon lange nicht mehr fündig. Wurde der T3 noch als Vanagon Camper und der T4 als Eurovan in den Vereinigten Staaten verkauft, bedeuteten die immer anspruchsvolleren, spezifischen Crash- und Homologations-Anforderungen des Marktes jenseits des Atlantiks das Aus für den Transporter der Volkswagen Nutzfahrzeuge.
Vielleicht hat VW sein in dieser Klasse meistverkauftes Reisemobil nach dem amerikanischen Bundesstaat der Bulli-Fans benannt. Mit Blumen im Haar pilgerten die Nachkommen der Hippies nach San Francisco, die Surfer nach Santa Barbara und die Öko-Freaks nach Los Angeles, am liebsten im grell bemalten VW-Bus. Der California hat Kalifornien jedoch nie gesehen. Erst zum dreißigsten Geburtstag des Campers und nach der runden Produktionszahl von 100.000 Fahrzeugen aus VW-eigener Fertigung geht der kompakte Bulli mit Hubdach, Schlafbank und Küche an Bord auf Entdeckungsreise entlang des Pacific Highways. Und wird entdeckt. Gut und gern hätten wir während der drei Tage dauernden Reise entlang der Sandstrände und hinein ins gebirgige Hinterland fünf California verkaufen können. Bei jeder Rast und fast jedem Ampelstopp gab es hochgereckte Daumen zu sehen, weit mehr als vom üblichen oberflächlichen Interesse der Amerikaner war zu hören. Selbst der Preis von umgerechnet mehr als 80.000 Dollar konnte die Anhängerschar nicht schrecken, der Camping-Bus weckt Begehrlichkeiten. Doch aus Niedersachsen kommt ein kategorisches Nein. An eine Abstimmung des T6 für die Vereinigten Staaten werde nicht gedacht.
Warum auch, die Produktion nahe Hannover arbeitet heute schon im roten Bereich. Was nicht verwundert, denn im vergangenen Jahr wurden dort mehr als 15.155 Neufahrzeuge gebaut. Die meisten mit den höherwertigen Ausstattungen Coast oder Ocean, mit bis zu 204 Diesel-PS, Doppelkupplungsgetriebe und elektrisch bewegtem Hubdach. Das Basismodell Beach kostet mit einer 84-PS-Maschine immerhin schon gut 43.000 Euro, aber die nehmen nur wenige. Rund 61.000 Euro zahlen die California-Freunde für die Spitzenversion, und selbst bei der gibt die Liste der Sonderausstattungen noch reichlich Spielraum nach oben. Ein billiges Vergnügen ist Camping-Urlaub längst nicht mehr, schon gar nicht mit einem Reisemobil von VW.