Katamaran Leopard 50 : Leben auf großem Fuß
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Platz da: Auf dem Leopard 50 geht es großzügig und vorwiegend gelassen zu. Bild: Claus Reissig
Der Katamaran Leopard 50 kommt aus Südafrika und bietet viel Platz auf zwei Rümpfen. Doch das Boot ist nicht nur einer komfortablen Zeit an Bord dienlich – es kann noch eine ganze Menge mehr.
Das Unternehmen Robertson and Caine ist in Europe nur wenigen ein Begriff. Die südafrikanische Werft baut Katamarane; das ist an sich schon etwas Besonderes, kommen doch die meisten aus Frankreich. Ebenfalls außergewöhnlich ist, dass die gesamte Produktion von rund 200 Booten jährlich von nur einem Abnehmer aufgekauft wird. Der versorgt damit die Charter-Anbieter Moorings und Sunsail. Privat kann man die dann Leopard genannten Boote ebenfalls kaufen, das Verhältnis Privat/Charter beträgt etwa eins zu eins. Oder man kauft ein Charterschiff als Eigner, davon später mehr.
Neu ist der 15,40 Meter lange Leopard 50 (oder Moorings 5000), ein Boot wie gemacht dafür, den Tag gemächlich angehen zu lassen. Darin unterscheidet es sich nicht von all seinen größeren und kleineren Schwestermodellen. Alles ordnet sich dem einen Zweck unter, die Zeit an Bord möglichst angenehm zu verbringen. Das muss man wissen, wenn man dem Schiff das erste Mal begegnet. Sonst werden eventuell falsche Erwartungen gehegt.
Lebensraum in allen Bereichen
Der 8,04 breite Leopard 50 ist ein Trumm. Rümpfe hoch, Flanken gerade, Aufbau eckig: Das schafft Lebensraum in allen Bereichen. Vier große Kabinen nebst jeweils einem eigenen großen Bad sind vorhanden, die teils frei stehenden Betten müssen nicht mühsam erklommen werden. Dazu kommen ein Salon und ein Achtercockpit, an deren Tischen jeweils alle Gäste Platz finden, eine Art Flybridge (Lounge genannt, weil ohne Steuerstand), ein vorderes Cockpit mit eigenem Ausgang sowie ein überdachter Steuerstand auf halber Höhe.
Nur eine leichte Brise kräuselt das Meer am Tag unseres Testschlags, was wenig Segelspaß erwarten lässt. Doch was für eine Fehlannahme: Der mehr als 20 Tonnen schwere Leopard 50 fährt, und das gar nicht mal schlecht. Bei sechs Knoten Wind erreicht er mit der Genua gut drei Knoten, mit dem erheblich größeren Code D sogar 4,2. Wenig Wind, lernen wir, heißt mit dem großen Kat nicht automatisch zu motoren. Obwohl fast eine Tonne Diesel in den Tanks dazu einladen würde.
Für die guten Segeleigenschaften betreibt die Werft einen erheblichen Aufwand. Die Wasserlinien sind schmal und lang, erst in Höhe des Knicks im Bereich der Betten erreichen die Rümpfe nahezu ihre volle Breite. Dazu kommt eine ordentliche Segelfläche von 154 Quadratmeter mit einem sogenannten Square-Top-Großsegel, also einer mit Latten ausgestellten Spitze, wie man es von Regattayachten kennt.
Das Yachteignerprogramm
Wer die Leistungsfähigkeit seines Leopard 50 als Privatschiff steigern möchte, könnte außerdem zum Beispiel den aufwendigen (und praktischen) Dingi-Lift, der das Beiboot absenkt und nach achtern fährt, aus der Optionsliste streichen (das spart über 300 Kilogramm), weitere 300 Kilogramm würde das Weglassen der Lounge bedeuten, zudem käme dann der Baum weiter nach unten mit der Folge, dass die Großsegelfläche vergrößert würde. In der Moorings-Version ist der Kat dagegen immer komplett ausgestattet; zum einen, um den Service weltweit zu vereinfachen, zum anderen dürfen die Charterkunden immer und überall den gleichen Standard erwarten.
Damit kommen wir zum oben erwähnten Yachteignerprogramm: Kunden können Charteryachten privat kaufen. Nach fünf Jahren Charterbetrieb laufen die Verträge aus, und die Kats gehen an ihre Besitzer. Für Moorings und Sunsail hat das den großen Vorteil, immer recht neue Schiffe im Angebot zu haben, zudem ist der Absatz der Gebrauchtboote gesichert. Die Eigner, so die Firmenphilosophie, reisen in der Folge als eine Art Botschafter durch die Welt. Deshalb dürfen die Yachten weder qualitativ schlecht noch langsam sein.
Die Aufenthaltsbereiche an Bord sind zahlreich. Angenehm reist es sich im vorderen Cockpit bei leichtem Wind und unter Maschine für alle, die ihre Ruhe haben möchten. Aber dran denken: Dank optionaler Kamera hat einen der Rudergänger auf dem Schirm. Geschützt sitzt man im achteren Cockpit (Kamera), eine Riesenfläche mit Anschluss an den spacigen Salon. Die Sofas stehen Lehne an Lehne, die Pantry ist nach Steuerbord und nach vorn ausgerichtet. Auf den flachen Sitzen der Lounge (nicht Flybridge) genießt man den Ausblick. Und wer aktiv segeln will, kann das auf den zwei Plätzen hinter dem Steuerrad tun, wo alle Leinen zusammenlaufen, sämtliche Winschen und Instrumente plaziert sind. Dort hat man den Überblick und merkt zudem, dass eine Yacht nach Arbeit verlangt.
Groß, aber keine Superyacht
Für Segler ein schöner Ort. Das Ruder bedient sich trotz der Schiffsgröße leicht, der Leopard reagiert schnell, man muss bloß berücksichtigen, dass ein Kat nicht mit Ruderdruck rückmeldet. Die Winschen sind vernünftig dimensioniert und gut erreichbar, alle Schoten und Fallen reibungsarm und logisch umgelenkt. Optional lassen sich die Winschen elektrisch aufrüsten. Vielleicht ein Widerspruch in sich ist der transparente Bereich im Sonnendach, er hilft aber ungemein bei der Kontrolle der Segel. Zwei Kameras überwachen, wie erwähnt, die Cockpits und schicken ihre Bilder aufs Multifunktionsdisplay. Zur Vereinfachung von Hafenmanövern können weitere Kameras geordert werden. Unbedingt notwendig ist das nicht. Mit 50 Fuß Länge ist der Leopard zwar groß, aber keine Superyacht.
Beeindruckend sind die Wege über das (und durch das) Schiff: Über eine Treppe von Steuerbord geht es zur Lounge auf dem Dach, davor über eine weitere in den „Split Level“ des Steuerstands und von dort wiederum zurück ins achtere Cockpit. Und wer zum Beispiel den Anker handhaben möchte, kann die langen Wege über die Seitendecks (wo man sich wie auf einer großen Yacht fühlt) nehmen oder den kurzen durch den Salon ins vordere Cockpit.
Es ist offensichtlich, dass man bei Robertson and Caine jede Möglichkeit zum Optimieren des Kats nutzen wollte. Das ist geglückt. Und würde nicht bereits New Orleans den Beinamen The Big Easy tragen, der Leopard 50 hätte ihn zweifellos verdient.