Reisemobile und Caravans : Herdentrieb der Individualisten
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Soweit die Räder tragen: Das Wohnmobil bringt das Hotel dorthin, wo es am schönsten ist. Nein, nicht nach Kanada. Das ist der Lake District im Nordwesten Englands Bild: Getty
Was fasziniert immer mehr Menschen am Campingurlaub? Wir blicken auf eine Branche, die bald auf der weltgrößten Messe für Reisemobile und Caravans in Düsseldorf ihren Jahreshöhepunkt feiert.
Das ist der Traum jedes Campers: Ein Standplatz für den Caravan im Halbschatten, Blick auf die endlose Weite des Meeres. Dazwischen nur ein Sandstrand, soweit das Auge reicht – und kein Mensch weit und breit, der die Idylle stören könnte. Im Hochsommer gibt es das vor allem in der Werbung, trotzdem suchen immer mehr Menschen einen individuellen Platz an der Sonne.

Redakteur im Ressort „Technik und Motor“.
Ein Sparurlaub ist das nicht, meist sind Pauschalreisen billiger. Campingplätze lassen sich eine schöne Lage bezahlen, und man braucht erst mal einen Caravan, der gekauft oder gemietet werden will. Dennoch, für 15.000 bis 20.000 Euro ist ein (neuer) Wohnwagen der Einstieg in eine Form des Reisens.
Nach ersten Anfängen in den 1930er Jahren war Deutschland zehn Jahre nach dem Krieg schon mal campingverrückt. Doch damals waren die Camper nur selten mit dem Wohnwagen unterwegs, sondern meist mit dem Zelt. Mehr gab das Budget nicht her. Mit wachsendem Wohlstand fand der Urlaub im eigenen rollenden Häuschen immer mehr Freunde. Inzwischen (seit 2009) liegen die Reisemobile deutlich vor den Wohnwagen – sowohl in Deutschland wie in Europa. So wurden in den vergangenen zwölf Monaten (August 2014 bis Juli 2015) hierzulande knapp 28.000 Wohnmobile neu zugelassen und „nur“ rund 18500 Wohnwagen.
Beide Fahrzeugarten liegen deutlich im Plus, die Wohnmobile mit 8,5 Prozent, die Wohnwagen mit 9,8 Prozent. Das Haus am Haken feiert zurzeit eine kleine Renaissance, nachdem die Nachfrage jahrelang rückläufig war. Der Wohnwagen hat den Vorteil, dass man am Ziel seiner Reise mit dem Zugwagen mobil ist, doch das Gespannfahren und vor allem das Rangieren damit ist nicht jedermanns Sache. Hier hilft erstens Übung und zweitens die Technik: Mit Movern lässt sich heute der schwerste Wohnwagen ferngesteuert zentimetergenau rangieren und es gibt (im VW Passat) schon den ersten Rangierassistenten für Anhänger.
Das Reisemobil ist eine Einheit, die größeren Modelle haben hinten eine Garage, in die manchmal ein Roller passt, auf jeden Fall aber die Fahrräder, die hier besser und sicherer untergebracht sind als auf einem Heckträger. Große Liner haben sogar für ein kleines Auto Platz. Doch diese Kategorie ist eher die Ausnahme.
Unverkennbar ist der Trend zu immer höherwertigeren und aufwendigeren Freizeitfahrzeugen, gleichzeitig sind kompakte Mobile besonders gefragt. Denn so schön die großen Wohnmobile sind: Eine neun Meter lange Landyacht macht nicht unbedingt Spaß auf den engen Sträßchen in Bella Italia. Daher ziehen immer mehr Liner-Besatzungen einen Kleinwagen auf dem Anhänger hinter sich her.
In Düsseldorf feiert der VW T6 California Messepremiere
Kompakte Wohnmobile gibt es schon von knapp 40.000 Euro an, und man staunt, was sich auf fünf Meter Länge alles unterbringen lässt. Der Klassiker unter den Kompakten ist der VW Bus. In Düsseldorf feiert der VW T6 California Messepremiere. Bis zu vier Personen können darin schlafen und wohnen, eine Nasszelle gibt es nicht. Für viele kommt nichts anderes als ein VW Bus in Frage, weil er Personenwagen in Fahrkomfort und Alltagstauglichkeit am ähnlichsten ist, und weil er auch auf unbefestigten Wegen nicht so schnell passen muss, wenn man sich für die Allradvariante entscheidet. Auch die kurzen Fiat-Kastenwagen (5,40 Meter) sind so kompakt, dass sie noch als Zweitwagen dienen können.