Fahrtbericht Audi A8 : So schön kann es auf dem Gipfel sein
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Bis auf den Kühlergrill ist der A8 zwar groß, aber nicht protzig Bild: Hersteller
Mit zäher Arbeit hat sich Audi von der Mann-mit-Hut-Marke zum härtesten Gegenspieler von Benz und BMW entwickelt. Viele meinen sogar, es gebe tatsächlich einen Vorsprung durch Technik.
Der technische Vorteil von Audi gegenüber Benz und BMW zeige sich beispielsweise im neuen Audi A8. Unter den Konkurrenten in der Oberklasse macht er schon rein äußerlich die beste Figur, und obwohl er mit 5,14 Meter Länge und 1,95 Meter Breite nun wahrlich kein kleines Auto ist, wirkt er nicht protzig, vom reichlich überladenen Grill einmal abgesehen.

Redakteur im Ressort „Technik und Motor“.
Zwar hat Audi viel Kritik dafür einstecken müssen, dass der neue A8 in diesem Frühjahr ohne Hybrid-Variante auf den Markt kam, doch wesentlich sparsamer als die bisherigen sind die neuen Motoren allemal. Der große 4,2-Liter-Diesel-V8 kam in der Praxis mit 9,5 Liter auf 100 Kilometer aus (F.A.Z. vom 1. Juni: Fahrtbericht: Audi A8 quattro), jetzt waren wir dem 4,2-Liter-V8-Benziner unterwegs, der mit 11,9 Liter im Schnitt gewiss kein echtes Sparwunder ist.
Aber ein Vergleich mit dem ersten großen Audi zeigt, was in 20 Jahren erreicht wurde: Der Audi V8, der Vorläufer des 1994 debütierenden Alu-A8, hatte einen 3,6-Liter-Motor mit 250 PS. „Technik und Motor“ fuhr den Wagen, der ebenfalls schon permanenten Allradantrieb hatte, im Frühjahr 1989, der Durchschnittsverbrauch belief sich auf 16,6 Liter. Und alle fanden das normal.
Dass der Diesel heute bei fast doppelt so hohem Drehmoment (800 statt 445 Newtonmeter) rund zweieinhalb Liter weniger als der Benziner braucht, ist nicht wegzudiskutieren, und weit über die Hälfte aller verkauften A8 sind Selbstzünder, der Kunde goutiert das sehr wohl. Aber der Benziner punktet mit seinem ruhigerem Lauf, der 1500 Euro niedrigere Grundpreis dürfte weniger ins Gewicht fallen, ebenso wie die 275 Euro, die er im Jahr in der Steuer günstiger ist.
Motor
Wir finden es schick, Benziner zu fahren, wenn alles auf Diesel umsteigt. 445 Nm maximales Drehmoment und 274 kW (372 PS) sind aller Ehren wert, alle Anforderungen eines Autolebens erledigt der V8 nonchalant, nur wenn man die volle Leistung abfordert, knurrt er etwas.
Getriebe
Zum nahezu perfekten Motor gesellt sich ein ebenso tadellos arbeitendes Achtgang-Automatikgetriebe, das stets die richtige Übersetzung findet und zwischen den einzelnen Stufen nahezu unmerklich wechselt. Die Schaltpaddel am Lenkrad ließen wir unberührt.
Federung
Weil Audi den Federungskomfort (endlich) im A8 deutlich verbessert hat, ist der große Alu-Wagen nun tatsächlich die perfekte Reiselimousine. 500 Kilometer von Frankfurt nach Hamburg vergehen – ohne Stau – wie im Flug.
Verbrauch
Man kommt entspannt an und muss bei gleichmäßiger Fahrt mit einem Schnitt von 11,5 Liter auf 100 Kilometer rechnen. Ein 90-Liter-Tank sichert akzeptable Reichweiten. Diszipliniert man sich und lässt die Tachonadel nicht über die 120 steigen, kann man den Bedarf an Super Plus oder Super auf 8,6 Liter drücken. Überwiegender Stadt- und Regionalverkehr lässt ihn auf 14,7 Liter steigen. Ein Start-Stopp-System gibt es im übrigen für die Achtzylinder (noch) nicht. So viel zum Verbrauch.
Fahrverhalten
Auf der Landstraße schlüpft der Audi gern in die Rolle einer kleineren Sportlimousine, die 5,14 Meter will man hier nicht glauben, so leichtfüßig und behende fegt der A8 mit beängstigender Neutralität um die Kurven. Die Bremsen fügen sich nahtlos in das sehr gute Gesamtbild ein. Dass alle vier Räder angetrieben werden, spürt man eigentlich nur dadurch, dass man zu keiner Zeit auch nur das geringste Problem hat, die Leistung auf die Straße zu bringen. Das wäre bei 372 PS und Frontantrieb gewiss anders. Von den störenden Antriebseinflüssen in der Lenkung ganz zu schweigen. Dazu kommt bei Allrad noch das Sicherheits-Plus im Winter.
Innenraum
Dass man sich im A8 so wohl fühlt, hat aber nicht nur mit dem sehr guten Fahrwerk und dem formidablen Motor zu tun. Der Innenraum ist aufs allerfeinste eingerichtet, subjektiv sehen wir Audi in dieser Hinsicht vor BMW und Mercedes-Benz. Schon die schönen Lenkstockhebel, die nicht aus der Großserie stammen, verdienen Erwähnung.