Mercedes E-Klasse T-Modell : Die teure Lust an edler Last
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Das Platzangebot ist dank des um 6,5 Zentimeter auf 2,94 Meter gewachsenen Radstands exzellent, aber nur für vier Personen. Der fünfte Passagier muss auf dem schmalen Mittelsitz im Fond Platz nehmen und zusehen, wohin er wegen des hohen, breiten Mitteltunnels seine Füße stellt. Wenn wir uns etwas wünschen dürften, wäre das eine individuelle Verstellung der Rücksitzlehnen, die für unseren Geschmack in der Normalstellung zu flach und in der Cargofunktion zu steil stehen. Ansonsten ist das T-Modell an Eleganz, Raumgefühl, Komfort und Qualität kaum zu überbieten. Die Multibeam-Scheinwerfer mit 84 einzeln angesteuerten LED für 1291 Euro leuchten die Fahrbahn perfekt aus. Es kann immer mit Fernlicht gefahren werden, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu blenden. Ebenso wie das Head-up-Display für 1178 Euro hat uns das volldigitale Cockpit mit zwei unter einem gemeinsamen Deckglas nahtlos miteinander verbundenen Bildschirmen (1012 Euro) überzeugt. Inmitten all der digitalen Anzeigen gefällt die analoge Uhr in der Mitte.
Mit dem Fahrassistenz-Paket Plus für 2856 Euro, das die Anwesenheit des 3273 Euro teuren Comand-Online-Multimedia- und Navigationssystems voraussetzt, ermöglicht die E-Klasse teilautonomes Fahren. Auf der Autobahn überholt der Wagen selbständig, wenn der Blinker länger als zwei Sekunden aktiviert wird und die Sensorik im Sicherheitsbereich keine Fahrzeuge erkannt hat. Mit dem adaptiven Tempomaten hält das T-Modell den Abstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen, fährt in der Spur, auch wenn der Fahrer eine Zeitlang die Hände vom Lenkrad nimmt, bremst im Stau bis zum Stillstand und fährt von selbst wieder an. All das funktioniert tadellos, wenn auch zunächst mit reichlich Herzklopfen unsererseits. Der Verkehrszeichenassistent erkennt Geschwindigkeitsbegrenzungen und passt das Tempo daran an, Knöllchen sollten der Vergangenheit angehören. Alle Systeme sowie Infotainment und Navigation lassen sich von mehreren Positionen aus bedienen: über Touchpads und Drehdrücksteller in der Mittelkonsole, Direktwahltasten unterhalb der Lüftungsdüsen, mittels Spracheingabe oder über Lenkradtasten. Neu sind zwei berührungssensitive Mini-Touchpads im Volant, über die man aber schnell mal aus Versehen wischt; wir würden eine haptische Rückmeldung vorziehen.
In Kombination mit der optionalen Mehrkammer-Luftfederung schwebt der große Kombi förmlich über Fahrbahnunebenheiten hinweg, die Luftfederung an der Hinterachse mit Niveauregulierung ist ab Werk verbaut. Obwohl das T-Modell auch die sportliche Gangart beherrscht, sich bereitwillig in jede Kurve legt und sich dabei so handlich fährt, dass man beinahe vergisst, in einem knapp fünf Meter langen Auto zu sitzen, haben uns die Ruhe und der Komfort auf langen Strecken am meisten begeistert. Entsprechend selten kamen der neue Sport-Plus-Modus und die Schaltwippen am Lenkrad zum Einsatz. Meist wählten wir die Fahrwerkseinstellung Comfort, die mit der sanft und ruckfrei schaltenden Automatik bestens harmoniert.
Die Leistung des Basis-Benziners ist auch auf Bergstrecken ausreichend, weniger sollte es aber nicht sein. Der 184 PS starke Turbodirekteinspritzer beschleunigt den 1,7 Tonnen schweren Wagen in 8,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h und lässt ihn bis 231 km/h schnell werden. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 9,6 Liter je 100 Kilometer ist er aber ziemlich durstig. Die 60 Euro für den um 16 auf 66 Liter vergrößerten Benzintank sind gut angelegtes Geld, um die Vorzüge des formidablen Luxuslasters auf Touren genießen zu können.