Fahrbericht VW T-Roc : T-Roc ’n Roll
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Lapisblau gefärbter T-Roc R Bild: Hersteller
Wenn VW frei aufspielen darf: 300 PS hat der kompakte Crossover T-Roc. Nur im Innenraum leistet sich Volkswagen eine Frechheit.
Das Leben ist zu kurz für langweilige Autos. Man nehme also den von Format und Form reichlich gut in die Zeit passenden T-Roc und spendiere ihm 300 fröhliche PS und 400 zupackende Newtonmeter aus einem Zweiliter-Benziner. Ergibt: vorzügliche Ergonomie und Fahrspaßfaktor zehn von zehn.
Und wer nun über den zünftigen Preis jammert, dem sei gesagt, immerhin wird der größere Tiguan eigentlich nicht mehr benötigt. Aber das Angenehme einer breiten Palette ist ja, dass je nach Alter der Kinder für jeden etwas dabei ist, vom mächtigen Touareg bis zum schmächtigen T-Cross.
Als R-Modell offeriert VW die stärkste Variante des Crossovers, Audi SQ2, Cupra Ateca oder BMW X2 M35i lauten die Konkurrenten. Weil VW auch im Expresstempo VW ist, greifen die Sitze gut um die Hüfte, ohne zu hart zu sein; befinden sich Lenkrad und Schaltung und Knöpfe und Ablagen dort, wo man sie erwartet, passen in den Kofferraum die Einkäufe ohne Schwierigkeiten, sitzen hinten Menschen bis 1,80 Meter Körpergröße ohne Verklemmungen. Die Rückbank ist allerdings nicht verschiebbar.
Aber es gäbe eine Anhängerkupplung. Hübsch zubereitet und alltagstauglich ist der T-Roc R mithin. Wieselflink auch. Und auf Wunsch fauchend und grummelnd. Gegen 3800 Euro Zuzahlung macht sich eine Akrapovic-Titan-Auspuffanlage Luft, was sie mit gekonnten Lauten untermalt. Und in der Stadt säuselt derselbe wilde R dahin wie ein an grüner Leine geführtes Lamm. In freier Wildbahn sind der Fahrfreude physikalische Grenzen gesetzt, die auszureizen sich verbietet.
Beginnendes Untersteuern weit außen im Grenzbereich sollte als Warnsignal genügen, wer es richtig gut kann, holt das Heck zum Lenken hinzu. Dank Launch-Control und Allradantrieb fallen 100 km/h im Ernstfall nach 4,8 Sekunden. Bei 250 km/h ist elektronisch geregelt Schluss. Fahrwerk, Bremsen, Lenkung sind auf bestem Niveau. Nur die bekannte Gedenksekunde des DSG-7-Gang-Getriebes aus niedriger Drehzahl heraus hat VW auch hier nicht eliminieren können.
Das Triebwerk unter 9,0 Liter zu bewegen ist schier unmöglich, mehr als zwölf Liter sind kein Problem. Wir verfeuerten im Durchschnitt 11,2 Liter Superbenzin. Zur Anschaffung wären 44.000 Euro gen Wolfsburg zu überweisen, zuzüglich Aphrodisiaka stellte sich der Testwagen auf 56.300 Euro. Angesichts dieses Tarifs sind die harten Kunststoffeinlagen im Innenraum eine Frechheit. Das allerdings ist die einzige, die sich VW leistet. Ansonsten ist der T-Roc R Genuss pur mit jedem Kilometer.