Fabrikneues Turbo-Prop-Flugzeu : Pilatus vor Kreta abgestürzt
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Erst vor wenigen Tagen am 12. Dezember fertiggestellt: Pilatus PC-6 Porter Bild: Schelling
Ein Turbo-Prop-Flugzeug vom Typ Porter des Schweizer Herstellers Pilatus ist vor Kreta ins Mittelmeer gestürzt. Ein Pilot kam dabei ums Leben. Die Maschine wurde erst am Montag neu ausgeliefert.
Ein einmotoriges Turbo-Prop-Flugzeug vom Typ Pilatus Turbo Porter ist am Donnerstag kurz nach dem Start vom griechischen Flughafen Heraklion auf Kreta ins Mittelmeer gestürzt. Dabei kam einer der beiden Piloten an Bord ums Leben. Die erst vor wenigen Tagen am 12. Dezember vom Schweizer Flugzeugbauer Pilatus fabrikneu ausgelieferte Maschine des Typs PC-6 Porter gehört der indonesischen Airline Smart Aviation. Das zehnsitzige Flugzeug sollte zusammen mit einer weiteren neuen Schwestermaschine auf dem Luftweg von der Schweiz nach Südostasien überführt werden.
Nach dem Start am Montag im schweizerischen Buochs waren die beiden Piloten via das slowenische Maribor und das montenegrinische Podgorica am Mittwoch im griechischen Heraklion angekommen, da die Porter mit nur 230 km/h relativ langsam fliegt. Am Donnerstag sollte nach dem Start in Heraklion auf Kreta über das Mittelmeer Hurghada in Ägypten angesteuert werden.
Sinkflug aus etwa 400 Metern Höhe
Aber bereits kurz nach dem Abheben gegen 10 Uhr meldeten der ältere Pilot aus Indonesien und sein jüngerer Pilotenkollege aus Südafrika anscheinend Probleme. Die Maschine drehte daraufhin um und versuchte, den Flughafen Heraklion wieder zu erreichen. Das klappte aber nicht. Die Porter sank dann laut den Radardaten von Flight Radar 24 in einem wohl kontrolliert gesteuerten Sinkflug aus etwa 400 Metern Höhe ins Mittelmeer, womöglich um dort notzuwassern.
Dieses Manöver könnte auf etwaige Motor- oder Treibstoffversorgungsprobleme hindeuten. Rettungskräften gelang es laut griechischen Medien, beide Piloten zu bergen. Die Porter versank nach dem Crash teilweise im Meer, lediglich das Leitwerk blieb zunächst über Wasser. Der Ältere der Piloten kam bei dem Crash ums Leben, der Jüngere überlebte verletzt.
63 Jahre als Universalflugzeug in Produktion
Die abgestürzte Porter war die letzte neu gebaute Maschine dieses Typs vom Hersteller Pilatus. Denn die Produktion im schweizerischen Stans endete vor wenigen Tagen am 12. Dezember mit der Auslieferung dieses Exemplars. Die PC-6 Porter war 63 Jahre als Universalflugzeug bei Pilatus in Produktion. Bereits am 4. Mai 1959 hob der Prototyp des Ganzmetall-Flugzeugs zum ersten Mal ab.
Die Maschine gilt als universell einsetzbar. Denn sie lässt sich auf Ski zum Gletscherfliegen stellen oder auf Schwimmer für Wasserflug. Piloten lernen auf PC-6 das Fliegen oder setzen damit Fallschirmspringer ab. Als Sprühflieger in der Landwirtschaft oder als Feuerlöschflugzeug taugt sie ebenfalls. Bis zu zehn Passagiere, maximal 1200 Kilo Fracht, Ambulanzliegen oder ein Mix aus allem passen in die Maschine.
Wie kam es zu ihrer Entwicklung? Ende der 1950er-Jahre läuft bei Pilatus der Serienbau von P-3-Schulflugzeugen für die eidgenössische Luftwaffe aus. Folgeaufträge sind damals nicht in Sicht. Also entschließen sich die Verantwortlichen, ein ziviles Mehrzweckflugzeug zu entwickeln. Es soll robust sein, überall betrieben werden können, viel Nutzlast transportieren sowie kurze Start- und Landestrecken aufweisen. Erfahrungen aus früheren Pilatus-Typen fließen in die neue Konstruktion mit ein. Hauptziele im damaligen Lastenheft sind vielseitige Einsetzbarkeit und einfache Bauweise des neuen Flugzeugs. Das erreicht die PC-6 nicht nur, auch die ursprünglichen Absatzziele und vor allem die erwartete Produktionszeit werden weit übertroffen.
Erst aber als Variante Turbo Porter erhält die Maschine ihre charakteristische lange Nase. Denn der ursprüngliche kurz bauende Boxermotor bringt zu wenig Leistung. Deshalb erhält die PC-6A-Version bereits 1961 zuerst eine französische und drei Jahre später eine amerikanische Propellerturbine. Deren heutige Version ist mit 650 PS viel stärker als der 340-PS-Kolbenmotor, hat aber dennoch weniger Gewicht. Deshalb musste damals die Rumpfnase deutlich wachsen, um die leichte Turbine unterzubringen und den Schwerpunkt dennoch beibehalten zu können. Das gibt jeder Turbo Porter ihr unverwechselbares Aussehen.
Die indonesische Smart Aviation, die die letzten beiden Neumaschinen gekauft hat, betreibt schon längere Zeit drei weitere Porter von Pilatus Aircraft.