Additive im Benzin : Vitamine für den Motor
- -Aktualisiert am
Pistolenhelden aus den 80ern: Als die Supernasen Thomas Gottschalk und Mike Krüger tankten, war alles Super einfach super Bild: INTERFOTO
Was ist dran an den Zusätzen, die Kraftstoffe oder das Motoröl verbessern sollen? Dazu gibt es unterschiedliche Ansichten, ein paar Testergebnisse und subjektive Eindrücke.
Automobilismus hat nicht selten religiöse Züge. Ob der Freund motorgetriebener Fortbewegung etwas gut oder schlecht findet, entscheidet dann der Glaube. In den elektronischen Schnatterrunden bietet das Raum für allerlei Reizthemen, von denen eines der am heftigsten umkämpften ist, ob sich das, was man an sein Fahrzeug verfüttert, durch Zusätze verbessern lässt. Die einen halten alles, was nicht ausdrücklich vom Hersteller freigegeben ist, für Teufelszeug, weil nur der wissen könne, was sein Auto brauche. Andere meinen, der Standard biete noch ausreichend Raum für Verbesserungen, die sich in Dosen kaufen ließen.

Redakteur im Ressort „Technik und Motor“.
Die Wahrheit liegt wie so oft irgendwo dazwischen. Tatsache ist, dass Produkte, die als Zusätze die Eigenschaften von Benzin, Diesel und Öl verbessern sollen, nicht wenige Abnehmer finden - und verbissene Gegner, die vor Motorschäden warnen. Skepsis ist durchaus angebracht, denn auf den zahlreichen Mittelchen, die auf dem Markt sind, steht so gut wie nie, welche Chemikalien sie enthalten. Und selbst wenn, nützt das nicht viel, denn was jede von ihnen in welcher Dosis bewirkt, können allenfalls ein paar Fachleute beurteilen.
Dass der Kauf von Zusätzen Vertrauenssache ist, gibt David Kaiser zu. Kaiser ist Leiter der Entwicklung von Liqui Moly, einem Schmierstoffspezialisten, der mit Ölzusätzen groß geworden ist und in diesem Segment heute unangefochten die Marktführerschaft beansprucht. Im Labor werden nicht nur die eigenen Produkte getestet, sondern auch die der Konkurrenz analysiert. Das Rad werde nicht ständig neu erfunden, sagt er, die Inhaltsstoffe der Additive sind den Experten bekannt. Dass die Mittel wirken, ist auch kein Geheimnis. Viele der Chemikalien sind ohnehin in Treibstoffen und Ölen enthalten, es sind die Vitamine und Spurenelemente für die Motoren. Das Angebot an Additiven in Dosen ist unübersichtlich.
Ob sie notwendig sind, darüber lässt sich streiten - moderne Motoren kommen im Normalbetrieb mit dem für sie vorgesehenen Öl, Benzin und Diesel aus. Je höher die Qualität der Treib- und Schmierstoffe, desto weniger bewirken Zusätze - und umgekehrt. Klassische Anwendungsfelder für Additive sind deshalb Reisen in ferne Länder mit schlechtem Sprit. Und andere hohe Belastungen, etwa extremer Kurzstreckenbetrieb. Autoliebhaber verwenden sie auch vorbeugend. Außerdem sollen manche Additive älteren Motoren gut bekommen. Denn die Verbrennung leidet unter Ablagerungen im Motor, die Abgaswerte werden dadurch schlechter.
Tests legen eine positive Wirkung nahe
Für alle Zweifler, die nicht glauben wollen, dass reinigende Treibstoffzusätze (unter anderen Polyisobutylamine) die Abgasqualität verbessern können, hat Liqui Moly jetzt Messungen von der GTÜ (Gesellschaft für Technische Überwachung) in Laupheim vornehmen lassen. Ein älterer BMW Diesel mit rund 124.000 Kilometer Laufleistung und ein Opel Benziner mit 57.000 Kilometer aus dem privaten Bestand der Mitarbeiter wurden gemessen und dann mit Zusatz von System-Reiniger 655 und 468 Kilometer weit gefahren.
Kohlenmonoxid (CO) - ein Ergebnis unvollständiger Verbrennung - war in der zweiten Messung der GTÜ auch unter höherer Drehzahl bei beiden Fahrzeugen nicht mehr feststellbar, vorher wurden 0,010 bis 0,012 Prozent (120 ppm) vom Diesel und 0,024 Prozent vom Benziner ausgestoßen. Die Konzentration an Kohlenwasserstoffen (HC) im Abgas des Diesels war am Ende des Versuchs nur noch etwa halb so hoch. „Der System-Reiniger lässt die Ablagerungen an den Einspritzdüse abplatzen“, erklärt Kaiser, der Kraftstoff werde dann wieder fein zerstäubt.