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Autonome Autos : Gedankenleser in Fahrt

  • -Aktualisiert am

Die Straßen sind für autonome Autos nicht immer frei. Gerade in der Stadt muss die Software das Verhlaten von Passanten oder Fahrradfahrern deuten lernen. Bild: Lucas Bäuml

Autos und Passanten kommunizieren nicht immer gut miteinander. Fürs autonome Fahren ist das ein Problem. Doch künstliche Intelligenz soll selbstfahrende Autos in die Lage versetzen, das Verhalten von Fußgängern zu erahnen.

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          Das Verhältnis von Fußgängern und Autofahrern ist ein besonderes. Kollisionen zwischen diesen beiden Spezies sind nicht allein aus den naheliegenden Gründen unbedingt zu vermeiden, sondern auch wegen des besonderen Schutzes für schwächere Verkehrsteilnehmer. Die deutsche Jurisdiktion neigt nämlich dazu, dem Autofahrer wegen der Betriebsgefahr seines Vehikels auch dann zumindest eine Teilschuld aufzubürden, wenn ihm der Fußgänger geradewegs ins Auto gelaufen ist.

          Nicht immer ist Unaufmerksamkeit oder Ablenkung eines der Beteiligten die Unfallursache. Häufig mangelt es schlicht an der Kommunikation zwischen Automobil und Passant, ein Pro­blem, das sich mit wachsendem Aufkommen autonomer Autos verschärfen dürfte. Um Unfälle zu verhindern, könnte außer der Armada von Stereokameras, Radar-, Lidar- und Ultraschallsensoren am und im Fahrzeug eine verbesserte Früherkennung möglichen Fehlverhaltens des Fußgängers hilfreich sein. Daran arbeiten Forscher des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB), die dem selbstfahrenden Auto sozusagen soziale Kompetenz anerziehen wollen. Spezielle Systeme Künstlicher Intelligenz (KI) sollen das Verhalten von Fußgängern erahnen, um eine Interaktion mit autonomen Autos zu ermöglichen.

          „Autofahren ist viel mehr als Gas geben, bremsen und lenken. Eine entscheidende Rolle spielt die Verständigung mit anderen Verkehrsteilnehmern“, sagt Manuel Martin, Diplom-Informatiker am IOSB. „Das autonome Auto muss frühzeitig erkennen können, ob ein Passant am Straßenrand die Fahrbahn betreten wird oder nicht. Was der Mensch am Steuer im Regelfall intuitiv und ohne Nachdenken wahrnimmt, beispielsweise anhand von Standort, Blickrichtung oder Gesten des Fußgängers, muss dem selbstfahrenden Fahrzeug erst beigebracht werden, damit es eigenständig agieren kann.“ Zu diesem Zweck müsse das Verhalten des Passanten präzise analysiert und interpretiert werden.

          Verfahren der Künstlichen Intelligenz besitzen zwar das Potential, Videobilder zu analysieren, müssen allerdings erst mit großen Mengen an Trainingsdaten gefüttert werden, damit sie die richtigen Schlüsse ziehen. Daran wird derzeit am IOSB im Zuge des Forschungsprojekts „Intelligente Mensch-Technik-Kommunikation im gemischten Verkehr“ gearbeitet. Kürzlich stellte das Institut einen Prototypen vor, der einschätzen kann, ob ein Fußgänger die Straße überqueren wird, seine Gesten analysiert und damit die Basis für die Interaktion schafft.

          Das System besteht aus einer Stereokamera, die räumlich „sehen“ und so die genaue Position des Passanten erfassen kann, sowie einem Algorithmus, der die Stellung der Gliedmaßen erfasst und daraus entsprechende Schlussfolgerungen zieht. „Jetzt geht es darum, die Künstliche Intelligenz weiter zu trainieren“, sagt Martin. „Das System insgesamt muss so verfeinert werden, dass es in allen denkbaren Situationen die Absicht des Fußgängers möglichst zutreffend erkennen kann.“

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