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Unabhängig mit Atomkraft? : Nach dem Gas

Es braucht einen realistischen Blick darauf, was Atomkraft leisten kann - und was nicht. Bild: dpa

Die Rufe, die noch intakten deutschen Atomkraftwerke weiterlaufen zu lassen, mehren sich. Die Hoffnung: Sie können helfen, die deutsche Abhängigkeit vom russischen Erdgas aufzufangen. Es braucht aber einen realistischen Blick darauf, was sie leisten können – und was nicht.

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          Wenn es kein Gas mehr gibt, kann die Atomkraft vielleicht weiterhelfen? Die Frage, wie Deutschland den Weg aus der Abhängigkeit von russischem Gas findet, mit dessen Hilfe Putin seinen Krieg gegen die Ukraine finanzieren und für die wirtschaftlichen Sanktionen des Westens vorsorgen konnte, ist schwer zu beantworten. Kurzfristig ist die Versorgung des Landes gesichert. Mittelfristig müssen andere Staaten die leeren Gasspeicher wieder füllen. Langfristig braucht es eigene erneuerbare Energieanlagen, damit die Zeiten enden, in denen Diktatoren fossile Energieträger als militärpolitisches Druckmittel missbrauchen können. Auch der Ruf, unsere intakten Atomkraftwerke schnell wiederzubeleben oder wenigstens weiterlaufen zu lassen, ist da verständlich. Selbst einstige Gegner der Technik halten das in dieser Situation für berechtigt.

          Es braucht aber Realismus: Unsere Atomkraftwerke können die Energie, die im im­portierten russischen Gas steckt, nicht ersetzen. Fast 1000 Terawattstunden (TWh) Erdgas hat Deutschland im vergangenen Jahr verbraucht, gut die Hälfte kam aus Russland. Gleichzeitig haben die letzten Atomkraftwerke knapp 70 TWh Strom erzeugt. Alle Erneuerbaren kamen auf 237 TWh, auch darin zeigt sich die Dimension der Abhängigkeit. Und Energie ist eben nicht gleich Energie. Mit Atomstrom können wir keine Wohnungen wärmen, wenn in der Hälfte aller Haushalte der Weg zum Heizkörper nur durch eine Gastherme führt. Einige Menschen kochen mit Gas, viele Fabriken brauchen es. Das alles lässt sich vielleicht langfristig umbauen, aber nicht in einem Sommer. Und trotzdem: Der Atomstrom kann etwas auffangen, dass ein Teil des Erdgases verstromt wird. Jede Kilowattstunde kann am Ende helfen.

          Anna-Lena Niemann
          Redakteurin im Ressort „Technik und Motor“.

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