Neues Audiolab : Samsungs Ei aus Kalifornien
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Bild: F.A.Z.
Samsung will es wissen. Ein neues Labor in Kalifornien soll die Koreaner an die Spitze im Audio-Geschäft führen. Auf der IFA sind erste Produkte zu sehen – hier ist vom Probehören zu lesen.
Es zählt nur der WM-Titel. „Wir wollen die Nummer eins werden“, sagt Allan Devantier, Direktor des neuen Audiolabs von Samsung. Er ist quasi der Spielertrainer eines neu gegründeten Teams, das Audio-Produkte im kleinen kalifornischen Valencia konzipiert und entwickelt. Devantier könnte man eigentlich für verrückt erklären. An Unternehmen wie Yamaha, Sony, Harman, Bose und einige anderen aus der Spitzengruppe der Audio-Hersteller kann man nicht einfach so vorbeiziehen. Oder etwa doch? Wer Samsungs Weg in der Mobilfunkbranche kennt, weiß, dass genügend Geld und Ehrgeiz da sind, um tatsächlich die Nummer eins zu werden.

Redakteur in der Wirtschaft.
Ein vielversprechender Anfang ist gemacht: Das Team ist international besetzt, Samsung hat viel Erfahrung eingekauft. Devantier, der vorher bei Harman eine ähnliche Stelle innehatte, macht als Direktor klare Vorgaben. Sein Ansatz ist streng empirisch ausgerichtet. Klang werde über Messungen geregelt, hebt er immer wieder hervor. Diese Haltung spiegelt sich in den Räumen wider, die eine siebenstellige Summe gekostet haben. Denn zum Messen von akustischen Geräten braucht man leistungsstarke Computer, feine technische Gerätschaften und einen schalltoten Raum.
Im Audiolab bei Samsung : So wird der R7 getestet
In dem sitzt nun dieses Ei auf einer Stange, verdrahtet wie ein Patient in einer Forschungseinrichtung, verdeckt mit blauem Klebeband, umgeben von diesen weichen spitzen Keilen, die den Schall komplett schlucken. Für die Lab-Besucher ertönt der typische „Log Sweep“. Mit solchen Testtönen wird gemessen, wie sich der Schall im Raum verhält, wenn er den Lautsprecher verlässt. Da hier die Wände keine Wellen zurückschicken, wissen die Entwickler, wie etwa das Lautsprechergehäuse ihren Weg beeinflusst.
Weil der R7, so heißt das Ei, ein 360-Grad-Lautsprecher ist, haben die Forscher im schalltoten Raum ein paar zusätzliche Tricks angewendet, um möglichst vollständige Ergebnisse zu bekommen. Das Produkt kann sich erstens um die eigene Achse drehen, so dass das Messmikrofon aus jeder Richtung den Ton aufzeichnet. Und zweitens schwenkt das Mikro selbst im Halbkreis über den Lautsprecher hinweg. Samsungs Bastler versuchen sich ein komplexes Klangbild zu machen. Unabhängig davon, wo der Kunde den R7 aufstellt, will man verhindern, dass es einen „Sweet Spot“, einen idealen Hörort gibt. Der Lautsprecher soll überall im Raum gut klingen.
Gleicher Klang rundherum
Dieser 360-Grad-Sound war die Zielvorgabe, die Umsetzung nicht einfach. Beim R7 besteht die Idee darin, dass der Tief-Mittel-Töner nach unten abstrahlt, damit die Schallwellen durch eine schmale Öffnung horizontal austreten. Oben auf der Spitze des Eies sitzt der Hochtöner (Tweeter), der nach oben strahlt und dann zur Seite abgelenkt wird. Samsung nutzt hier also die Ringradiator-Technik.
Wer den R7 in der Mitte des Zimmers plaziert und sich um ihn herum bewegt, kann hören, dass dieses Konzept aufgeht. Und das klappte im kalifornischen Labor ebenso wie im eigenen Büro mit seinen nicht ganz so idealen Bedingungen.