Schlusslicht : Alarmstufe Rot
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Jetzt wurden gleich ganze Kreuzungen eines hippen Straßenzugs in Frankfurt am Main großflächig grellrot gestrichen. Bild: Albermann, Martin
Wieder hat das Böse zugeschlagen. Diesmal hat es uns erwischt. Doch zäh kämpft das Gute mit dem Pinsel.
Die Begeisterung fürs Fahrrad im Allgemeinen und die Spezies der E-Bikes im Besonderen wird uns langsam unheimlich. Es ist nämlich so, dass unser schönes, nur zwei Jahre altes, immer gut gepflegtes, extra für den Weg zur Arbeit angeschafftes Elektrorad – es war kein billiges – gestohlen wurde. Sauerei!!! Zum ungünstigsten Zeitpunkt auch noch, denn mit dem Ausweichen auf die S-Bahn war es zuletzt so eine Sache. Gell, Herr Weselsky?
Hut ab vor der Professionalität der Fahrradmafia. Nur eine Viertelstunde das Rad vorm Supermarkt abgestellt, panzerknackersicher am Ständer befestigt, schwupp, weg. Versuchen Sie mal, im ausgebombten Fahrradhandel Ersatz zu bekommen – kein guter Zeitpunkt. Wer bei eBay auf ein schickes schwarzgraues, verdächtig wirkendes Bulls Lacuba XT stößt, wende sich bitte mit sachdienlichen Hinweisen ans Schlusslicht oder die nächste Polizeidienststelle.
Die Begeisterung fürs Fahrrad wird derzeit nur übertroffen von der Begeisterung für die Farbe Rot. Auch Frankfurt am Main, unsere Heimatstadt, ist vom Rotrausch erfasst. Mehr und mehr rote Radstreifen verdrängen Fahrspuren für den Kraftverkehr, jetzt wurden gleich ganze Kreuzungen eines hippen Straßenzugs großflächig grellrot gestrichen.
Ästhetisch gesehen, sorgt das im Stadtbild für neue, nun ja, Aspekte. Das ist in Kauf zu nehmen, denn Verkehrspolitik mit dem Pinsel funktioniert. Jahrzehntelanges Nichtstun lässt sich übertünchen, der Unterschied zwischen Gut und Böse demonstrativ darstellen. Alle haben etwas davon: mehr Platz für die einen, mehr Stau für die anderen, mehr Luftverpestung für alle. Der Zeitpunkt ist günstig, das Auto moralisch wehrlos. Wird das selbst aus der Perspektive des Radfahrers, der Radwege eigentlich gut findet, langsam unheimlich? Aber nein. Rot liegt nun mal im Trend. Gell, Herr Scholz?