Fahrradfahren : Der Schuh soll richtig drücken
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Bild: Kien Hoang Le
Drei Kontaktstellen zwischen Rad und Radler gibt es: Sattel, Lenker und Pedale. Hier geht es darum, was das Innenleben der Schuhe zum sportlichen Erfolg beitragen kann.
Eigentlich, sagt Oliver Elsenbach, eigentlich mache er das nicht so gern, diesen simplen Test. „Das sieht so nach Hokuspokus aus.“ Und tatsächlich, für den, mit dem der Test gemacht wird, wirkt das Ganze rätselhaft wie ein Zaubertrick.
Dieser Hokuspokus geht so: Der diplomierte Sportwissenschaftler Elsenbach mit der langjährigen Erfahrung in Orthopädietechnik postiert sich hinter den Probanden: „Strecken Sie mal den linken Arm waagrecht nach außen, Handfläche nach unten. Und nun versuchen Sie, ihren Arm waagrecht zu halten, wenn ich jetzt von oben drücke.“ Gesagt, getan: Es dauert kaum zwei, drei Sekunden, dann reicht die Kraft nicht mehr, der Arm wird runtergedrückt.
Und nun genau dasselbe noch einmal mit einem kleinen Unterschied. Der ist von außen überhaupt nicht zu sehen, kostet aber rund 250 Euro. Arm raus, der Tester drückt und - ist es denn zu glauben? Obwohl der Druck auf den Arm nicht geringer ausfällt und obwohl kein Zaubertrank à la Asterix im Spiel ist, bleibt der Arm deutlich länger oben.
„Für mehr Drehmoment“
Die Erklärung: Beim zweiten Drücken hat der Proband einen anderen Stand. Denn in seinen Schuhen stecken die Solestar-Einlagen, die Elsenbach seinem Kunden gerade angepasst hat. Sie korrigieren die Körperhaltung, und das wirkt sich auf die Kraftentfaltung aus, mit der entgegengesetzt zum Druck gegengehalten werden kann.
Den Laden Kom*sport (Kom steht für Kompetenzzentrum) in der Kölner Roonstraße bezeichnet am genauesten das Wort „unauffällig“. Wer vor der grauen Altbaufassade steht, ahnt nichts von Leistungsdiagnostik, Bewegungsanalyse oder Trainingssteuerung. Tatsächlich geben sich hier vor allem Spitzenradsportler die Klinke in die Hand, weil sie sich von Elsenbachs Erfahrung zweierlei erhoffen: Leistungssteigerung durch effizientere Bewegungsabläufe - und weniger Schmerzen. Die Carbon-Einlagen von Elsenbach sollen zwar vorwiegend im (Leistungs-)Sport „Für mehr Drehmoment“ (Werbung) sorgen. Bei Solestar ist aber auch richtig, wer einfach nur auf dem Fahrrad weniger leiden möchte. „Ich komme ja aus der Schmerzecke“, sagt Elsenbach lächelnd.
Wer mit dem Sohlen-Guru über Radschuhe redet, sollte nicht auf teure Marken fixiert sein und auch nicht den gängigen Vorurteilen wie „Hauptsache, leicht und total steif“ anhängen. Sonst wird er nämlich in Grund und Boden geredet, bis ihm von Belastungsachsen und Scherkräften, körperlichen Asymmetrien und Fehlstellungen die Ohren sausen. Es gibt Wichtigeres, als dass es ein Bont Vaypor Premium in der Preisklasse jenseits von 300 Euro mit „100 Prozent Carbon Chassis“ ist.
Alles muss passen
Zuerst eine Binsenweisheit: Der Schuh muss passen, und zwar vor allem dort, wo der Fuß am breitesten ist. Der Vorfuß mit den beiden äußeren Mittelfußköpfchen soll zwar fest umschlossen sein, aber nicht zu fest vom Schuh gedrückt werden - auch dann nicht, wenn der Fuß beim angestrengten Fahren etwas anschwillt. Anders als beim Laufschuh gibt es im Radschuh keine Abrollbewegung. Deswegen braucht man bei ihm nicht die Daumenbreite vor den Zehen, um die der Laufschuh länger gewählt wird.
Dass wir beim sportlichen Radschuh stets von der Fixierung des Schuhs auf dem Pedal sprechen, ist klar? Auch deshalb sollte der Schuh nicht zu lang gewählt werden, weil sich sonst die „Cleats“ (die Klickverbindungen unter der Schuhsole) nicht optimal montieren lassen.