Probefahrt Audi E-Tron GT : Wie ein Porsche und doch ganz anders
- -Aktualisiert am
Im Audi E-Tron GT steckt Antriebstechnik der Konzernschwester Porsche. Bild: Hersteller
Der Audi E-Tron GT ist ein Ausrufezeichen Richtung Elektromobilität. Er nutzt die Gene des Porsche Taycan, bietet aber absichtlich weniger Wow. Wobei wir da von Nuancen in einer spitzen Spitze für mehr als 100.000 Euro reden.
Sage noch mal jemand, ein Elektroauto fahre wie das andere. Das gilt nicht einmal, wenn beide denselben Antrieb haben. Audi baut seinen E-Tron GT auf dem des Porsche Taycan auf, und doch lebt es sich mit dem Ingolstädter anders. Der Audi verursacht weniger Wow. Wer das für eine schlechte Nachricht hält, ist ein Freund von Sportwagen, mit allen Vor- und Nachteilen, die der fulminant voranstürmende Porsche bietet. Im Audi geht das luftgefederte Fahrwerk sachter zu Werke, die Lenkung liegt sanfter zur Hand, die Lust am Reisen überwiegt die an der schieren Leistung.
Damit kein falscher Eindruck entsteht, wir reden von Nuancen in einer spitzen Spitze. 476 PS bietet das Basismodell, es läuft 245 km/h und sprintet auf 100 km/h in 4,1 Sekunden. Im würzigeren RS liegen 598 PS, 3,3 Sekunden und 250 km/h an. Für einen Wimpernschlag können zum Zwecke der Abschüttelung aufmüpfiger Halbstarkstromelektriker gar 646 PS abgerufen werden, das genügt zumeist. Irritiert hat uns so oder so das hörbare Surren des Elektroantriebs. Ansonsten sind Unterschiede kaum herauszufahren. Beide beschleunigen entschlossen und sind flott. Die Sensation liegt im Durchzug, Tempi jenseits 130 km/h sind theoretischer Natur, sie ruinieren die Reichweite.
Die charakterliche Ausrichtung entwickelt ihren Reiz in einem von ausreichend Hektik geprägten Alltag, Audi spricht davon, anspruchsvolle Kunden mit Interesse an Stil und Design erreichen zu wollen. Ein Tribut ist die kleine Kofferraumluke samt spürbarer Ladekante. Erfreulich sind in diesem 5 Meter langen Auto die auch durch Hinterachslenkung geförderte Handlichkeit und ein adrett, wenn auch nicht herausragend edel zubereitetes Interieur mit Zügen einer Gebirgskette. Danke für den Erhalt mancher Knöpfe, die Bedienung gelingt gut. Das technisch spannende Paket fließt in ein Design, das vielfach gelobt wird, wir finden die Linien von Marc Lichte bisweilen anstrengend.
Der Akku fasst 93 kWh, nutzbar davon sind 85 kWh. Laden lässt er sich im so gut wie nie eintretenden Idealfall mit schön flinken 270 kW. Die Reichweite wird nach Norm mit bis zu 480 Kilometern angegeben, wir vermuten nach unser Testfahrt eine Realität um 360 Kilometer.
Wir würden nicht zum Äußersten gehen, sondern den günstigeren GT wählen. Er wirkt harmonischer und kostet auch schon 100.000 Euro. Für den RS werden 138.000 Euro gefordert. Zuzüglich Extras. Elektromobilität hat selbst in dieser Kategorie ihren Preis und zeitigt Spardruck, der merkwürdige Blüten trägt. In der Grundausstattung ist nicht mal eine Lordosenstütze drin.