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Neue Studien : Audi blickt nach vorne, Porsche zurück

Wie der Name schon sagt: Mit dem Activeshpere soll man aktiv sein. Zum Beispiel im Winterurlaub Bild: Hersteller

Die neuen Studien Porsche 357 und Audi Activesphere Concept könnten kaum gegensätzlicher sein. Audi will zukünftig autonom fahren. Porsche feiert 75-jähriges Jubiläum.

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          Studien sind so etwas wie Glanzlichter im automobilen Alltag. In der Regel zeigen sie in die Zukunft, die Macher wollen Reaktionen testen. Kommt dieses oder jenes Design an, wird es der Kunde akzeptieren? Manchmal sind sie aber auch „nur“ eine Hommage an die Vergangenheit. So hat Porsche an diesem Mittwoch in Berlin die Studie 357 vorgestellt, die den Startpunkt für das Jubiläumsjahr 2023 setzen soll. Schließlich wird Porsche im Juni 75 Jahre alt.

          Boris Schmidt
          Redakteur im Ressort „Technik und Motor“.

          Audi, als Marke schon einiges über 100, stellt dagegen an diesem Donnerstag online den Activesphere Concept vor, die vierte Studie des Sphere-Quartetts. Der Audi ist selbstredend ein teilautonomes (Level 4) Elektroauto, während der Porsche auf der Technik-Plattform des 500 PS starken, zweisitzigen 718 Cayman GT 4 steht. Der hat 4,0 Liter Hubraum und einen Sechszylinder-Boxermotor.

          Soll noch in diesem Jahr kommen

          Doch zunächst zum Audi. Nach dem Roadster Skyshpere, der Limousine Grandsphere und dem Minivan Urbansphere ist der Activeshpere eine Art Crossover-Fahrzeug, der ein wenig an einen höher gelegten und aufgeblasenen Audi TT erinnert. Er ist fast fünf Meter lang, mächtige 2,07 Meter breit und verspricht mit einem Radstand von knapp drei Metern viel Platz im Innenraum. Die Türen öffnen gegenläufig. Mächtige 22 Zoll-Räder treiben das Auto an, je ein Elektromotor ist pro Achse für den Vortrieb zuständig, zusammen ergeben sich 442 PS (325 kW) und ein maximales Drehmoment von 720 Newtonmeter. Mag das Blechkleid noch visionär sein, der Antrieb und die zusammen mit Porsche entwickelte Plattform PPE (Premium Plattform Electric) soll noch in diesem Jahr in ersten Audi-Serienfahrzeugen zum Einsatz kommen.

          800-Volt-Technik ist gegeben, es kann mit maximal 270 kW geladen werden, eine 100-kWh-Batterie sichert bis zu 600 Kilometer Reichweite. In nur zehn Minuten sollen 300 Kilometer Reichweite „getankt“ werden können.

          Mit ohne Lenkrad: Audi setzt große Hoffnungen aufs autonome Fahren. Bilderstrecke
          Neue Studien : Audi und Porsche

          Vollkommen futuristisch ist dagegen der Innenraum. Es finden sich vier Einzelsitze. Soll autonom gefahren werden, verschwindet das Lenkrad völlig. Zum Konzept gehört eine Mixed-Reality-Brille, die relevante Informationen wie Navigationshinweise einspiegelt. Diese Brille kann auch ohne das Auto genutzt werden, wie auch das Auto ohne die Brille gefahren werden kann.

          Audi hat sich auch Gedanken um die Hardware gemacht. Bei Bedarf wird der Activesphere zu einer Art Pick-up. Die Heckscheibe schiebt sich nach vorn über das Dach, das vertikale Segment des Hecks wird in die Horizontale geklappt. Die seitlichen Flächen bleiben unverändert. So passen Mountain-Bikes mit demontiertem Vorderrad auf die teilweise offene Ladefläche. Ein sehr charmante Lösung. Natürlich gibt es dank Allradantrieb auch gewisse Offroad-Talente, die Bodenfreiheit ist variabel und lässt sich von 208 auf 248 Millimeter erhöhen.

          „Neue Form des Crossovers“

          Entworfen wurde das Concept Car vom Audi-Design-Studio in Malibu (Kalifornien). „Der Activesphere stellt eine neue Form des Crossovers dar, die geschickt die Eleganz eines Audi Sportback, die Vielseitigkeit eines SUV und echte Offroad-Fähigkeiten miteinander kombiniert“, sagt Studioleiter Gael Buzyn.

          Ohne Zweifel ist auch die vierte Sphere-Studie eine gelungene Arbeit, die von der Zukunft des (elektrischen) Autos träumen lässt. Allerdings soll mit dem Quartett wohl auch ein wenig davon abgelenkt werden, dass Audi schon seit längerer Zeit keine echte Modellneuheit auf die Straße gebracht hat. Stattdessen sorgen die Studien für Publicity, sie werden unter anderem mit großformatigen Anzeigen beworben, es laufen TV-Spots im Fernsehen, in dem sich ein Silver-Ager autonom pilotieren lässt und natürlich werden sie auch auf den entsprechenden Veranstaltungen gezeigt. Der Activshpere wird im Rahmen des Skirennens in Cortina d`Ampezzo (2. bis 5. Februar) erstmals präsentiert. Der erste Messeauftritt ist für die „Design Shanghai“ im Mai geplant.

          Der Porsche 357 hingegen steht noch bis Mitte Februar als Highlight in der Sonderausstellung „75 Jahre Porsche Sportwagen“ im VW-Konzernforum Drive in Berlin. Danach wandert der 357 auf die „South by Southwest“ nach Austin (USA) im März und weiter zu anderen internationalen Events.

          Zum 357 sagt Michael Mauer, Designchef von Porsche: „Die Studie ist der Versuch, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stimmig zu verbinden. Die Proportionen mögen an das historische Vorbild erinnern, Details visualisieren den Blick in die Zukunft.“ Natürlich ist der Boxermotor auf den Betrieb mit synthetischen Kraftstoffen (eFuels) ausgelegt.

          Vorbild für den 357 ist der 356, das erste jemals gebaute Serien-Fahrzeug von Porsche. Im Juni 1948 debütierte er als Coupé mit einem 40 PS starken Heckmotor. Die ersten Fahrzeuge entstehen noch in Gmünd in Österreich, 1949 erfolgt die Rückkehr nach Stuttgart. Bis 1965 werden rund 78.000 Exemplare in vier Baureihen des 356 gebaut. Ohne ihn hätte es seinen Nachfolger 911 nie gegeben.

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