Stromspargerät : Ein Wunder
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Ein kleiner Kasten an der Steckdose soll bis zu 90 Prozent Ersparnis bringen. Also Null bis 90. Also eher Null.
Ein Wunder ist geschehen, alle Energieprobleme sind gelöst! Das schafft ein Voltdingens genanntes Gerät, das einfach in eine Steckdose gestöpselt wird. Es spart, Achtung, bis zu 90 Prozent des Stromverbrauchs, heißt es in der Anzeige, bestätigt von „echten“ Erfahrungsberichten. Wie es das macht? Nach allerlei Geschwurbel über den Energiehunger als solchen und die künftigen Engpässe kommt endlich die Erklärung: Die Sinuskurven sind’s. Deren Linien erscheinen etwas ausgefranst, Voltdingens streicht sie glatt. Oder, allgemeinverständlich ausgedrückt: Es handelt sich um eine von Nicola Tesla inspirierte bahnbrechende Stromstabilisierungstechnologie mit Blindleistungskompensation. Aha. Wenngleich sie nur an dieser einen der drei Phasen wirken kann, die an der Steckdose endet.
Das erinnert uns an jenen magnetischen Zauber, der, in die Benzinleitung geklemmt, die Treibstoffmoleküle ausrichtet, sodass ein Auto so gut wie kaum gar nichts mehr verbraucht. Das sei der Schrecken der Ölmultis, hieß es damals, jetzt sind es die Stromversorger, die Voltdingens hassen und mit allen Mitteln bekämpfen. Deshalb muss man sofort zuschlagen, solange es noch lieferbar ist, und zugleich 50 Prozent Rabatt einstreichen, für rund 60 Euro ist der kleine Kasten fast geschenkt. Der Erfolg soll sich freilich erst nach ein paar Wochen einstellen, just dann, wenn die Geld-zurück-Garantie abläuft. Nun sind es ja nur bis zu 90 Prozent Einsparung, die Betonung liegt auf „bis zu“. Also null bis 90, was ganz der Wahrheit entspricht. Da es aber eher null als 90 sind, vermuten wir, dass die Vorstände der Stromkonzerne weiterhin gut schlafen können. Ein Wunder rankt sich um Voltdingens trotzdem – ist es doch höchst verwunderlich, dass es offenbar immer noch Leute gibt, die auf solch einen Humbug hereinfallen.