Überwachungskamera : Wer klaut, kommt in die Cloud
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Diebisch gut: Arlo Pro 3 mit toller Optik und sehr leiser Sirene Bild: Hersteller
Überwachungskameras für Haus und Hof werden immer komplexer. Das Beispiel der Arlo Pro 3 und ihrer Rivalen mit Homekit-Anbindung zeigt die Fallstricke.
Alles in die Cloud und Bezahlen mit einem Abonnement: Dieser Tendenz folgen auch die Überwachungsanlagen fürs Heim. Was die Kamera auf dem Grundstück oder im Haus registriert, wird als Video auf Server des Anbieters hochgeladen und teils in der Kamera, teils dort analysiert, und das hat, so heißt es, mehrere Vorzüge. Zum einen sind die Aufnahmen eines möglichen Einbrechers gesichert, selbst wenn er die Überwachungskamera und die Basisstation demoliert. Zum anderen rücken neue Funktionen in den Blick: Man kann Aktivitätszonen einstellen, also die überwachten Bereiche genau eingrenzen. Die Fläche rund um den Briefkasten wird ausgespart, damit der Postbote keinen Alarm auslöst.

Redakteur im Ressort „Technik und Motor“.
Ferner kann man Video-Inhalte erkennen lassen und die Push-Benachrichtigungen entsprechend anpassen. So bekommt der Nutzer gleich den Hinweis, dass eine Person, ein Fahrzeug oder ein Tier erfasst wurde. Oder keine Benachrichtigungen, wenn es nur der Hund des Nachbarn ist, der über das Grundstück streunt. Der letzte Schrei: eine Paketerkennung, die meldet, dass der Postbote eine Sendung vor dem Haus abgelegt hat.
Der Nachteil der Cloud-Anbindung: Die Anbieter setzen auf das Abonnement, für die Sicherheitstechnik werden also monatliche Zahlungen fällig. Und sodann wird es nicht jedem gefallen, dass die eigenen Videos irgendwo auf fremden Servern liegen. Schließlich sind es ja private Details, wer wann nach Hause kommt, wie oft besucht wird und von wem.
Private Daten in die Cloud?
Der dritte Trend: Die Strukturen monopolisieren sich. Statt vieler kleiner Anbieter wird es in Zukunft nur noch wenige große geben, die das Knowhow für weitreichende Videoanalysen mitbringen. Ein erster Schritt besteht jetzt darin, dass Apple mit Homekit Secure Video anbietet, dass Nutzer von Kameras nicht die womöglich unsicheren oder die Privatsphäre gefährdenden Cloud-Dienste des Herstellers nutzen, sondern Apples hauseigene Cloud mit hohem Sicherheitsniveau. Apple verspricht, dass alle Daten Ende-zu-Ende-verschlüsselt in die iCloud übertragen werden und Apple selbst keinen Zugriff hat, man könne bis zu zehn Tage Videomaterial ablegen. Die Analyse der Videodaten soll komplett auf Apple-Geräten im Hause des Nutzers erfolgen, also auf iPad, Apple TV oder gar dem Musiklautsprecher Homepod.
Wir haben jetzt die Pro 3 des Herstellers Arlo einige Zeit ausprobiert, die kompatibel ist mit Google Home, Amazon Alexa und dem Homekit von Apple. Die Pro 3 kostet im Paket mit zwei Kameraaugen und dem unabdingbaren Hub 550 Euro. Das ist ein stolzer Preis. Dafür bieten die beiden Kameras, die von der Größe her die Handfläche gut füllen, eine hohe Auflösung von 2560 × 1440 Pixel, sie unterstützen Videos in 2K, haben ein breites diagonales Sichtfeld von 160 Grad, sind wetterbeständig für den Außeneinsatz, haben Mikrofon und Lautsprecher eingebaut und einen kleinen Scheinwerfer sowie eine Sirene. Die Pro 3 hat mit diesen technischen Daten sogar einen Vorzug gegenüber der noch teureren Arlo Ultra. Letztere hat zwar theoretisch eine 4K-Auflösung, dafür benötigt man jedoch ein zusätzliches Abonnement. Andernfalls schaltet die Ultra auf Full HD herunter.
Dem Hub fehlt die Sirene
Zur Einrichtung der Pro 3 ist zunächst der Hub per Kabel mit dem W-Lan-Router zu verbinden. Das weiße Kästchen hat einen USB-Anschluss, um Aufnahmen auf Sticks oder sogar Festplatten zu speichern, aber es fehlt die eingebaute Sirene der Vorgänger. In der Arlo-App verbindet man anschließend die beiden Kameras mit dem Hub. Der Akku der Kameras ist entnehmbar, sie lassen sich mit einem proprietären Magnetanschluss laden – oder dauerhaft mit Strom versorgen, etwa mit einem Solarladegerät.
War im Gehäuse der älteren Arlo-Kameras ein Magnet verbaut, ist nun die Rückseite magnetisch. So entfällt leider die Möglichkeit, das Kameraauge an irgendeinem Metall im Haus oder im Außenbereich anzudocken. Man muss erst einen Magneten anbringen, eine Magnethalterung liegt indes dem Paket bei.
Ist die Pro 3 schließlich einsatzbereit, gefällt der extreme Weitwinkel ebenso wie die sehr gute Bildqualität mitsamt der Zoom-Möglichkeit und der Option, einen Automatik-Zoom auf ein sich bewegendes Objekt zu starten. Auch die Nachtsicht hat Arlo im Vergleich mit den Vorgängermodellen verbessert, Infrarot-Leuchtdioden hellen auf. Die Erkennung von Personen, Fahrzeugen und Tieren funktioniert prima, höchst unzuverlässig arbeiten indes die Aktivitätszonen.
Unzuverlässige Aktivitätszonen
Wie bei allen Arlo-Kameras bieten sich Möglichkeiten der Programmierung, die zu Beginn eine Herausforderung darstellen. Man kann nahezu alles einstellen, etwa die Zeit der Videoaufzeichnung nach der Erkennung eines Ereignisses, man kann Abfolgen programmieren der Art: wenn die Kamera vorn am Haus etwas entdeckt hat, soll auch die am Eingang hinten die Aufnahme starten, es lassen sich Szenarien gruppieren, und ein Geozaun schaltet die Anlage automatisch scharf, sobald man mit dem Smartphone in der Tasche das Anwesen verlassen hat. In dieser Hinsicht ist Arlo das Maß aller Dinge.
Erhielt man mit den älteren Arlo-Kameras einen (meist ausreichenden) kostenlosen Cloud-Speicher für sieben Tage, muss man für die Pro 3 nach einer Testphase von drei Monaten ein Abonnement abschließen. Für 30 Tage Aufnahmespeicherung und maximal zehn Kameras kostet das neun Euro im Monat. Wer nun gedacht hat, dass man mit der Homekit-Integration um diese Zusatzkosten herumkommt, irrt: Zwar lassen sich die Arlo-Kameras in Homekit integrieren, aber die Videoaufzeichnung von Apple ist nicht implementiert. Die Alarmsirene in der Kamera ist wie bei der Ultra ein Witz. Sie müsste, wie bei früheren Arlos, in dem Hub verbaut sein, um hinreichende Lautstärke zu erzielen. Wer eine vollständige Homekit-Integration sucht, werfe einen Blick auf die Logitech Circle 2 Wired, die uns der Hersteller allerdings nicht als Testgerät schicken wollte.