Spielekonsolen : Die Playstation wird mobil und kann immer mehr
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Multimedia für unterwegs: Sonys PSP Bild:
Die neue Playstation Portable von Sony hat Kultstatus. Fünf Millionen Geräte wurden bislang in Japan und den Vereinigten Staaten verkauft. Was die Konsole wirklich kann.
Sie steht bei vielen Jugendlichen auf Platz 1 der weihnachtlichen Wunschliste. Fünf Millionen Geräte wurden bislang in Japan und den Vereinigten Staaten verkauft, und das kleine Kontingent von 75 000 Exemplaren für den deutschen Markt war in wenigen Tagen ausverkauft. Ob es rechtzeitig Nachschub für die Playstation Portable von Sony gibt, das ist derzeit ein Top-Thema auf deutschen Schulhöfen. Die PSP ist Spielekonsole sowie mobiler Videoplayer und Walkman. Sie ist kontaktfreudig mit Wireless-Lan, USB-Anschluß und Infrarot, ein Traum für Jugendliche, die unterwegs erstklassige Unterhaltung suchen.
Wer mit der älteren Playstation 2 vertraut ist, kommt mit dem neuen Gerät sofort zurecht. Man nimmt es wie den Controller der Playstation in beide Hände - die Daumen landen automatisch auf den vertrauten äußeren Bedientasten - und blickt nicht auf das Fernsehgerät, sondern das mittige Display, das auf einer Fläche von 9,5 x 5,5 Zentimeter eine Auflösung von 480 x 272 Pixel in 17 Millionen Farben zeigt. Die Anzeige ist grandios, was Bildschärfe und Helligkeit betrifft. Nur wenn man bei schönstem Sonnenschein draußen spielt, kommt es zu Spiegelungen, und Fingerabdrücke sieht man sofort auf der dunklen Oberfläche. Ein- und Ausgänge für Audio oder Video fehlen, die PSP ist also nichts für den Anschluß an Fernsehgerät und HiFi-Anlage.
Dem Spielespaß tut das keinen Abbruch. Es gibt bislang einige Dutzend Titel, und im Umgang mit dem kleinen Gerät vergißt man angesichts der detailreichen, guten Bildschirmdarstellung und des flotten Tempos, daß hier keine "große" Playstation im Einsatz ist. Die PSP-Spiele kosten um die 50 Euro, also etwa soviel wie ein PC-Spiel und weniger als ein Konsolenspiel. Als Datenträger dient die UMD, die "Universal Media Disk". Sony hat hier - wie bei seinem zu nichts kompatiblen Memorystick - ein proprietäres neues System geschaffen: Die UMD hat einen Durchmesser von exakt sechs Zentimetern und ist in einer Plastikhülle geschützt. Auf dem Rücken der PSP befindet sich das Leselaufwerk, das optisch und von seinem schnarrenden Geräusch her an einen Mini-Disc-Player erinnert. Warum wieder ein neues Datenformat? Die UMD hat zwar die Größe einer Mini-Disc, speichert aber bis zu 1,8 Gigabyte. Die Copyright-Fanatiker haben sich durchgesetzt: Es gibt keine UMD-Rohlinge und keinen UMD-Brenner, so daß derzeit niemand das Medium kopieren kann. Auf UMD sind ebenfalls Dutzende von Kinofilmen erhältlich, darunter Hits wie "I, Robot" oder "12 Monkeys". Zwischen 20 und 30 Euro kostet ein UMD-Film, der nicht ganz die Bildqualität einer DVD erreicht und weniger Extras bietet. Hier gilt also: Wer auf die PSP setzt, muß mit Folgekosten rechnen.
Für Audio und Video bestens gerüstet
Eigene DVDs lassen sich mit zusätzlicher Software ins MPEG-4-Format umwandeln und auf der PSP wiedergeben. Weil es keine beschreibbaren UMDs gibt, nutzt Sony den Memorystick als Speichermedium. Abermals ist der Griff ins Portemonnaie nötig: Der mitgelieferte Stick bietet nur 32 Megabyte, ein angesagter 1-Gigabyte-Stick kostet 150 Euro. Konvertierte DVDs sehen zudem auf der kleinen Konsole deutlich schlechter aus als Kauf-UMDs. Auf dem Memorystick lassen sich dann auch Fotos und MP3-Stücke unterbringen. So arbeitet die PSP als Fotobetrachter und Musikspieler, wobei man sich bessere Ohrstöpsel als die mitgelieferten zulegen muß, aus denen es viel zu leise klingt. Auch setzt das Kopieren von Video und Musik auf den Speicherstick eine intensive Lektüre der Anleitung voraus, denn dafür müssen Ordner mit fest definierten Namen an der richtigen Stelle angelegt werden. Hochauflösende größere Digitalfotos werden erst nach einer gewissen Wartezeit angezeigt, und einige Aufnahmen gar nicht.
Im Innern der PSP werkeln drei Prozessoren. Die Taktfrequenz der Konsole ist auf 222 Megahertz heruntergedrosselt, um den Akku zu schonen. Trotzdem ist bei der Wiedergabe von UMD-Filmen nach ungefähr zwei Stunden der Griff zum Netzteil angesagt. Bei Movies vom Memorystick hält der Kraftspender etwas länger durch (etwa vier Stunden), und als MP3-Player läßt sich die PSP auf eine Arbeitszeit von bis zu zehn Stunden bringen. Mit dem eingebauten Wireless-Lan gelingen Mehrspieler-Duelle ohne Kabelgestrüpp. Man kommt sogar mit der PSP ins Internet. Dazu muß ein W-Lan-Router vorhanden sein. Mit den Steuertasten und einem umständlichen Eingabe-System, das T9 auf dem Handy nachempfunden ist, gilt es dann, die Netzwerk-SSID und andere Parameter zu erfassen. Das alles ist eine Qual. Besser wäre ein berührungsempfindliches Display mit Stiftbedienung. Klappt es endlich, kann man sich WWW-Seiten halbwegs ordentlich ansehen. Trotz dieser kleinen Kritik ist die PSP als mobile Spielekonsole ein Hit. Die Audio- und Videofunktionen sind eine nette Zugabe, und der Gang ins Internet ist eher ein Gimmick. Wer dieses schöne Spielzeug verschenken will, sollte indes zum Kaufpreis von 250 Euro gleich noch einmal 200 Euro für Ohrhörer, Speicherstick und ein paar Spiele dazurechnen.