Open-Source-Software : Mit Offenheit zum Erfolg
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Open-Source-Anwender im Maschinenbau lernen viel von anderen Branchen. Bild: dpa
Wer im Wettbewerb bestehen will, setzt neuerdings auf Open Source. Auch die deutschen Maschinenbauer haben dieses Prinzip jetzt für sich entdeckt.
Mit dem Prinzip „Open Source“ ist die Softwarebranche überwiegend gut gefahren. Open Source heißt, dass eine Software öffentlich zugänglich ist. Sie liegt im Quellcode vor. Jeder darf diese Software nehmen und nutzen und vor allen Dingen weiterentwickeln. Die Weiterentwicklung muss wiederum allen anderen zugänglich gemacht werden. Genau dieses Prinzip haben die Maschinenbauer jetzt auch für sich entdeckt.
Die mittelständischen Maschinenbauer bilden das Rückgrat der deutschen Industrie. Da sind sich Ökonomen und Wirtschaftspolitiker einig. Aber heil ist die Welt der Maschinenbauer schon lange nicht mehr. Noch sind viele Unternehmen in diesem Segment heimliche Weltmarktführer. Noch verdienen sie mit den in die ganze Welt gelieferten Werkzeugmaschinen, Spritzgussmaschinen oder Turbinen gutes Geld. Aber die internationale Konkurrenz schläft nicht. Insbesondere die Maschinenbauindustrie in China hat ordentlich zugelegt.
Um gegen diese Konkurrenz weiterhin erfolgreich antreten zu können, setzen sie auf Open Source. „Immer mehr Maschinenbauer und Komponentenhersteller setzen eigene Open-Source-Projekte auf“, berichtet Julian Feinauer von der Pragmatic Industries GmbH. Er berät namhafte Unternehmen der Branche in Sachen Open Source. Drehmaschinen, Fräsen oder Abfüllanlagen haben eines gemeinsam: Sie werden von Software gesteuert. „Deshalb ist Open Source ein Milliardengeschäft“, sagt Feinauer.
Module von Drittherstellern
Allerdings verstanden sich die klassischen Maschinenbauer in diesem Bereich bis vor einiger Zeit eher als Konsumenten. Sie sind gut darin, bestimmte Maschinen für bestimmte Produktionen zu entwickeln, zu verkaufen und zu warten. Das kann eine Maschine sein, die Tassen herstellt und bedruckt, oder eine Maschine, die mit Laserstrahlen Metall bearbeitet. Die Software für die Maschinensteuerung kauften sie in Modulen von Drittherstellern zu.
Doch diese Steuerungssoftware musste immer stärker angepasst werden. Je individueller die Konstruktion einer Spezialmaschine wurde, desto arbeitsintensiver war die Softwareanpassung. Das führte dazu, dass die Projektleitung für die Softwareentwicklung sich zu den Maschinenbauern verlagerte. Komplete Pakete aus einer Hand konnten die Programmierhäuser aufgrund der Komplexität der Spezialmaschinen ohnehin nicht mehr bieten. Deshalb orderte die Maschinenbaufirma von einem Hersteller das Paket fürs Computer Aided Design, bei einem anderen die Software für die Verwaltung von Rezepturen und bei einem dritten die erforderliche Schnittstellensoftware.
Open Source macht die Maschinenbauer unabhängig
Doch die internationale Konkurrenz gibt auch hier den Takt vor: Die Entwicklungszyklen für die Maschinen und damit auch für die Software werden immer kürzer. Gleichzeitig müssen auch in der Entwicklung Kosten reduziert werden. Deshalb schauen sich immer mehr Unternehmen um, welche Software als Open Source angeboten wird. Sie kann in der Regel kostenlos übernommen werden. Gleichzeitig ist der Maschinenbauer nicht mehr von einem Hersteller abhängig, der zum Beispiel ein bestimmtes Softwareprodukt nicht mehr weiterentwickeln und pflegen will und deshalb abkündigt.