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One-Box-Lautsprecher im Test : Rund ist alle Theorie

Die Nummer 7 der Music-Reihe von Dynaudio. Bild: Hersteller

Lautsprecher mit 360-Grad-Klang liegen voll im Trend. Doch eigentlich braucht sie kaum jemand. Deshalb sollten alle, die ihre Boxen an die Wand stellen, jetzt genau aufpassen.

          3 Min.

          Vor zirka sechs Jahren wurde die Idee geboren, einen kabellosen Lautsprecher zu entwickeln, der Schallwellen rundherum abstrahlt. Mit dem 360-Grad-Sound warben früh Sony und Libratone. Sie bestückten ihre Produkte mit einem Akku. Mehrere Hörer konnten rundherum sitzen, stehen oder tanzen. Im Jahr 2018 gibt es mehr 360-Grad-Lautsprecher denn je. Sie haben keinen Akku mehr, aber einen Assistenten. Amazon Echo, Google Home oder Apple Homepod stehen in nahezu jedem Raum zweckentfremdet in der Ecke oder an der Wand. Warum nicht in der Mitte? Weil dort keine Steckdose ist und man sie dort auch nicht haben will.

          Marco Dettweiler
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Google Home Max für 400 Euro ist eine Ausnahme, von denen es viel zu wenige gibt: Das One-Box-System hat eine kubische Form und strahlt die Musik in eine Richtung ab. Weil er smart ist, lässt er sich bedienen wie alle Produkte dieser Gattung. Man spricht mit ihm. So wie für Amazon Alexa, für Apple Siri und für Microsoft Cortana assistiert, kommuniziert in diesem Fall der Google Assistant. Im Alltag hat der Dialog meist einen Zweck: Musik abzuspielen. Es reicht der Weckruf „Hey, Google“ und dann die Aufforderung: „Spiele Reckoner von Radiohead“.

          Das ist nichts Besonderes, das können alle 360-Grad-Lautsprecher mit integriertem Assistenten und somit Spracherkennung. Was nicht alle können, ist eine dynamische Einmessung der Raumcharakteristik. Wie etwa der Homepod von Apple misst Google Home Max mit einem Mikrofon, wie sich die Schallwellen im Raum verteilen, um mit Hilfe von Filtern den Klang zu korrigieren. Bei der Aufgabe konzentriert sich der Lautsprecher auf die Korrektur der tiefen Frequenzen, was zu hören ist, wenn er nah oder weiter weg von der Wand oder auf dem Boden steht.

          Macht sich auch gut unter dem Fernseher als Soundbar. Bilderstrecke
          Dynaudio und Google : Lautsprecher im Test

          Die Beschreibung des Klangs steht ganz im Zeichen der Kraft. Denn der Max hat Kraft. Zwei 11,4 Zentimeter große Membranen (die Hochtöner haben einen Durchmesser von 1,8 Zentimetern) schieben im Bassbereich die Schallwellen mit ordentlich Druck durch den Raum. Nach Angaben von Google bewegt sich die Membran bis 11 Millimeter vor und zurück. Der Bass ist nicht penetrant, weil die Lieder ihre Ordnung behalten. Aber für unseren Geschmack ist es ein wenig zu viel. Darum macht sich stets Hip-Hop-Stimmung breit. Dem Max fällt es schwer, im Bassbereich zu diffenzieren. Oben herum senkt sich die Frequenz mitunter zu stark, so dass Bassläufe zu leise auftreten. „Und der Google Home Max kann laut. Richtig laut“, um die Marketingabteilung zu zitieren. Das stimmt.

          Aber je lauter, desto weniger Ordnung herrscht im Orchester, und desto weniger präzise ist die Wiedergabe. Smarte Lautsprecher wie dieser überzeugen mit ihrer einfachen Bedienbarkeit. Es genügt, ihnen den gewünschten Titel oder das gesuchte Album zuzurufen, um die Musik hören zu können. Der Klang ist beim Google Home Max ähnlich ansprechend wie beim Homepod von Apple. Anspruchsvoll ist er jedoch nicht.

          Edel und schick: Dynaudio Music

          Verzichtet man auf die Sprachassistenten, findet man mit Dynaudio Music ein System, das sich klanglich deutlich abhebt. Music gibt es in verschiedenen Größen, deren Komponenten schlicht mit 1, 3, 5 und 7 durchnummeriert sind. Im Vergleich mit dem Google Home Max liegt dessen Gehäuse zwischen Music 1 und 3. Beide können übrigens mit Akku betrieben werden. Beim Preis sieht es anders aus. Diese beginnen mit 500 und enden bei 1000 Euro. Die Zielgruppe potentieller Käufer ist eine etwas andere als bei Google.

          Das dänische Design sieht edel und schick aus, die Verarbeitung ist äußerst hochwertig. Auf der Oberseite befinden sich Knöpfe für die Lautstärke und für fünf individuell einstellbare Musiksender oder Playlisten. Die Musik ertönt also, ohne dass ein Smartphone in die Hand genommen oder ein Assistent angesprochen werden muss. Dynaudio bietet auch eine App an, die gelungen ist. Das Gerät ist schnell ins heimische Netzwerk eingebunden. Nach Start der App lernt sie den Musikgeschmack des Nutzers kennen, indem dieser seine Lieblingsbands auswählt. Die Auswahl der Lieder und Alben in den folgenden Wochen schärft noch einmal das Profil, so dass die App gezielt Vorschläge macht.

          Dahinter steckt eine Zusammenarbeit mit dem Streamingdienst Tidal. An dieser Stelle zeigt sich die (einzige) Schwäche von Dynaudios Music. Wer einen anderen Streamingdienst abonniert hat, muss auf den Übertragungsweg Airplay oder Bluetooth ausweichen. Im Netzwerk funktioniert die DLNA-Struktur nur mit der App und somit Tidal. Es wäre wünschenswert, wenn Dynaudio seine App um weitere Streamingdienste erweitern würde.

          Für den Test beschallte über mehrere Tage Music 7 das Wohnzimmer. Das ist mit mehr als 80 Zentimeter Breite das größte Modell der Reihe. Der Riegel fand unter dem Fernseher Platz und agierte somit auch als Soundbar – eine empfehlenswerte Zusatzfunktion. Wir wollten das Sofa in dieser Zeit nicht mehr verlassen. Der Klang des Music 7 ist einfach zu gut. Jeweils zwei Hoch-, Mittel- und Hochtöner mit 50 Watt Leistung je Chassis sorgen für ein wohlgeordnetes, detailreiches, sauberes und warmes Klangbild. Es macht unglaublich viel Spaß, damit Musik zu hören. Der Sound ist gefällig, ohne anbiedernd zu sein.

          Der deutlichste Unterschied im Vergleich zu Google Home Max ist der gestaffelte Bassbereich. Wo es beim smarten Lautsprecher nur wummert, arbeitet Music 7 die Feinheiten heraus und vermag zu differenzieren zwischen verschiedenen Tieftonnuancen. Selbst die – eigentlich ungünstige – Positionierung im Wohnzimmer unterhalb des Fernsehers in der Ecke des Raumes bereitet dem Dynaudio-Gerät keine Probleme. Die Dänen haben ebenfalls eine Raumkorrektur integriert, so dass die Software den Klang entsprechend korrigiert.

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