Medion Akoya : Gute Karten für das neue Netbook von Aldi
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Klapprechner mit günstigem Preis-Leistungs-Verhältnis: Medion Akoya E1226 Bild: Hersteller
An diesem Donnerstag kommt das neue Netbook von Medion bei Aldi auf die Palette. „Akoya“ spricht in erster Linie ein Zielpublikum an, das in Sachen PC schon gut ausgestattet ist und ein Zweit- oder Drittgerät für den mobilen Einsatz sucht.
Dass sich am Donnerstag lange Schlangen vor den örtlichen Aldi-Filialen bilden, halten wir für unwahrscheinlich. Zwar gibt es mal wieder einen neuen Rechner, der zudem mit einem Preis von 300 Euro verflixt günstig ist. Aber der kleine Medion Akoya E1226 spricht in erster Linie ein Zielpublikum an, das in Sachen PC schon gut ausgestattet ist und ein Zweit- oder Drittgerät für den mobilen Einsatz sucht. Dieses Netbook könnte ein Held des Aktenkoffers werden, ein Rivale von iPad & Co. oder die mobile Surfstation fürs Wohnzimmer, wenn es um einen schnellen Blick ins Internet geht.

Redakteur im Ressort „Technik und Motor“.
Mit Maßen von 26,6 × 18,5 Zentimeter ist es kleiner als ein (mehr als dreimal so teurer) Macbook Air. Aber – das wäre ja auch zu schön, um wahr zu sein – natürlich deutlich höher (2,5 bis 3,4 Zentimeter) und 200 Gramm schwerer (1,2 Kilogramm). Der wunde Punkt ist jedoch der Bildschirm. Mit der Diagonale von 25 Zentimeter lässt es sich durchaus leben. Indes ist die Auflösung auf für Netbooks typische 1024 × 600 Pixel beschränkt: also zu wenig Übersicht bei opulenten Internetauftritten oder längeren Texten. Und die glänzende Oberfläche der Anzeige spiegelt sehr stark. Schade, denn die Hardware weiß zu gefallen. Obwohl wir den kleinen Akoya nur einige Tage ausprobieren konnten, überzeugte die Verarbeitungsqualität. Ganz aus Kunststoff gefertigt, bietet die Oberseite ein markantes Chrom-Design, der abnehmbare Akku sitzt straff, wackelt nicht – und schließt mit dem hinteren Gehäuserand bündig ab.
Im Unterschied zum vor einem Jahr erprobten Aldi-Netbook wird das Gerät im Dauereinsatz nicht übermäßig heiß. Aber das Neue ist etwas lauter als das ältere Modell. Der Displayrahmen lässt sich weit nach hinten klappen, und die Arretierung wirkt solide. Mit den etwas klein geratenen Tasten kommt man nach einiger Übung gut zurecht, auch beim Schreiben längerer Texte.
Ordentlicher Ersatz für eine Maus
Das Mini-Touchpad unter der Leertaste dient als ordentlicher Ersatz für eine Maus. Nur von den versprochenen Mehrfinger-Gesten sollte man nicht zu viel erwarten. Bei den Schnittstellen ist der jüngste Medion jedem Macbook haushoch überlegen: Außer zwei herkömmlichen USB-2.0-Buchsen gehört noch das neue USB 3.0 dazu, ein analoger Monitorausgang und Ethernet sind ebenfalls an Bord. Fotografien von der Digitalkamera lassen sich mit dem eingebauten Kartenleser (für SD- und SDHC-Medien) flott importieren, und für Videotelefonie ist im oberen Display-Rahmen eine 1,3-Megapixel-Kamera eingebaut. Bluetooth und Wireless-Lan ergänzen die Serienausstattung. Der Sechszellen-Akku mit einer Kapazität von 4400 Milliamperestunden hält fast fünf Stunden durch, da gibt es nichts zu meckern.
Was will oder braucht man also mehr? Einige Wünsche bleiben offen. Denn der Akoya E1226 ist in Sachen Arbeitstempo kein Weltmeister. Der Einkernprozessor Intel Atom N455 mit 1,66 Gigahertz ist für die Arbeit mit Büroprogrammen hinreichend schnell, aber bei rechenintensiven Anwendungen wie Spielen oder Bildverarbeitung stößt die CPU mit integriertem Grafikchip an Grenzen. Einen 1-Gigabyte-Arbeitsspeicher bringt der Medion von Haus aus mit. Weil nur ein Steckplatz vorhanden ist, muss der eingebaute Speicherriegel bei einer Aufrüstung auf die maximal erlaubten zwei Gigabyte entfernt werden. Die 250-Gigabyte-Festplatte ist in zwei Partitionen unterteilt. Laufwerk C mit Windows 7 in der hier zum Einsatz kommenden Starter-Variante ließ bei uns 169 von 191 Gigabyte frei, Laufwerk D dient als Backup-Medium für das Betriebssystem, hier waren 26 von 38 Gigabyte verfügbar.
Der Akoya ist „zugemüllt“ mit sogenannter Crapware
Wer etwas aufräumt, gewinnt etlichen Speicherplatz dazu. Denn der Akoya ist „zugemüllt“ mit sogenannter Crapware, also Gratis-Beigaben, Demoversionen und Test-Software. Diese Programme sollte man allesamt entfernen. Sie bringen nichts, sie nisten sich im „Autostart“ ein, verzögern damit das Hochfahren des Betriebssystems und nerven im laufenden Betrieb mit ständigen „Kauf-mich-jetzt-sofort“-Hinweisen. Besonders penetrant ist hier der Bull-Guard-Virenschutz, der bei wirklich jedem Windows-Start mit Aktivierungshinweisen und Zwangsregistrierung stört. Auf unserem Testgerät waren sage und schreibe 40 dieser Nutzlos-Programme installiert, und so darf man also getrost ein oder zwei Stündchen für die anfängliche Grundreinigung veranschlagen.
Eines der interessantesten Details des E1226 ist der Fastboot-Modus, der beim Hochfahren mit einer Funktionstaste gestartet werden kann. Statt Windows 7 erscheint dann in wenigen Sekunden ein Schnellzugriffsmenü mit E-Mail, Web-Browser, VLC-Medienplayer, Chat-System sowie Software für Facebook und Twitter. Mit einem Dateimanager kann man ferner auf Festplatte C und das Netzwerk zugreifen. Das alles funktioniert deutlich besser als auf anderen Rechnern mit ähnlichen Fastboot-Optionen. Kein Wunder, denn es sind bewährte Linux-Programme, die hier zum Einsatz kommen.
Insgesamt hat uns der Medion Akoya gefallen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt, die Verarbeitungsqualität ebenfalls. Als Zweitrechner macht der Kleine eine gute Figur, für regelmäßiges und längeres Arbeiten ist allerdings seine Bildschirmauflösung zu gering. Für allabendliches Sofa-Surfen würden wir ein Modell mit höherer Auflösung wählen, aber das wäre natürlich gleich deutlich teurer. Michael Spehr