Matebook von Huawei im Test : Wenn sich Display und Tastatur trennen
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Das Matebook von Huawei mit Windows 10 als Betriebssystem Bild: Hersteller
Tablet oder Notebook? Das Matebook mit Windows 10 von Huawei will beides sein. Eines dieser Geräte kann es aber nicht ersetzen.
Diesem Gerät kann man sich auf drei Wegen nähern. Jeder beschreibt ein Einsatzszenario, und die drei könnten unterschiedlicher kaum sein. Flexibilität ist also das Stichwort für das Matebook von Huawei, ein sehr großes Tablet mit 12 Zoll (30,5 Zentimeter) in der Diagonale und, das ist ungewöhnlich, Windows 10 als Betriebssystem.
Erstes Szenario: Wer einen kleinen, leichten, kompakten Rechner als Reiseschreibmaschine sucht, mag mit einem Tablet liebäugeln, das sich flink um eine Tastatur ergänzen lässt. Gewicht und Maße überzeugen, vor allem im Vergleich mit einem Notebook. Mit 20 × 28 × 0,7 Zentimeter üppig groß, bleibt das Matebook dennoch leicht, nur 640 Gramm zeigt die Waage. Die Tastatur (weitere 500 Gramm) wird angedockt, also mechanisch verbunden, sie ist zugleich Schutzhülle und Ständer.
Die zweite Idee: Ein Tablet soll es sein, aber nicht mit Apples iOS oder Android, sondern mit Windows, damit sämtliche Software aus der Microsoft-Welt läuft, etwa im geschäftlichen Einsatz. Denn so leistungsfähig die beiden dominierenden Tablet-Plattformen auch sind: Nicht alles lässt sich darauf exakt abbilden. Und schließlich drittens: Man will auf dem Flachrechner zeichnen, schreiben, intensiv mit dem Stift arbeiten, Notizen ablegen oder gar Handschrifterkennung ausprobieren. Hier zeigt Windows seine besonderen Stärken.
Wahlweise Notebook oder Tablet mit der Option, die Tastatur vom Display zu trennen: In dieser Liga spielen üblicherweise die diversen Surface-Boliden von Microsoft oder neuerdings das iPad Pro von Apple. Für Huawei ist das Matebook eine Premiere, aber der chinesische Hersteller folgt bewährten Bahnen. Nimmt man das Gerät in die Hand, staunt man gleich über die hochwertige Verarbeitungsqualität. Zum edlen Gehäuse gehört das gelungene Design mit der Überraschung eines im dünnen Rand seitlich eingelassenen biometrischen Fingerabdruckscanners, der ganz hervorragend arbeitet. Das Display mit einer Auflösung von 2160 × 1440 Pixel ist eine Wucht: hell, knackig scharf mit exzellenter Farbwiedergabe, auch draußen bei Sonnenschein gut ablesbar.
Es gibt einen Smart Connector zum mechanischen Anschluss der Tastatur und einen einzigen USB-C-Port für weitere Peripherie. Mehr nicht. Also kein Mobilfunk mit Sim-Karten-Einschub, keine Option für Speicherkarten, und um USB C sinnvoll zu nutzen, benötigt man das Matedock (für 100 Euro) aus dem Zubehörprogramm, das aussieht wie eine Powerbank und zwei USB-3-Schnittstellen, Lan, HDMI- und VGA-Anschluss bietet. Auch der Stift, der zugleich Laserpointer ist, bei der Bedienung hilft sowie das Malen erst möglich macht, kostet extra, 70 Euro.
Die Kombination aus Tastatur, Touchpad und Ständer gehört zum Lieferumfang, sie besteht aus Leder - und wirkt dennoch billig. Das Cover ist der größte Schwachpunkt des Geräts. Es hat nur zwei Positionen für den Anstellwinkel des Displays. Das Schreibgefühl ist zwar annehmbar, aber das Touchpad und vor allem die Stabilität der Mechanik lassen zu wünschen übrig. Wer für widrige und beengte Umgebung, etwa in der Bahn, ein leichtes flexibles Arbeitsgerät sucht, ist falsch beraten. Als Desktop-Ersatz taugt das Matebook am wenigsten, hier lohnt sich ein Blick auf das Macbook 12 von Apple oder das demnächst erscheinende Zenbook 3 von Asus. Diese beiden Notebooks sind sehr kompakt, zwar nicht so flexibel wie das Matebook, haben aber eine deutlich längere Akkulaufzeit als das chinesische Gerät mit seinen rund vier bis fünf Stunden.
Damit sind die Nachteile des Matebook schon aufgezählt. In allen weiteren Disziplinen macht das von uns erprobte „kleine“ Modell mit Intel-Core-M-Prozessor der Skylake-Serie einen guten Eindruck. Obwohl hier lediglich der M3-6Y30 verbaut ist, dessen Kerne mit 0,9 Gigahertz takten und maximal auf 2,2 Gigahertz hochfahren, und nur vier Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite stehen, waren wir überrascht, wie flüssig es sich unter Windows arbeiten lässt. Diese kleinste Variante kostet mit 128 Gigabyte SSD-Laufwerk 870 Euro, wer mehr Tempo oder Platz benötigt, kann eine M5-Variante mit acht Gigabyte und 256 Gigabyte SSD für 1200 Euro ordern oder wartet auf die Topmodelle mit M7-Prozessor.
Auch wenn man kein Freund der Windows-Bedienung mit Stift oder Finger ist, muss man doch anerkennen, dass es recht ordentlich funktioniert und das Schreiben von Notizen, etwa mit Microsoft Onenote durchaus Sinn haben kann. Bis zu 2000 verschiedene Druckstufen sollen unterschieden werden, allerdings fehlt eine Erkennung des Aufsetzwinkels. Der vordere Knopf des Stifts aktiviert den Radiermodus, der mittlere entspricht einer Auslösung der rechten Maustaste. Der hintere Knopf schaltet den Laserpointer ein. Der Akku des Stifts wird nicht mit USB-C-Anschluss geladen, sondern mit Micro-USB.
Insgesamt ist das Matebook für Huawei ein guter Einstieg in den Markt der sogenannten Detachables, also der Geräte, deren Display und Tastatur sich trennen lassen. Als Notebook-Ersatz taugt das Matebook am wenigsten. Nicht wegen seiner Rechenleistung, sondern wegen des misslungenen Tastatur-Covers. Wer ein Tablet mit Windows 10 und die Stiftbedienung sucht, ist mit dem Huawei gut beraten. Man unterschätze jedoch die 12 Zoll nicht, ein solches Gerät hält man nicht mit einer Hand wie ein kleines oder großes iPad.