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Prime Music Streaming-Dienst : Amazon schenkt Prime-Kunden die Million

Prime Music ist ab sofort für alle Prime-Kunden verfügbar. Die jährliche Gebühr bleibt bei 49 Euro. Bild: Hersteller

Nun hat auch Amazon einen Streaming-Dienst für Musik. Ein weiterer Konkurrent für Spotify, Apple Music, Tidal und Deezer? Kommt auf den Musikgeschmack an.

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          Es war nur eine Frage der Zeit, bis Amazon in den Club der Musik-Streaming-Anbieter eintreten würde. Google ist dabei, Apple auch, nun macht auch Amazon mit. Ab diesem Donnerstag gibt es "Prime Music". Wie der Name schon sagt, ist das Musikangebot ein weiterer Bestandteil des Dienstes "Prime". Wer Abonnent ist und 49 Euro pro Jahr bezahlt, kann sich über den weiteren Ausbau des Angebots freuen. Alle anderen lockt Amazon nun umso mehr mit dieser Mitgliedschaft.

          Marco Dettweiler
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Prime Music lässt sich aus einem weiteren Grund nicht direkt mit Spotify, Apple Music, Tidal, Google Music und anderen Streaming-Diensten vergleichen. Denn Amazon wirbt nicht mit 20 Millionen Liedern, die man jederzeit und beliebig oft abrufen kann. Prime Music ist begrenzt auf eine Million Titel. Amazon will dies nicht als quantitativ schwächeres Repertoire verstanden wissen, sondern beschreibt die Gesamtheit der Titel als “beste Musik von deutschsprachigen und internationalen Künstlern wie Andreas Bourani, Helene Fischer, Cro, Udo Jürgens, Andreas Gabalier sowie Meghan Trainor, U2, Beyoncé und Bruce Springsteen.”

          Eine Million soll reichen

          Nun muss man Amazon zugestehen, dass die Mehrzahl der Nutzer von Spotify, Apple Music, Deezer, Tidal und anderen sicherlich nicht das gesamte Repertoire ausschöpft und die Masse sich nur einen Bruchteil davon anhört. Somit könnte eine Million Lieder schon sehr viel sein und die Musikwünsche der Prime-Kunden befriedigen.

          Entscheidend ist für viele Nutzer sicherlich auch die sofortige Verfügbarkeit von Neuerscheinungen. Amazon macht diesbezüglich keine verbindlichen Aussagen, weil es auf die Verträge mit den Label ankommt, geht aber davon aus, dass neue Alben von Mainstream-Künstlern am Erscheinungstag gestreamt werden können. Die Umsetzung dürfte ein wichtiges Kriterium für den Erfolg von Prime Music sein.

          "Handgemachte" Playlists und personalisierte Radiosender

          Neben diesen beiden Unterschieden, dass Prime Music nur Teil der Mitgliedschaft ist und sich auf eine Million Lieder beschränkt, gibt es einige Funktionen, die man auch von den anderen Streaming-Diensten kennt. Gerade Apple hatte bei seinem Dienst damit geworben, dass eine Musikredaktion Playlists erstellt und bestückt. Amazon tut dies nun auch. In München sitzen "echte Menschen" mit Expertise, die immer wieder neue Playlists zusammenstellen.

          Ebenfalls bekannt bei Spotify und anderen sind sogenannte “Radiosender”. Diese speisen sich meist aufgrund der Genrezugehörigkeit der Titel  wie Hip-Hop, Jazz oder Rock. Bei Prime Music können Nutzer diese personalisieren, indem sie während des Hörens die Lieder bewerten. Ein Algorithmus passt die Radiosender somit fortwährend den Hörgewohnheiten des Nutzers an.

          Offline speichern und gekaufte CDs einbinden

          Was ebenfalls nicht bei einem Musikstreaming-Dienst fehlen darf, ist Offline-Verfügbarkeit. Nutzer können sich also für unterwegs, wenn das Datenvolumen des Mobilfunktarif zu sehr leiden würde, ihre Playlists auf ihren Gerät speichern, um sie offline hören zu können. Amazon bietet seine App für die gängigen Plattformen für mobile und stationäre Geräte an. Prime Music läuft auf iOS und Android, PC und Mac. Und natürlich auch auf den Fire Tablets sowie der Streaming-Box Fire TV inklusive des Fire TV Sticks. Amazon hat zudem angekündigt, dass sein Dienst auf Multiroom-Systemen wie Sonos verfügbar sein wird.

          Die Bitrate kann variabel eingestellt werden. "High" ist mit 256 Kilobit pro Sekunde die beste Auflösung. Das ist die Bitrate, die Amazon bei seinem Service “Auto Rip” verwendet. Alle CDs, die man bei Amazon kauft, werden als Dateien in der Cloud zum Download angeboten. Diese Funktion wird übrigens in Prime Music eingebunden. Das wäre die Lösung für den Fall, dass Alben nicht unter der einen Million Titel zu finden sind. Man kauft die CD - oder hat sie bereits gekauft - und kann sie somit dank Auto Rip auch streamen und als Playlist definieren.

          Es gilt für Prime Music zunächst das Gleiche wie für Prime Video. Das Angebot ist mit 49 Euro pro Jahr, also 4 Euro monatlich, günstig. Dazu gehören neben einer Flatrate für viel Tausend Filme und eine Million Lieder auch der Premiumversand, der Speicherplatz in der Cloud für Fotos und die Kindle-Leihbücherei. Amazon baut sein Prime-Angebot kontinuierlich aus, ohne den Preis zu erhöhen. Amazon-Kunden könnten von nun an darüber nachdenken, ihre Streaming-Dienste zu kündigen.

          Und Abonnenten von Spotify & Co. könnten ebenfalls überlegen, ob sie zu Prime wechseln, weil die monatliche Gebühr weniger als die Hälfte beträgt. Diese Entscheidung sollte man nicht voreilig treffen, sondern sich Prime Music genau anschauen. Wir werden das in den nächsten Tagen tun.

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