Abschied von Windows XP : Jeder dritte PC ist eine tickende Zeitbombe
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Bill Gates im Jahr 2001 bei der Vorstellung von Windows XP in New York. Bild: ddp images/Newscom/UPI
Anfang April endet der Microsoft-Support für das 13 Jahre alte Betriebssystem Windows XP. Wer nicht aktualisiert, handelt fahrlässig und riskiert nicht nur die eigenen Daten.
Man sei vorsichtig, deshalb werde auch nichts passieren. Wer sich umhört, bekommt in der Regel diese Standardantwort, und meist ist noch nicht einmal das Problem hinreichend erkannt: Am 8. April kommt das letzte Sicherheitsupdate für das Microsoft-Betriebssystem Windows XP. Nach 13 Jahren ist also endgültig Schluss. Natürlich läuft der Rechner weiter, Windows XP wird wie gehabt funktionieren. Aber fortan spielt man va banque, man gefährdet nicht nur die Daten auf seinem alten Rechner, sondern auch das gesamte Heimnetz durch nur einen einzigen XP-Rechner hinter dem DSL-Router.
XP ist die unsicherste und am häufigsten infizierte Windows-Version, und es ist derzeit auf jedem dritten internetfähigen PC installiert. Es wird nach einschlägigen Schadsoftware-Reports doppelt so häufig von Viren und Trojanern angegriffen wie die jüngeren Windows-Versionen. Mit dem Ende des offiziellen Supports wächst die Gefahr noch einmal: Angreifer werden gezielt Schadsoftware für Windows XP entwickeln, als Vorlage dienen die Sicherheitsupdates für aktuelle Windows-Versionen. Neue Sicherheitszertifikate wiederum kommen nicht mehr in die alte Umgebung hinein, Widerrufe bleiben unter XP folgenlos, vermeintlich sichere Verbindungen sind es nicht mehr. Selbst mit noch so umsichtigem Verhalten wächst von Monat zu Monat die Gefahr, dass der Rechner gekapert wird. So gute Dienste XP in den vergangenen Jahren auch geleistet haben mag: Es ist Zeit für den Wechsel.
Drei Möglichkeiten: Ausmustern, aktualisieren oder abschotten
Bleibt man bei Microsoft, bietet ein aktuelles Windows 7 oder Windows 8.1 viele neue Schutzfunktionen. Etwa die Speicherverwürfelung, die Angreifern das Ausnutzen von Sicherheitslücken erschwert, oder die „Verbindlichkeitsstufen“, die quasi unterschiedliche Systemebenen für den Zugriff auf Betriebssystem und Benutzerdaten einziehen. Was aus unsicheren Quellen kommt (zum Beispiel Inhalte vom Web-Browser), darf nicht auf Benutzerdaten oder Systemprozesse zugreifen. Für Windows 7 stehen die Microsoft Security Essentials als Virenschutz zur Verfügung, in Windows 8.1 ist es der Defender. Beide Systeme sind gratis und bieten einen soliden Grundschutz, ohne aufdringlich zu werden.
Windows 7 und Windows 8.1 laufen selbst auf einem zwei oder gegebenenfalls drei Jahre alten Rechner hinreichend flott. Es muss nicht einmal die aktuelle Prozessorgeneration sein, bereits ein Core-2-Duo mit zwei Gigabyte Arbeitsspeicher ist allemal hinreichend. Der Umstieg bietet dann auch Anlass zum Wechsel auf eine 64-Bit-Version des Betriebssystems, die mehr Hauptspeicher verwalten kann.
Um das Sicherheitsrisiko Windows XP zu bannen, gibt es drei Optionen: ausmustern, aktualisieren oder abschotten. Rechner, die älter als drei oder vier Jahre sind, kann man getrost ausmustern. Ein Desktop-PC mit Core-i3 oder -i5-Prozessor, USB 3 und acht Gigabyte Arbeitsspeicher ist schon für weniger als 500 Euro zu haben. Wer die Kacheloberfläche von Windows 8.1 nicht mag, fährt gleich im Desktop-Modus hoch und genießt das schicke, flache Design.
Umzug von Daten und Programmen ist mühselig
Man macht hier nichts verkehrt, mühselig ist allein der Umzug von Daten und Programmen. Dazu einige Hinweise: Den Überblick, was unter XP installiert wurde, bietet die Systemsteuerung im Menüfeld Software. Mit einem Blick auf die letzten Zugriffe sieht man sofort, was seit Jahr und Tag nicht mehr aufgerufen wurde. Nun beginnt die Sucherei: Wo ist die Original-CD von damals, und vor allem: wo sind die Lizenznummern? Man prüfe zudem, ob die alten Schätzchen unter Windows 7 oder 8.1 überhaupt lauffähig sind, gegebenenfalls steht auch hier eine Aktualisierung an.
Ist der Lizenzschlüssel verlegt, helfen kostenlose Apps wie „License Crawler“ oder „Produkey“. Anspruchsvollere Werkzeuge, die einen automatisierten Umzug von einem Rechner zum anderen versprechen, können wir hingegen nicht empfehlen. Dazu gehört auch der von Microsoft gratis bereitgestellte Laplink-Assistent, der einem das Blaue vom Windows-Himmel verspricht.