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CES 2015 : Asiatische Zukunftsvision in Las Vegas

Der Präsident von Samsung, Boo-Keun Yoon auf der CES in Las Veags. Bild: dpa

Samsung drängt sich auf der Heimmesse der amerikanischen Technologiebranche in den Mittelpunkt. Einige der bekanntesten Konzerne der Vereinigten Staaten sucht man auf der Messe in Las Vegas hingegen vergebens.

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          Die CES ist die Heimmesse der amerikanischen Technologieindustrie. Und doch sucht man hier vergebens nach einigen der bekanntesten Konzerne der Vereinigten Staaten. Unternehmen wie Apple, Microsoft oder Google stellen nicht auf der CES aus. Sie sind nur indirekt vertreten, etwa weil ihre Software in den Produkten anderer Unternehmen eine wichtige Rolle spielt. Dagegen haben die großen asiatischen Elektronikkonzerne in Las Vegas eine massive Präsenz, und kaum ein anderes Unternehmen inszeniert sich mit so viel Aufwand wie der koreanische Apple-Rivale Samsung. Vor der Pressekonferenz, in der Samsung Messeneuheiten wie Fernseher und Haushaltsgeräte vorstellte, gab es wie gewohnt eine gewaltige Schlange. Und in diesem Jahr füllten die Koreaner sogar den einst von Microsoft besetzten prominenten Platz für die Eröffnungsrede am Montag, dem Vorabend des offiziellen Messebeginns.

          Roland Lindner
          Wirtschaftskorrespondent in New York.

          Der große Auftritt in Las Vegas kommt zu einer schwierigen Zeit, denn die Erfolgsgeschichte von Samsung ist zuletzt etwas ins Stocken geraten. Der Konzern musste erhebliche Gewinnrückgänge vermelden. Gerade das Smartphone-Geschäft, mit dem Samsung in den vergangenen Jahren für so viel Furore gesorgt und sich bestens neben dem amerikanischen Rivalen Apple behauptet hat, macht dem Unternehmen jetzt Sorgen. Samsung ist hier zum Gejagten geworden und wird vor allem von aggressiven chinesischen Wettbewerbern wie Xiaomi oder Lenovo unter Druck gesetzt.

          Das Internet der Dinge biete „unbegrenzte Möglichkeiten“

          In Las Vegas zeigen sich die Koreaner aber von alledem unbeeindruckt, und der für die Unterhaltungselektronik verantwortliche Boo-Keun Yoon trug in seiner Rede am Montag enorm dick auf. Er widmete seinen Vortrag ausschließlich dem „Internet der Dinge“, einem zentralen Thema der diesjährigen CES, mit dem die Anbindung von immer mehr Gegenständen ans Netz gemeint ist. Begleitet von dramatischer Musik, schwärmte Yoon seinem Publikum vor, welches Potential nach seiner Auffassung in diesem Trend steckt: Das Internet der Dinge biete „unbegrenzte Möglichkeiten“. Es werde nicht nur die Elektronikbranche, sondern jede Industrie revolutionieren. Und es habe das Zeug dazu, die ganze Gesellschaft zu transformieren. Und um seinen Aussagen mehr Gewicht zu verleihen, holte Yoon den amerikanischen Ökonomen und Soziologen Jeremy Rifkin auf die Bühne, der eine „Ära der Superkonnektivität“ ausrief.

          Die Vernetzung des Alltags ist nach Yoons Worten längst nicht mehr „Science Fiction“, sondern in vollem Gang. Der Manager beschrieb ein paar Szenarien, die Samsung mit seinen Produkten noch in diesem Jahr möglich machen wolle. Zum Beispiel wie das Smartphone morgens nach dem Wecken automatisch die Musikanlage einschaltet und Wetterinformationen auf dem Fernseher einblendet. Oder wie die heimische Musikanlage beim Nachhause kommen automatisch die Titel weiterspielt, die vorher auf dem Smartphone gehört worden sind.

          Offene Standards für das Internet der Dinge

          Für Samsung bietet die zunehmende Vernetzung die Aussicht, sich auf Gebieten zu positionieren, auf denen das Unternehmen bislang keine allzu große Rolle spielt. Zum Beispiel im Auto, ein in Las Vegas besonders hoch gehandeltes Revier für das Internet der Dinge. In Yoons Rede hatte der deutsche Autohersteller BMW einen Gastauftritt. Der dort für Fahrzeugelektronik verantwortliche Elmar Frickenstein beschrieb, wie Computeruhren und Tabletcomputern von Samsung mit den Autos seines Unternehmens verbunden werden.

          Yoons Vision von einer Vernetzung der Welt steht heute noch vor dem Hindernis, dass die digitalisierten Produkte oft nicht untereinander kommunizieren können. Er forderte daher in Las Vegas die ganze Branche auf, offene Standards für das Internet der Dinge zu schaffen. Für Samsung selbst will er die Vernetzung des Sortiments rasch vorantreiben. Bis zum Jahr 2017 sollen 90 Prozent der Samsung-Produkte mit dem Internet verbunden sein, bis 2020 sollen es sogar 100 Prozent werden. Auch Produkte aus der Hausgerätesparte von Samsung wie Backöfen würden vernetzt. Yoon gab aber zu, dass die Industrie dem Verbraucher noch demonstrieren müsse, welchen Nutzen diese Vernetzung für ihn habe. Der in Deutschland für die Samsung-Unterhaltungselektronik verantwortliche Kai Hillebrandt meint, für die Akzeptanz beim Verbraucher sei es wichtig, dass die Branche es mit der Vernetzung nicht übertreibt: „Es macht keine Sinn, irgendwelche blöde Sachen auf den Markt zu bringen,“ sagte er im Gespräch mit dieser Zeitung und nannte vernetzte Wasserkocher als Beispiel. Tatsächlich ist die diesjährige CES voll von bisweilen recht banalen Alltagsprodukten, die mit dem Internet verbunden werden.

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