
Playlist antik : Nach 50 Jahren
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Mehr als 40 Zentimeter breit, fast genauso tief und knapp 20 hoch. Saba HiFi TG 574 Stereo Bild: Walter Wille
Wie gelingt die Reise in die eigene Jugendzeit? Indem man das alte Tonbandgerät aus dem Keller holt. Eine Sternstunde in Nostalgie.
Ein Mordskasten im Nussbraun der Siebziger, rund zehn Kilo. So schwer hatte man das Ding gar nicht in Erinnerung. Mehr als 40 Zentimeter breit, fast genauso tief und knapp 20 hoch. Saba HiFi TG 574 Stereo, Hightech einer Ära, in der Elektrogeräte noch in Deutschland gefertigt wurden. Was mag das Gerät damals gekostet haben?
748 D-Mark, weiß das Internet. Ob das Tonbandgerät, erstmals seit Dekaden aus dem Keller hervorgeholt und in die Nähe einer Steckdose gebracht, noch funktioniert?
Und ob auf den Magnetbändern der Marken Agfa, Philips, Neckermann, Scotch und BASF noch was zu hören ist vom Rock, Pop und Soul, aufgenommen vor fast 50 Jahren, als der Teenager Stunde um Stunde vorm Radio den Lieblingsliedern auflauerte?
Deckel hoch – ein Riesenbandsalat kommt zum Vorschein. Meterweise hat sich das Band hat sich um die Antriebsrädchen gewickelt. So also endete damals der Gebrauch.
Mit dem Entwirren vergeht die erste Stunde Nostalgie. Dann Stecker in die Steckdose, Schalter gedrückt und – nichts. Vier Schrauben lösen, Boden entfernen, Blick ins verstaubte Innere, hm. Aha, eine der Sicherungen ist durch, das lässt sich mit Alufolie aus der Küchenschublade überbrücken. Abermals Startknopf, Brummen setzt ein. Erschreckend lautes Brummen. Dafür ist von der Musik praktisch nichts mehr zu hören. Die hat sich über die Jahrzehnte offenbar in Zeit und Raum verloren. Schade.
Aber gar nicht so schlimm. Denn es findet sich das zweckentfremdete Schulheft, in dem der Teenager seitenweise seine Aufnahmen dokumentiert hat. So lassen sich die Playlists der Schulzeit größtenteils wiederherstellen. Im Streamingdienst von Apple. Ja, früher war man wesentlich jünger. Aber auch die Gegenwart hat ihre guten Seiten.