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PowerShot GX3 von Canon : Kompakt, aber nichts für die Jackentasche

  • Aktualisiert am

Wirklich wuchtig: All-in-one Canon G3X Bild: Pardey

Mit der PowerShot G3X hat Canon eine Bridgekamera mit großem Zoom-Bereich und Ein-Zoll-Sensor vorgestellt. In Größe und Gewicht lässt sie so ziemlich alles hinter sich, was zur Kompaktklasse zählt. Die geballte Leistung hat ihren Preis.

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          Der Buchstabe G bedeutete bei einer Canon PowerShot schon immer besonders viel Leistung in einer vergleichsweise kleinen Kamera. Zu Zeiten einer PowerShot G9 - das war im Jahre 2007, die aktuelle Generation trägt die Bezeichnung G16 - steckte diese kleine schwarze Kamera als Immer-dabei-Apparat in der Jackentasche vieler Berufsfotografen. Das war so auch bei Profis, die ihrem Handwerk eigentlich mit der Spiegelreflex nachgingen, und zwar mit einer von der Konkurrenz. Zu dieser Zeit dominierte Canon das Segment der Zweitkamera für ambitionierte Anwender: Die wollten (und wollen) das eine oder andere mit der Jackentaschenkamera gemachte Bild unter die Ausbeute ihrer DSLR mischen können, ohne dass das gleich auffiel.

          Während die Konkurrenz nachzog mit klein, schwarz und leistungsstark, machte Canon die Genius-Modelle - für diesen Begriff steht das G nämlich tatsächlich - voluminöser. Unübersehbar wurde dieser Wandel der Baureihe spätestens, als 2012 die G1X mit dem 18,7 × 14,0 Millimeter großen 14-Megapixel-Sensor, also mit mehr Sensorfläche, als sie eine 4:3-Kamera hat, erschien. Und nun haben wir die PowerShot G3X auf dem Tisch mit einem 1-Zoll-Sensor: größer als der 1/1,7 kleine der G16 und deutlich kleiner als der Sensor der G1X Mark II.

          Die Bezeichnung Kompaktkamera hat das Modell verwirkt

          Für rund 900 Euro (Internetpreis wie Listenpreis) bringt die Neue vor allem ein bei 24-mm-Kleinbild-Äquivalent mit einer Anfangslichtstärke von 1:2,8 beginnendes 25fach-Zoomobjektive mit. Die optisch bildstabilisierten 600 Millimeter Kleinbildbrennweite (Anfangsöffnung 1:5,6) lassen sich - mit zunächst durchaus noch tolerierbarer Qualität - digital weiter aufbohren: Mehr als die 50-fache Anfangsbrennweite, also 1200 Millimeter Kleinbildäquivalent, die Canons ZoomPlus genannte Rechnerei liefert, sollte man allerdings nicht begehren. Machbar ist mit digitalen Mitteln und deutlichen Qualitätseinbußen eine Verhundertfachung der Anfangsbrennweite, also 2400 Millimeter aufs Kleinbild bezogen.

          Was bei 24 Millimeter Weitwinkel im Bildzentrum kaum zu sehen ist...
          Was bei 24 Millimeter Weitwinkel im Bildzentrum kaum zu sehen ist... : Bild: Pardey

          Nicht nur im Digic6-Bildprozessor mit beschleunigender Isaps-Technik (Intelligent Scene Analysis based on Photographic Space) muss dafür kräftig gearbeitet werden. Auch der optische Aufwand ist groß: 18 Linsen in 13 Gruppen mit mehreren ein- und beidseitigen Asphären und Linsen aus Gläsern mit anomaler Dispersion werden in dem mächtigen Tubus des nicht wechselbaren Objektivs bewegt. Klotzig steht es nahezu so dick, wie die G3X hoch ist, vor dem Kamerakorpus. Es ist das Objektiv, das dafür sorgt, dass die Kamera mit Maßen von rund 12 × 8 × 11 Zentimeter (Breite × Höhe × Tiefe) und einem Gewicht von knapp 750 Gramm die Bezeichnung Kompaktkamera an sich verwirkt hat. Das gilt zumindest, sofern dieser Begriff mit dem einer Jackentaschenkamera gleichgesetzt wird. Die G3X passt nicht mal in den ausgebeulten Parka.

          ....holen 1200 Millimeter Kleinbildäquivalent digital knackscharf heran.
          ....holen 1200 Millimeter Kleinbildäquivalent digital knackscharf heran. : Bild: Pardey

          Kompakt heißt ja nun aber eigentlich viel auf engem Raum. Bevor hier etwa das umfängliche Typenblatt mit all den zahlreichen Features der G3X heruntergebetet wird, noch schnell eine Anmerkung zu dem, was fehlt. Da wäre als Wichtigstes der optische Sucher, der für eine PowerShot G, gleichgültig, ob G16 oder G1X Mk.II, verpflichtend erschien. Für rund 260 Euro (Internetpreis) gibt es einen elektronischen Aufstecksucher, der das Thema Jackentasche endgültig ad acta legt. Demgegenüber erschien die Klage aus dem Netz, das 3,2-Zoll-Touch-Display sei zwar klapp- und kippbar, nicht jedoch in Selfie-Position umdrehbar, bei der praktischen Arbeit mit der G3X als völlig vernachlässigenswert.

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          Ebenfalls aus dem Netz stammt die Einschätzung, es handele sich bei der G3X um eine Reisekamera, „wenn die dicke DSLR daheim bleiben soll“. Das muss dann aber schon eine wirklich dicke DSLR sein, denn mit klappendem Spiegel gibt es schließlich längst eher zierliche Exemplare. Richtig aber wird die G3X wieder dem Namen Kompaktkamera gerecht, wenn man sich vergegenwärtigt, wie groß und schwer eine DSLR-Ausrüstung mit dem Brennweitenspektrum dieser Bridgekamera wäre. In diese Kategorie gehört die G3X tatsächlich: Sie ist eine All-in-one im Gewand der G-Serie - schwarz und leistungsstark, aber eben nicht mehr klein und leicht.

          Die Stärken dieser pfundigen Kamera, die selbstverständlich Rohdaten speichern kann, sind abgesehen vom beeindruckenden Zoombereich die hohe Qualität der maximal 20 Megapixel großen Bilder, ein flott arbeitender Autofokus, die bis ISO 12 800 reichende Empfindlichkeit, knapp sechs Serienbilder in der Sekunde, Full-HD-Video mit variabler Bildrate und manueller Einstellung von Blende, Belichtungszeit und ISO. Dazu hat die G3X auch noch allerlei Schnickschnack an Bord, um flink Clips zu drehen, die dann übers Mobilgerät und mittels App verbreitet werden können. Nicht zuletzt: Wer eine Canon Eos bedienen kann, findet sich auf Anhieb mt der G3X zurecht.

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