
Reichweitenproblematik : Zwei Prozent
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Mit dem Elektroauto wird vieles anders. Fernfahrten sind gewissenhaft zu planen. Sonst kommt man unter Umständen ganz schön in die Bredouille. In unserem Fall ist es gerade noch mal gut gegangen.
Das Elektroauto ist längst beim deutschen Autofahrer angekommen, es wird ähnlich geliebt oder gehasst wie seine Verbrenner-Pendants, nur ist der Umgang immer noch ein gänzlich anderer. Mit dem E-Auto unterwegs zu sein bleibt ein Abenteuer, wenn Grundregeln nicht beachtet werden. Zum Beispiel diese: Kannst du vor weiten Fahrten so viel Strom fassen, dass du ganz gewiss an dein Ziel kommst, tue dies auch.
Wir haben es versäumt und die vertraute ENBW-Station am Rasthof Bruchsal an der A 5 links liegen gelassen, bei 47 Prozent Akkustand laden erschien irgendwie unpassend. Ganz abgesehen davon, dass wir auch im Hotel in Karlsruhe nachts die Akkus hätten füllen können. Der Rasthof Bergstraße war stattdessen auserkoren, nur überrascht er mit einer einzigen, alten 50-kW-Ladesäule. Die ist frei, aber es kommt keine Verbindung zum so hübschen elektrischen Fiat 500 zustande. Also weiter.
Shell-Station Büttelborn. Hier tanken wir mit Testwagen oft und haben noch nie Elektroautos an den beiden vor einiger Zeit installierten, fixen Gleichstrom-Säulen gesehen, aber ausgerechnet jetzt stehen zwei dort, und ein BMW i3 wartet schon. Der Fiat meldet 33 Kilometer verbliebene Reichweite. 40 wären es ins Büro, etwas mehr nach Hause. Aber ein Freund mit Tesla und Wallbox wohnt genau 33 Kilometer weit entfernt, wie das Navi flugs ausrechnet.
Wir wagen es, setzen den Tempomat auf 80, ernten Kopfschütteln anderer Autobahnfahrer und kommen mit zwei Prozent Batterieladestand am Ziel an. Puh. Bliebe man auf freier Strecke liegen, hilft nur, professionelle Hilfe zu rufen. Konventionell abschleppen verbietet sich, weil die Steuerungselektronik leidet. Allenfalls ein paar Meter schieben ginge. Lieber nicht.