Übernachtung im Museum : Läuft der Dino nach Mitternacht?
- Aktualisiert am
Läuft der nach Mitternacht? Das New Yorker Naturkundemuseum veranstaltet regelmäßig Übernachtungspartys Bild: dpa
Einmal nachts durchs Museum streifen und schauen, ob das Dinosaurier-Skelett und der ausgestopfte Löwe wirklich wie im Film zum Leben erwachen? In New York geht das.
Ein leises Schnarchen zieht durch den Raum, irgendwo raschelt ein Schlafsack, und über all dem hängt ein lebensgroßer Wal. Auf grünen Feldbetten schlafen rund 250 Kinder und zahlreiche Eltern – und das mitten in einem der größten Naturkundemuseen der Welt. Stundenlang haben sie zuvor Schmetterlinge beobachtet, Igel gestreichelt, Dinosaurierskelette mit der Taschenlampe angeleuchtet, und zwischen ausgestopften Tigern, Löwen und Elefanten Fangen gespielt, bis um Mitternacht das Licht in der zum Schlafsaal umfunktionierten „Milstein Hall of Ocean Life“ ausging. Nur eine Frage blieb weiter unbeantwortet: Werden die Ausstellungsstücke wirklich alle um Mitternacht lebendig?
„Das ist unsere Weihnachtsmann-Frage“, sagt Leslie Martinez und lächelt geheimnisvoll. „Die Kinder fragen das immer wieder, aber wir sagen nie wirklich ja oder nein. Schließlich wollen wir den Spaß und die Aufregung ja nicht zerstören.“ Martinez organisiert seit rund sieben Jahren die Übernachtungspartys in dem vor mehr als 140 Jahren gegründeten renommierten American Museum of Natural History (AMNH) direkt am New Yorker Central Park – und sie weiß, dass fast alle Kinder, die hier herkommen, den Erfolgsfilm „Nachts im Museum“ gesehen haben.
In der Komödie von 2006 nimmt Ben Stiller einen Job als Nachtwächter genau hier im AMNH an und muss schließlich ohne Vorwarnung vor zum Leben erwachten Löwen fliehen und einem Dinosaurierskelett einen Knochen als Stöckchen zu werfen.
Erst die Regeln, dann das Vergnügen
Aber bevor das alles überprüft werden kann, erklärt eine der Organisatorinnen den Kindern die Regeln: „Ihr müsst euch an die Museumsvorschriften halten. Nicht rennen, nicht in den Ausstellungsräumen essen und immer schön Schuhe oder Pantoffeln anlassen. Seid ihr schon aufgeregt?“ Die Kinder sind an diesem Freitagabend gerade mit Schlafsäcken, Decken, Kuscheltieren gezogen. Einige halten die Eltern an der Hand.
Alle Besucher haben das Museum um diese Zeit längst verlassen. Normalerweise seien an einem Freitagabend höchstens noch ein paar Wachmänner, Putzfrauen und der ein oder andere Wissenschaftler im Haus, erklärt AMNH-Sprecher Michael Walker. Aber jetzt haben die Kinder das scheinbar unendlich große Museum, das vier komplette Straßenblöcke in Manhattan einnimmt und aus 26 miteinander verbundenen Gebäuden besteht, ganz für sich alleine. Ein paar Wachmänner kontrollieren zwar, greifen aber so selten wie möglich ein.
Den Zahn des Drachen abgebrochen
Passiert sei eigentlich noch nie etwas, sagt Organisatorin Martinez. „Einmal hat ein Kind einem Drachen in einer Sonderausstellung einen Zahn abgebrochen. Und klar geht mal jemand verloren, aber immer nur vorübergehend. Insgesamt haben wir mehr Probleme mit den Erwachsenen als mit den Kindern.“
Die sind gerade in die zwei Gruppen eingeteilt worden: „Dinosaurier“ und „Weltall“. Sie haben ein volles Programm, Besuch in einem museumsinternen Schmetterlingshaus, Sonderausstellung über Wale, einen Stand mit lebenden nachtaktiven Tieren, Abendessen mit Muffins und Obst und dann einen Besuch mit der Taschenlampe in der abgedunkelten Fossilienabteilung. Zwischendurch können sie je nach Lust und Laune durch das Museum streifen.