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Miley Cyrus' Hit „Flowers“ : Der Siegeszug der Single Ladies

Allein, aber in Yves Saint Laurent: Miley Cyrus im Video ihres neuesten Hits „Flowers“ Bild: Bestimage

Miley Cyrus ist zurück, single – und besser denn je. Ihr neuer Hit ist eine Hymne aufs Alleinsein und bricht Rekorde. Warum ist sie so erfolgreich?

          5 Min.

          Miley kann sich selbst Blumen kaufen, Miley kann allein tanzen gehen, und Miley kann sich selbst sowieso viel besser lieben. Miley kann ihren eigenen Namen in den Sand schreiben, Miley kann mit sich selbst stundenlange Gespräche führen, und Miley kann ihre eigene Hand halten. Miley kann übrigens auch ziemlich gut singen, allein durch irgendeine halb verglaste Villa tanzen, Miley kann fast alles – auch den neuesten und viral gehenden Break-up-Hit landen.

          Johanna Dürrholz
          Redakteurin im Ressort „Deutschland und die Welt“.

          „Flowers“ heißt das Stück, es ist Miley Cyrus’ erster Nummer-eins-Hit in den deutschen Charts und hat noch andere Rekorde gebrochen: „Es ist offiziell“, verkündete der Streamingdienst Spotify Ende Januar auf Twitter. „Der Rekord wurde von Miley Cyrus persönlich gebrochen.“ Soll heißen: Cyrus hat den Rekord, den sie zuvor aufgestellt hatte, eine Woche später selbst wieder gebrochen, mit demselben Song: „Flowers“ ist demnach der am häufigsten binnen einer Woche gestreamte Song in der Geschichte Spotifys. Das war er in der Woche davor auch schon.

          Musikalisch ist der Song recht eingängig, erinnert an Dua Lipas 2020 erschienenes Dance-Album „Future Nostalgia“: Da ist eine dominante Bassline, alles ist Upbeat, dann noch ein paar jamiroquaieske Streicher, die den Song untermalen – fertig ist der Hit. Was macht den Song nun so erfolgreich? Es geht nicht nur um Trennung, um das Feiern des Alleinseins, sagen die einen, sondern um Rache – manch ein Medium hat schon das Comeback der Revenge-Songs ausgerufen.

          Immerhin hat auch Superstar Shakira gerade ein Lied veröffentlicht, das auf Anhieb extrem erfolgreich war. Und in dem sie eher ungeschönt die Trennung von ihrem früheren Partner, dem Fußballer Piqué, besingt. Er habe eine Casio-Uhr gegen eine Rolex getauscht, singt Shakira etwa und meint damit wohl Piqués viel jüngere neue Freundin, also die neue Billo-Uhr am Arm des Ex. Und er habe einen Ferrari gegen einen Twingo getauscht – also schnelles Super-Edelmodell gegen mickrige Rostbeule. (Piqué konterte übrigens humorvoll: Er machte Werbung für Casio und fuhr in einem Twingo zum Training. Und postete das obligatorische Rache-Selfie von sich mit viel jüngerer Freundin.)

          Doch so offensichtlich sind Cyrus’ Lyrics nicht. Vordergründig geht es in „Flowers“ nämlich nicht nur um ihren Ex-Mann Liam Hemsworth, mit dem sie zwischen 2009 und 2019 – Promi-Style – eine On-off-Beziehung führte; am Ende waren sie sogar acht Monate lang verheiratet. Sondern es geht: um Miley Cyrus, die alles allein schaffen kann (siehe oben). Das Mantra der unabhängigen, toughen und nebenbei millionenschweren jungen Frau – es zieht. Und ist heutzutage vielleicht glaubwürdiger denn je. Und die Selbst­liebe am Ende („I can love me better“) macht den Song zur Selflove-Hymne zum Mitsingen. Für jeden, der schon mal verlassen wurde – und alle anderen auch.

          Die abgebrannte Villa in Malibu – eine Allegorie, die nur das Leben schreiben kann

          Um die Trennung geht es aber natürlich auch, Cyrus singt zum Beispiel: „We were good / We were gold / Kind of dream that can’t be sold“, also, dass sie ein gutes, ja goldenes Paar waren, es wie ein Traum gewesen sei, so einer, den man nicht kaufen (oder verkaufen könne). Eigentlich hatte Miley Cyrus ihre Trennung von Hemsworth allerdings schon besungen, in ihrer 2019, nicht lange nach der Trennung erschienenen Single „Slide Away“. Ein versöhnlicher Song, in dem Cyrus davon sang, dass es Zeit sei, weiterzugehen, sie müsse zurück zu den Lichtern der Stadt. Dazu verträumte E-Gitarre, Mileys Stimme, die sich zu dieser Zeit immer mehr ins Rockige entwickelte. Bei den MTV Video Music Awards stand sie damals allein vor einer Armada von Streichern, das Bild schwarz-weiß, sie im schwarzen Kleid, am Ende sang sie: „Es ist Zeit, dich loszulassen.“ Mehr Closure geht doch gar nicht?

          Oh doch, und wie! Gut dreieinhalb Jahre und einige erfolgreiche Hits später, kein Mensch rechnete noch damit, dass Cyrus überhaupt noch an irgendeiner Trennung zu knabbern hatte, kam dann „Flowers“. Weniger versöhnlich, mehr persönlich: „Wir haben uns ein Heim gebaut und dabei zugeschaut, wie es niederbrannte.“ Tatsächlich brannte die Malibu-Villa von Cyrus und Hemsworth während des Woolsey-Feuers 2018 in Kalifornien ab – eine Allegorie, die vielleicht nur das Leben schreiben kann.

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