Kauf-nix-Tag statt Kaufrausch : Eine Alternative zum Black Friday
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Vergangenen Freitag in Zürich: Menschen stehen am Black Friday Schlange, um in ein Geschäft zu kommen. Bild: dpa
Jährlich animieren Rabatte und Angebote in der sogenannten Black Week zum Kaufrausch. Eine Gegenaktion – der Kauf-nix-Tag – soll zum Nachdenken anregen.
Einen ganzen Tag lang nichts kaufen? Klingt machbar – wird allerdings schwieriger, wenn an diesem Tag das Internet, die sozialen Medien und die Schaufenster vor Angeboten explodieren. Denn jedes Jahr ist in den USA am Freitag nach Thanksgiving der Black Friday. Mittlerweile ist es sogar eine ganze Black Week, in der Geschäfte mit Rabattaktionen werben. An diesem Samstag wiederum ist „Kauf-nix-Tag“. Eine Gegenaktion, um unseren Konsum zu hinterfragen, zum Nachdenken anzuregen.
Auch Deutschland war diese Woche ein einziges Rabatt-Shopping-Event. Da gibt es die Fraktion, die schon Tage vor der Black Week ihren Onlinewarenkorb befüllt, um die Teile direkt beim Start zu ergattern. Laut einer Umfrage der Boston Consulting Group (BCG) ist der Black Friday vor allem bei den unter Fünfundzwanzigjährigen beliebt, auch um frühzeitig Weihnachtsgeschenke zu besorgen. In den USA sieht man jährlich erschreckende Szenen: um drei Uhr nachts vor den Shops anstehende, rangelnde und teilweise sich prügelnde Kunden bis hin zur Massenpanik.
Eine Shopping-Pause
„Alles in der Wirtschaft ist darauf angelegt, heute, jetzt, hier, sofort etwas zu kaufen“, befand der kanadische Künstler Ted Dave vor drei Jahrzehnten. „Ich war davon völlig erschöpft und dachte, vielleicht ist es eine gute Idee, endlich einmal eine Shopping-Pause einzulegen.“ 1992 rief er den „Buy Nothing Day“ ins Leben. Ein Zeichen gegen unsere Konsumgesellschaft. Mittlerweile wird er in über 60 Ländern organisiert – in Deutschland ist der Kauf-nix-Tag allerdings kaum bekannt. Hier wurde er vor Jahren von „Narra e. V.“ und der Konsumnetz-AG des Netzwerks Attac initiiert.
Es ist leiser geworden um die Ideengeber. Eine regionale Attac-Gruppe in Göttingen plant jedoch eine kleine Aktion. Sie verteilen selbst gemachte Taschen mit Flyern, Aufschrift: „Unüberlegte Einkäufe vergrößern den ökologischen Fußabdruck“. „Wir leben auf Kosten der Erde“, sagt Christine Rose, Mitglied der Attac-Regionalgruppe Göttingen. „Mit unserer Aktion wollen wir die Menschen anregen, ihr Handeln zu hinterfragen.“
Ein Fokus der Gegenaktion liegt auf den Auswirkungen von Modeartikeln auf die Umwelt. Viele Textilunternehmen werben zwar mittlerweile mit nachhaltigen Materialien und kontrollierten Lieferketten, aber Viola Wohlgemuth von Greenpeace sagt: „Fast Fashion wird nie nachhaltig sein.“ Reparieren, Mieten und Secondhand müsse „das neue Normal“ werden. Auch an diesem Samstag werden die Fußgängerzonen voll sein. Der Kauf-nix-Tag hat nicht genug Kraft für eine große Reichweite. Den Black Friday wird er nicht so schnell alt aussehen lassen. Ein bisschen Ernüchterung schadet aber nicht.