Ist das Sie noch zu retten? Und wollen wir das überhaupt?
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Der Anzug: Inzwischen kein Indikator mehr bei der Frage, wie man jemanden nun richtig anspricht. Bild: Lucas Bäuml
Immer weniger Menschen siezen sich – so ist zumindest die öffentliche Wahrnehmung. Dadurch duzen sich auch Leute, die eigentlich lieber eine höfliche Distanz bewahren wollen. Verschwindet das Sie bald ganz?
Im Beruf von Alex Meil gibt es Momente, da setzt er ganz aufs Du. Er arbeitet als Projektmanager bei einem Computerhersteller und berät manche seiner Kunden zu Cybersicherheit. „Da versuche ich immer zu duzen, damit sich der Kunde abgeholt fühlt.“ So ist, wenn der Ernstfall eintritt, seiner Erfahrung nach das Vertrauen größer. „Wenn ein Kunde gehackt wurde, ist er natürlich panisch und zweifelt alles an. Wenn ich ihn duze, nimmt das Angst.“
Lösungsvorschläge bringt der 31-Jährige unterschiedlich an, je nachdem, ob er den Kunden siezt oder duzt: „Beim Du erzähle ich mehr aus der Praxis“, sagt er. Mit den Worten „so unter uns“ reiße er dann auch mal unverbindliche, eigene Ideen an, die keinem vorgegebenen Schema entsprechen. Anders, wenn er mit dem Kunden per Sie ist: „Da achte ich auf unsere Vorgaben und stelle nur die offiziellen Lösungen vor.“ Einen Graubereich gebe es nicht, wenn man sich siezt – der Kunden könne einen dann im Nachhinein auf jede vorgeschlagene Möglichkeit festnageln.
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