Dan Stevens im Interview : „Robin Williams hat mich stark beeinflusst“
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Dass Sie „Unorthodox“ bereits gesehen hatten, zeigt natürlich, wie kurzfristig „Ich bin dein Mensch“ im vergangenen Jahr umgesetzt worden sein muss...
Oh ja, das ging wirklich schnell. Im März war ich noch in New York und stand kurz vor der Premiere eines neuen Theaterstücks am Broadway. Doch dann kam die Pandemie, alles wurde abgesagt und ich flog zurück zu meiner Familie nach Los Angeles. Einige Wochen später lernten Maria und ich uns via Zoom kennen – und kurz darauf saß ich zum ersten Mal seit Monaten draußen in einem Café in der Berliner Junisonne, um mit ihr den bevorstehenden Dreh zu besprechen. Das war ziemlich surreal, denn ich hatte davor eigentlich seit März das Haus nicht mehr verlassen.
Ist es richtig, dass Sie sich für die Darstellung des romantisch programmierten Roboters Tom an Cary Grant und Jimmy Stewart orientiert haben?
Das waren auf jeden Fall Vorbilder, über die Maria und ich gesprochen haben. Wenn man an das Spiel der beiden denkt, dann sieht man da immer eine enorme Klarheit und Direktheit. Cary Grant zum Beispiel war gerade in seinen romantischen Rollen immer ziemlich witzig, aber auch auf eine aus heutiger Sicht beinahe künstliche Weise makellos. Das fand ich für einen Roboter sehr passend. Abgesehen davon dass die Vorstellungen, die Tom beziehungsweise sein Algorithmus von Romantik und Liebe hat, ja sicherlich auch von den klassischen romantischen Komödien aus Hollywood geprägt ist. Oh, die Frau ist traurig, also bringe ich ihr Blumen mit! Solche Automatismen aus den Geschichten von damals waren jetzt sehr passend für Tom.
Stichwort Vorbilder: Wer hat Sie selbst geprägt in Ihrem Werdegang als Schauspieler?
Da gab es natürlich viele. Jimmy Stewart ist sicherlich eine Art Vorbild gewesen. Meine Mutter und ich haben viele seiner Filme geguckt, als ich klein war, und mich hat immer beeindruckt, wie in all seinen Rollen eine Art süßer Tragik mitschwang. Noch mehr beeinflusst hat mich aber vielleicht die Arbeit von Robin Williams. Die unglaubliche Vielfalt seiner Filme fand ich immer bemerkenswert. Er konnte sein Publikum zum hysterischen Lachen bringen wie kaum ein anderer, aber in anderen Rollen auch zu Tränen rühren. Dieser Bandbreite wollte ich stets nacheifern.
Tatsächlich ist auch die Bandbreite Ihrer Rollen enorm und reicht vom Disney-Blockbuster „Die Schöne und das Biest“ über eine Comic-Adaption in Serienformat wie „Legion“ bis hin zu sperrigen Independent-Filmen wie „Her Smell“ oder dem Horrorthriller „The Rental“, der bei uns gerade auf DVD erschienen ist. Steckt hinter dieser Vielfalt Methode?
Nicht prinzipiell. Ich mag Abwechslung, aber ich suche nicht ausschließlich nach Rollen, die sich möglichst stark voneinander unterscheiden. Vielmehr sind es immer wieder ähnliche Faktoren, nach denen ich meine Projekte auswähle. Manchmal ist es ein bestimmter Regisseur, mit dem ich unbedingt arbeiten will. Oder die Rolle selbst ist unwiderstehlich, weil sie mich vor schauspielerische Herausforderungen stellt. Und manchmal ist einfach ein Drehbuch fantastisch geschrieben und mich interessieren die Themen, um die es geht. Bei „Ich bin dein Mensch“ war es auf jeden Fall letzteres, zumal das Timing einfach stimmte. 2020 standen gesellschaftlich so viele Fragen im Raum, die letztlich den Kern der menschlichen Existenz berührten. Da war ein solches Drehbuch, das sich auf leichtfüßige Weise mit ganz ähnlichem beschäftigt, einfach passend.
In einem Fragebogen des britischen Guardians haben Sie vor einigen Jahren mal gesagt, Ihre größte Schwäche sei es, sich nicht entscheiden zu können. Grübeln Sie also bei jedem Rollenangebot, ob Sie zusagen sollen?