Duft von Lobby bis Spa : Wieso Hotels jetzt eigene Parfums kreieren lassen
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Der Duft muss passen: Das Hotel Cervo hat einen eigenen kreieren lassen. Bild: PR/Christian Pfammatter
Eigene Duft-Kreationen sind für Hotels mittlerweile so wichtig wie gutes Personal. Ein Parfum bleibt mehr in Erinnerung als ein Designer-Sessel.
Gewöhnlich duftet erst die Lobby. In Zermatt dringt bereits in der Talstation der Sunegga-Bahn angenehmer Duft in die Nase der Hotelgäste des Cervo Mountain Resorts. Statt des typischen Bergbahngeruchs, ein dumpfes, bisweilen stechendes Gemisch aus Öl, Bremsflüssigkeit und Gummi, kurz: Autowerkstatt, nimmt der Besucher leichte Schwaden von Zedernholz, Patschuli und Moschus wahr. Warm, weich, würzig mit einer angenehmen, fast subtilen Frische, die die schweren Noten des Orients begleiten.
Man könnte es einen Coup nennen, der dem Besitzer des Cervo Mountain Resorts, Daniel Lauber, damit gelungen ist. Nicht nur die Kreation seines außergewöhnlichen Dufts, sondern vor allem die Strategie, die Zermatter Bergbahn gleich mit ins Hotelmarketing zu integrieren. Dass nämlich nicht nur sein Hotel seit der Renovierung im vergangenen Jahr von der Lobby bis ins Spa nach „Beyond Exploring No 6“ duftet, sondern eben auch der Weg dahin. Man muss wissen, Laubers Hotel, die Lodges, liegen oberhalb des Schweizer Bergdorfs, am Waldrand. Und statt des steilen Aufstiegs wählt der Gast besser den Weg mit dem Lift, der über den Zugang der Sunegga-Bahn zu erreichen ist. „Und, ja“, sagt Lauber, „es kamen schon Skifahrer ins Hotel, die dem Duft gefolgt sind und nur für ein Getränk einkehrten“. Besser geht’s kaum.
Düfte bleiben eine Ewigkeit im Gedächtnis
Mittlerweile nutzen Hotels auf der ganzen Welt die verführerische Macht der Düfte. Für Fünf- und Vier-Sterne-Häuser, aber auch für kleinere Boutique-Hotels gehört es inzwischen zum guten Ton, die Gäste außer mit visuellen Reizen und gutem Service mit einem weiteren Medium – Duft – ans Haus zu binden. „Visuelle Eindrücke verblassen mit der Zeit, Gerüche hingegen bleiben mitunter eine Ewigkeit im Gedächtnis haften und werden noch Jahre später wiedererkannt“, sagt der Duftproduzent Robert Müller-Grünow. Sein Unternehmen „Scentcommunication“ hat mehrere Tausend Düfte im Archiv. Müller-Grünow entwickelt Duftkonzepte und die dazugehörige Technologie für Supermarktketten, Automobilindustrie, Verkehrsunternehmen. „Mir fällt kaum eine Branche ein, für die ich noch nicht gearbeitet habe. Hoteldüfte zu entwickeln sind in der Regel besonders schöne Aufträge.“ 100 Hotels hat er mittlerweile olfaktorisch ausgerüstet, von großen Luxus-Ketten wie Park Hyatt und Four Seasons bis zu inhabergeführten Häusern wie das Hotel „Sans Souci“ in Wien mit seinen grasigen Noten.
Während sich die amerikanische Hotellerie bereits seit den Achtzigerjahren die Erkenntnisse der Wahrnehmungs- und Emotionspsychologie zu Nutze macht, setzte der Trend hier erst vor 15 Jahren richtig ein, parallel zur Erforschung des menschlichen Riechens durch Professor Hanns Hatt, Biologe und Mediziner an der Ruhr-Universität in Bochum. Jahrzehnte untersuchte er die Wirkung von Gerüchen auf Menschen, Tiere, Lebewesen bis hin zu menschlichen Spermien. „Der Duft spielt bei jeder Entscheidung der Menschen eine wichtige Rolle. Der Riechnerv endet im limbischen System, jenem Areal im Gehirn, das für die Verarbeitung von Emotionen zuständig ist. Wann immer wir also einen bestimmten Duft wahrnehmen, bringt das Gedächtnis uns den Moment zurück, an dem wir ihn das erste Mal erlebt haben, aber auch die damit verbundenen Emotionen, gute wie schlechte.“