Schlicht ein Stück Status : Taschen aus den zehner Jahren
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Die It-Bag der nuller Jahre hatte in den zehner Jahren auf einmal ausgedient. Für das modebewusste Publikum begann die Suche nach einzigartigen Stücken, die vor allem eines gemeinsam hatten: schnörkellose Schlichtheit.
Auf die Gefahr hin, jetzt einige Auto- und Modefans unter unseren Lesern zu verärgern: Es gibt schon Parallelen zwischen einem schönen Sportwagen und einer It-Bag. Klar, Fertigung und Form sind nicht ganz unwichtig. Aber die traurige Wahrheit lautet auch: Zylinder und Hubraum oder Straußenleder und von Hand gesetzte Nähte sind am Ende egal, wenn der Schriftzug auf der Heckklappe oder auf der Schließe nicht der richtige ist. Wenn man sich, wie es so schön heißt, mit der DNA der Marke einfach nicht identifizieren kann.

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Ob ein Sportwagen oder eine It-Bag als Statussymbol taugt – darüber entscheidet meist einfach das Logo. In den zehner Jahren ist das in der Mode gewiss nicht unwichtiger geworden. Die Streetwear-Fraktion, namentlich Supreme, Off-White und Vetements, die Luxusmarke Gucci, selbst ein vergleichsweise verschlafenes Unternehmen wie Levi’s – allen hat die schamlose und ständige Selbstreferenz auf T-Shirts und Hoodies und Kappen und Gürteln überirdischen Reichtum beschert.
Dennoch, oder gerade deshalb, ist noch etwas anderes passiert: Die It-Bag der nuller Jahre hatte in den zehner Jahren auf einmal ausgedient. Was Bottega Veneta früh aussprach, schon in den Siebzigern mit dem Slogan „When your own initials are enough“, mag in den Jahren des It-Bag-Hypes umgedeutet worden sein. Jeder, der sich mal fünf Minuten mit einer „Elle“ beschäftigt hatte, konnte das Intrecciato-Muster als Entwurf von Bottega Veneta identifizieren.
In den zehner Jahren aber wurde es komplizierter: Denn die modebewusste Klientel begann Status über Stücke zu definieren, die nicht innerhalb weniger Wochen auf dem Radar von Fußballergattinnen landen würden. Dafür mussten die Stücke schlicht sein. Wer es sich leisten konnte, lief mit einer fast logolosen Céline herum, wer ein begrenztes Budget hatte, wählte eine A.P.C. – die Betty ist eines der neueren Modelle dieser Marke.
Oder man nimmt eine PB0110: Philipp Bree – Bree wie die Taschen – erkannte früh den Hang zu Anti-Hype-Taschen und begründete damit seine Marke. Auch Jonathan Anderson, seit 2013 bei Loewe tätig, hält zu viel von Mode, um einfach ein Logo zu setzen. Auf der nächsten abgebildeten Tasche ist es sanft geprägt.
Die Taschen von Staud und Wandler (beide über Matchesfashion) erkennt man längst an ihrer Form, dem Eimer oder dem U.
Und selbst Tory Burch, deren Logo früher in den Vereinigten Staaten auf jedem zweiten Paar Designer-Ballerinas saß, hat zu Schlichtheit gefunden. Man kann das Modell natürlich auf dem Beifahrersitz ablegen. Aber an den Lenker eines Fahrrads, eines ebenfalls neuen Statussymbols, passt es auch.