Kooperation mit DCW éditions : Eine ganz besondere Leuchte
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Sebastian Summa ist eigentlich ein ausgebildeter Schmied. Bild: Foto Jules Villbrandt / Anne Schütz
In einem alten Berliner Gewerbeviertel hat der Designer Sebastian Summa persönliche Freiräume gefunden. Sie ermöglichen es ihm, ganz besondere Leuchten zu gestalten.
Es gibt sie noch, die Idylle in Berlin. Zum Beispiel in Weißensee im Nordosten der Stadt. Von der Straßenbahnhaltestelle aus zweimal abbiegen, und plötzlich stehen links und rechts der Straße rote Backsteinhäuschen mit grünen Dächern, dahinter höhere Gebäude und ein Schlot. Alle paar Meter gibt eine Hofeinfahrt den Blick frei auf alte Autos, Müllcontainer, Plastikstühle, Materialstapel, Pflanztöpfe. Die Ruthenbergschen Höfe sind ein Relikt des Industriezeitalters, das dank eines vernünftigen Eigentümers der Gier des Immobilienmarkts entzogen wurde. Autowerkstätten, Handwerksbetriebe, Künstlerateliers: In dem Gewerbeviertel lässt sich gut beobachten, was für eine lebendige Mischung gemäßigte Mieten entstehen lassen.
Auch Sebastian Summa genießt die postindustrielle Idylle. Der Designer hat sich mit zwei Kollegen in einem der Häuschen eingerichtet, im Erdgeschoss eine Werkstatt, unterm Dach Büros. Vor der Tür wachsen Tomaten in Kübeln, Kater Josh schaut zwischendurch nach dem Rechten. „Das ist etwas ganz Besonderes hier“, sagt der Neunundvierzigjährige. „Die Freiräume!“
Hier hat Summa die Ruhe, die er braucht. Denn um die richtige Form für seine Entwürfe zu finden, muss er sie über längere Zeit vor Augen haben. Der Produktdesigner und ausgebildete Schmied betrachtet die verschiedenen Prototypen immer wieder, bis er Klarheit hat, welche Form die beste ist. „Das habe ich als Methode für mich gefunden.“
Alles andere als improvisiert
So auch bei der großen Leuchte, die in der Werkstatt hängt. Ein Bündel aus zehn Leuchtstoffröhren, wie beiläufig in zwei Metallringe gelegt, unter der Decke schwebend. Die französische Leuchtenmarke DCW éditions hat die Leuchte unter dem Namen NL12 gerade neu auf den Markt gebracht. Hier in der Werkstatt, vor unverputzten Wänden, kommt sie vielleicht am besten zur Geltung: mehr spontane Geste als ausgeklügeltes Produkt. Es wirkt fast improvisiert, wie die Glasröhren locker aufeinander gestapelt sind.
Natürlich ist die lässige Geste alles andere als improvisiert, sie ist sogar recht ausgeklügelt: Damit das Röhrenbündel als Leuchte funktioniert, entwickelte Summa mit den Ingenieuren von DCW éditions eine Konstruktion aus verspiegelten Scheiben. Sie halten die Röhren sicher und beinahe unsichtbar zusammen. Der Strom wird ebenso unsichtbar durch die stählernen Ringe der Aufhängung geführt. Das Leuchtmittel steckt in der mittleren Röhre, die anderen streuen das Licht lediglich. „Auf den ersten Blick scheinen alle zu leuchten“, sagt Summa. „Das ist eine kleine eingebaute Überraschung. So etwas mag ich.“
Das Unternehmen DCW éditions, das vor allem durch Leuchten von Bernard-Albin Gras und Bernard Schottlander bekannt wurde, kam durch Zufall auf Summa. DCW-Gründer Frédéric Winkler entdeckte eine seiner Leuchten auf den Fotos eines Interieurs – und wollte sie sofort produzieren. Mit dem Org genannten Modell – ein der NL12 verwandtes Konzept – begann die Zusammenarbeit.
Voraussichtlich Ende 2023 soll die nächste gemeinsame Leuchte auf den Markt kommen. Auf dem Blechschrank in der Berliner Werkstatt stehen Gipsmodelle des neuen Entwurfs. Große, bauchige Objekte, von Summa immer wieder prüfend betrachtet. „Ich habe lange an den Radien gearbeitet, die Dimensionen verändert“, erzählt er. Doch mittlerweile habe er die perfekte Version gefunden. Auch sie kann aus der Idylle in die Welt entlassen werden.