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Survival Mode : Die Jacke denkt mit

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Der Solar-Windbreaker von Blue Loop Originals und Pauline van Dongen lädt auch das Handy. Bild: Roos van de Kieft/BlueLoop Originals/Wadden Society/Alta Devices

Die Modeindustrie arbeitet mit Hochdruck an schlauer Kleidung. Moderne T-Shirts können Puls, Atmung und Körperbewegungen messen, außerdem kann man an ihnen sein Handy aufladen. Es gibt auch schon Jacken mit integriertem Navigationssystem.

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          Es gibt jetzt T-Shirts, die Puls, Atmung und die Körperbewegungen messen können. Oder Jacken mit integriertem Navigationssystem. Oder Stoffe, die selbst die Konfektionsgröße ermitteln können. Von wegen atmungsaktive Materialien, in der Mode geht es nun zunehmend um echten technischen Fortschritt, und immer mehr Marken sehen genau dort ihre Zukunft. Kleidermacher sind sie schon. Jetzt wollen sie auch Technologiekonzern werden.

          Das Rad lässt sich in der Mode schließlich kaum neu erfinden. Coco Chanel befreite die Frauen in den zwanziger Jahren vom Korsett. Yves Saint Laurent machte in den sechziger Jahren den Hosenanzug für sie gesellschaftsfähig. Heute trägt man noch immer das Kleine Schwarze und Hosenanzug, Designern und Marken bleibt kaum etwas anderes übrig, als sich ständig auf frühere Jahrzehnte zu beziehen. Es gibt nichts, was es nicht schon gegeben hat, und mit großer Wahrscheinlichkeit hat man das so oder so ähnlich im Kleiderschrank. Begeisterung für Mode? Begehrlichkeit? Kommt auch deshalb immer schwerer auf. Um viel mehr als modische Zitate handelt es sich bei den kurzen monochromen Kleidern, die an die Sechziger erinnern, bei den Hosen mit Mega-Schlag wie in den Siebzigern, schließlich nicht.

          Neue, intelligente Stoffe denken mit

          Ganz anders sieht es da aus, wenn es um innovative Garne geht, darum, Stoffe klug zu nutzen. Die neuen, intelligenten Materialien haben mehr zu bieten als einen wärmenden, kühlenden oder angenehmen Trage-Effekt. Es sind sozusagen Stoffe mit Mehrwert, aus denen Teile gemacht werden, mit denen man nicht nur einen längeren Winterspaziergang überlebt, sondern einen Schneesturm oder einen Tag in der Wüste. Wenn sich immer mehr Menschen nach solchen Extrem-Erlebnissen sehnen, dann müsste ihnen diese wirklich funktionale Funktionskleidung gerade recht kommen.

          Zum Beispiel die Stoffe der Berliner Firma Fablab, die ein Gestrick entwickelt hat, das nach dem Vorbild der menschlichen Haut bei Kontakt mit Feuchtigkeit seine Oberflächenstruktur verändert. Praktisch, wenn man irgendwie auf die andere Seite des Flusses gelangen muss. Der Einfall des israelischen Unternehmens Like a Glove ist dagegen eher etwas für Menschen, die den Kauf einer passenden Jeans als traumatisierend empfinden. Der Stoff der Like-a-Glove-Leggings ermittelt die Maße des Trägers und hilft dabei, die passende Hose zu finden. Für das Vermessen zieht der Nutzer die Leggings an, der Stoff überträgt die Messergebnisse via Bluetooth auf ein Mobilgerät, auf dem die entsprechende App installiert ist. Mit Hilfe der App werden die Daten im Nutzeraccount von Like a Glove hinterlegt. Dieser Account wird dann mit Online-Shops verknüpft, so dass die Kleidergrößen mit den individuellen Maßen des Nutzers abgeglichen werden können.

          Das „Germinator Transit Jacket“ von Gravity Tank und Betabrand aus den Vereinigten Staaten schützt den Besitzer vor Viren und Bakterien, unter anderem durch ein antibakterielles Vlies, das über die Hände gezogen werden kann, bevor man einen Türgriff oder eine Rolltreppenhalterung berührt. Mysophobiker können aufatmen oder eben endlich wieder den Tragegriff eines Plastikkorbes im Supermarkt anfassen.

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