René Storck im Interview : „Exklusivität kann es nicht in riesigen Mengen geben“
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Nach der Show: René Storck mit seinen Models im Handelssaal der Frankfurter Börse. Bild: dpa
René Storck eröffnet in der Börse die Frankfurt Fashion Week. Im Interview verrät der Designer, warum der Ort bestens dafür geeignet ist, wie nachhaltig die Kollektion ist und warum es Exklusivität nicht in riesigen Mengen geben kann.
Herr Storck, Sie eröffnen die Frankfurter Fashion Week mit einer Schau in der Börse. Setzt Sie das unter Druck?
Nein, wir haben so viele Défilés gemacht, das liegt mir einfach. Für einen Designer ist es immer toll, alles, was in der Zeit davor entstanden ist, zusammenzubringen und zu vermitteln. Natürlich macht man sich Druck, aber der Druck schüchtert mich nicht ein.
Sie kommen unglaublich ruhig rüber.
Ich bin auch ruhig. Eigentlich immer. Innerlich sieht es da vielleicht anders aus, aber man braucht den Push, um die Energie aufzubringen. Man darf es auch nicht zu leicht nehmen. Eine gewisse Aggressionsenergie hilft, diese Kraftanstrengung zu bewältigen.
Wie viel Spaß haben Sie noch dabei?
Es gibt sicher Tage, in denen man einfach müde ist, aber es ist ja nur temporär und zudem eine besondere Zeit. Wir hatten zwei Jahre lang nur wenige Möglichkeiten uns auszudrücken, Leute zu treffen oder gemeinsam zu arbeiten. Das ist wie ein Release. Man kann endlich wieder richtig Gas geben. Ich empfinde das als absolut bereichernd – es gibt mir mehr Energie, als es mir nimmt.
Wann war Ihre letzte Show?
Das hier ist der erste Auftritt in Form eines Défilés seit vier Jahren. Die letzte Show war 2018 in der Sammlung Schack in München. Als wir danach wieder in Paris zeigen wollten, kam die Pandemie. Für ein kleines Unternehmen ist der Aufwand, eine Show zu machen, einfach unglaublich groß. Wir wollten jetzt aber einfach wieder damit beginnen und es hat sich alles perfekt ergeben.
Wie fühlt es sich an, statt in der Modemetropole Paris in Frankfurt zu zeigen?
Ich vergleiche das überhaupt nicht. Man muss das komplett unabhängig sehen. Wenn es um Mode geht, ist keine Stadt mit Paris zu vergleichen. Aber die Möglichkeit, meine Kollektion in meiner Heimatstadt in so einem Umfang und auf so einem hohen Niveau präsentieren zu können, hat mich schon fast euphorisiert.
Warum?
Die letzten Jahre waren für alle eine Zäsur. Das war eine unglaubliche Erfahrung, die wir auch kollektiv gemacht haben – besser: machen mussten. Wir hatten Zeit zu reflektieren: Solche Krisen zeigen oft Schwachpunkte und vielleicht auch Notwendigkeiten, etwas zu verändern. Das bringt Dinge oft nach vorne.
Was haben Sie in dieser Zeit festgestellt?
Mein Konzept und meine Haltung war es schon immer nachhaltig zu entwerfen und zu produzieren. Besonders in der Form, dass Dinge langlebig sind und mit Rücksicht auf Ressourcen und die Menschen, die sie anfertigen, hergestellt werden. Das massenhafte Produzieren von Sachen, die letztlich keinen Wert haben und an denen sehr wenige profitieren, ist Ausbeutung auf vielen Ebenen. Menschen mit wenig Geld werden Dinge verkauft, die keinen Gegenwert bieten. Genau das wollte ich nie machen.
Welchen Anspruch haben Sie an Ihre Mode?
Am Ende soll man ein Teil in der Hand haben und wissen, warum man dafür einen entsprechenden Preis bezahlt hat. Deshalb ist mein Designanspruch auch nicht, schnelllebigen Trends zu folgen oder auf vermeintliche Bedürfnisse zu reagieren, die uns vermittelt werden. Stattdessen denken wir langfristig und entwickeln Mode, die eine Gültigkeit hat, aufgrund hoher Qualität in den Materialien aber auch im technischen und gestalterischen Sinn.
Spielen aktuelle Trends bei Ihnen gar keine eine Rolle?