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Pharrell bei Louis Vuitton : Der Star-Designer

Pharell Williams bei einem Event in New York 2022 Bild: AFP

Pharrell Williams verantwortet künftig die Herrenkollektionen von Louis Vuitton. Eine überraschende – und logische – Entscheidung der Pariser Modemarke.

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          Louis Vuitton engagiert Pharrell Williams! Ja, klar, könnte man im ersten Moment denken – als Testimonial. So wie Lionel Messi und Cristiano Ronaldo jüngst in einer Louis-Vuitton-Kampagne über einer Partie Schach brüteten. Oder so wie sich die französische Schauspielerin Léa Seydoux seit Jahren mit dem Capucines-Modell der Marke fotografieren lässt.

          Jennifer Wiebking
          Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

          Aber die Sache mit Pharrell Williams und Louis Vuitton ist größer. Pharrell, wie er sich in seinem Hauptberuf als Musiker nennt, wird neuer Chefdesigner für die Herrenkollektionen. Diese Personalie gab Louis Vuitton am Dienstagabend bekannt. Pharrell tritt damit die Nachfolge von Virgil Abloh an, der im November 2021 an einer Krebserkrankung verstarb.

          Künftig soll der Neunundvierzigjährige also die kreative Vision vorgeben, soll er verantwortlich sein für den Look des Mannes – noch dazu im Herzen des gigantischen LVMH-Konzerns, der wiederum Bernard Arnault gehört, dem reichsten Mann der Welt. Die Eckdaten zeigen schon, dass das nicht irgendeine Aufgabe ist, schon gar nicht in Zeiten, da die Männermode immer wichtiger wird, weil unter Teenagern das Interesse für Stil keine Frage des Geschlechts mehr ist.

          Stirbt der Beruf des Modedesigners aus?

          Ein Gedanke im zweiten Moment: Aha, die Stars ersetzen jetzt also auch in den Top-Häusern die Designer. Könnte der Beruf des Modedesigners aussterben, nachdem der Begriff Modeschöpfer sowieso schon aus der Zeit gefallen ist? Da Vermarktung längst Verarbeitung übertrumpft? So einfach ist es im Fall Pharrell auch wieder nicht, denn der Neue bei Louis Vuitton ist ein guter Bekannter. Auf die Musik, so scheint es, folgte im Leben dieses Mannes auch immer schnell die Mode. Pharrell, 1973 in Virginia Beach geboren, als ältester von drei Söhnen einer Philippinin und eines Afroamerikaners, begann an der High School in den Neunzigerjahren mit Hip-Hop – und fand schnell zum Bling-Bling-Style. „Wir waren zuerst dagegen“, sagte er dem F.A.Z.-Magazin 2014 in einem Interview. „Aber dann haben wir auch damit angefangen. Ich habe meinen eigenen Schmuck gemacht, seitdem ich 21 Jahre alt war. Der war wirklich schlimm.“ Eine erste Kette sei von „Star Trek“ inspiriert gewesen. Seine Mutter habe sie aufbewahrt, so erzählte er damals.

          Ein Jahrzehnt später produzierte er mit den Neptunes unter anderen für Britney Spears, sang mit Jay-Z und spielte zu Sting Schlagzeug – und er gründete die Streetwear-Marken Billionaire Boys Club und Icecream. Und wieder ein Jahrzehnt später, Pharrell Williams hatte im Jahr zuvor mit „Happy“ seinen ersten Nummer-eins-Hit als Solokünstler gelandet, entwarf er für Adidas. Und noch mal ein halbes Jahrzehnt später stellte er eine Kollektion mit Karl Lagerfeld vor, kurz vor dessen Tod – für Chanel. Insofern ist es auch nicht weiter überraschend, wenn Louis-Vuitton-Chef Pietro Beccari jetzt davon spricht, dass er Pharrell „zurück zu Hause“ begrüße. 2004 lancierte er mit Marc Jacobs Sonnenbrillen, 2008 mit Camille Miceli Schmuck – in beiden Fällen für Louis Vuitton.

          Erster großer Auftritt folgt im Juni in Paris

          Reicht das für Pharrell, um künftig nicht mehr im Duett mit kreativen Vordenkern, sondern an der Spitze eines Teams eine Marke zu verantworten? Der erste große Auftritt ist im Juni bei den Herrenschauen in Paris. Die Bedeutung von geschlechterfluiden Entwürfen hat Pharrell immerhin schon früher als viele andere erkannt. „In Indien tragen Männer Ketten, in Afrika auch“, sagte Pharrell 2014 dem F.A.Z.-Magazin. Pharrell trug damals natürlich selbst schon längst Ketten.

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